„Keiner darf verloren gehen"
Der Auen-Kurier sprach mit dem Leiter des Christlichen Jugenddorfes Leipzig, Rainer Wischniewski

Auen-Kurier: Das Christliche Jugenddorf findet in Lützschena und Stahmein hohe Anerkennung für die hier mit Erfolg realisierten Projekte. Was ist das Anliegen der von Ihnen geleiteten Einrichtung?

Rainer Wischniewski: Unsere Arbeit erfolgt nach dem Leitmotiv: „Keiner darf verloren gehen". Wir kümmern uns aus einer christlich-morali¬schen Verantwortung heraus um Menschen, die etwas abseits von der Erwerbsgesellschaft stehen und leben müssen.
Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland unterhält 150 Jugenddörfer im gesamten Bundesgebiet, darunter eines in Leipzig. Es bietet Leistungen im Arbeits-, Sozial- und Bildungsbereich an. Jährlich sind ca. achtzig- bis hunderttausend junge Menschen und Erwachsene in Maßnahmen des CJD einbezogen.

Entfernung des Unrates aus dem Lober
1947 gründete der Pfarrer Arnold Dannemann das humanistische Christliche Jugenddorfwerk. Damals, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, scharte er von diesem verheerenden Inferno geschädigtejunge Menschen um sich, dazu Vertriebene und durch Ausbombung obdachlos gewordene Mitbürger und startete mit ihnen gemeinsam Projekte für Leben und Arbeiten.

AK- Wie hat sich das Jugenddorf Leipzig entwickelt, was sind in letzter Zeit herausragende Projekte?

R. Wit Unser Leipziger Christliches Jugenddorf wurde 1991 ins Leben gerufen. Wir sind nicht nur im Stadtgebiet von Leipzig präsent, sondern auch im Kreis Leipziger Land, im Muldentalkreis und im Landkreis Delitzch.
An unseren Projekten nehmen jährlich etwa 300 Leute teil, meist auf der Grundlage von Arbeitsbeschaffungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie durch Arbeit im Sozialbereich. Im vergangenen Jahr stand der erfolgreiche Abschluss des Wiederaufbaus und der Sanierung des Schlossgartens in Delitzsch im Mittelpunkt unserer Bemühungen.
In Lützschena haben wir uns vor allem auf einen Beitrag zur Restaurierung und Sanierung des Schlossparkes konzentriert, beispielsweise der Instandsetzung und dem Ausbau der Wanderwege. Vorher bemühten wir uns um die Verschönerung des Umfeldes am Bismarckturm.
Die Zielrichtung ist bei allen unserer Projekten im Grundsatz gleich: Wir wollen mit Bürgern, die vor Ort leben, die Attraktivität ihrer Ortschaften erhöhen und damit die Lebensqualität verbessern und den Erhalt und die Pflege historischer Bauten erreichen.
AK: Was sind die nächsten Vorhaben des Christlichen Jugenddorf Leipzig?
R. Wi: Wir stehen unmittelbar vor dem Beginn einer neuen Maßnahme. Sie beinhaltet die Fortführung der Arbeiten im Lützschenaer Schlosspark. Dafür suchen wir auch aus der Ortschaft interessierte arbeitslose Mitbürger, die gern in eine entsprechende Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme eintreten möchten. Da das Christliche Jugenddorf nur Träger der Maßnahme ist, müssten sie bei ihrem Vermittler im Arbeitsamt ihr Interesse an der ABM anmelden.
Weiterführend brauchen wir in den neuen Bundesländern auf Dauer Beschäftigungsprojekte, weil einfach auch in unserer Region nicht genü-gend neue Arbeitsplätze entstehen. Vor allem ältere Menschen, deren Schicksal uns besonders am Herzen liegt, werden da benachteiligt. Betonen möchte ich, dass es uns hierbei keineswegs um eine Konkurrenz zum ersten Arbeitsmarkt geht. Das Christliche Jugenddorf nimmt nur Projekte in Angriff, die zusätzlich realisiert werden und die vor allem im öffentlichen Interesse liegen.


AK: Herr Wischniewski, vielen Dank für das Interview. Das Gespräch führte Gottfried Kormann
Kontakt: Christliches Jugenddorf, Altes Dorf 1,04349 Leipzig-Portitz, Tel.: 034l-92l 1535

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