Familie Göhlitz nunmehr Besitzer des Bürgerhauses
Der historische „Heitere Blick" ist das Vorbild.
Familie Göhlitz sieht sich in ihrem Aufbauwerk bestätigt. Seit dem Januar
2002 ist sie Eigentümer des „Bürgerhauses" Am Elsterberg 7. Beim Verkauf
des Grundstücks durch die Stad Leipzig erhielt sie den Zuschlag. Die Zeit
als Pächter mit eingeschränkten Rechten ist zu Ende. Jetzt ist der Weg frei
für weitere dringend gebotene Rekonstruktionsarbeiten, besonders an der baulichen
Substanz des Hauses Dazu zeichnet sich die finanzielle Sicherstellung ab.
Der Neubeginn war schwer
1993 stiegen Bernd und Brunhilde Göhlitz und Sohn Andreas in die Gastronomie
des Lützschenaer .‚Bürgerhauses" ein. Damals wurde dessen Profil durch
die Schulspeisung bestimmt. Die Inneneinrichtung der Räume des gemeindeeigenen
Gebäudes war verschlissen, die Küche nicht mehr den neuen Anforderungen gewachsen.
Der Küchenbetrieb musste sogar aus hygienischen Gründen gesperrt werden.
Die neuen Pächter ließen sich von alledem nicht entmutigen. Hurtig gingen
sie ans Werk. Klar war allerdings von vornherein: Das „Bürgerhaus" musste
wieder Gaststätte werden, von der gesellschaftlichen Speisung allein lässt
sich gastronomisch nicht existieren. Als am 1. April 1994 diese Gaststätte
neu eröffnet wurde, „bürgerfreundlich und für jeden zugänglich", war
in nur fünf Monaten in Zusammenarbeit mit der Gemeinde ein beispielgebendes
Schmuckkästchen für Lützschena entstanden. In einer modernen, leistungsstarken
Küche wurde gekocht, sowohl für den Gaststättenbetrieb, als auch für die Versorgung
gesellschaftlicher Einrichtungen im Ort. Die neue Ausstattung der Gasträume
schuf eine familiäre Atmosphäre. Längst kehren wieder viele Familien aus nah
und fern im „Bürgerhaus" ein, es wird gern für Familienfeiern genutzt
und auch die Senioren fühlen sich dort wohl, das Stammpublikum erweitert sich
ständig. Fünf Jahre später wurde der Biergarten mit dem schönen Blick auf
die Elsteraue eröffnet, der sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut.
Die sichere Hand von Fachleuten ist spürbar
Lützschena gewann mit den Gastronomen Göhlitz ausgewiesene Fach¬leute. Bernd
Göhlitz, der Seniorchef, ist ein Koch aus Leidenschaft. In der ehemaligen
Leipziger HO-Ausbildungstättc für Gastronomen „Sachsenhaus" erlernte
er den Beruf. Seine Laufbahn begann als Jungkoch in der F100-,,Stadt Kiew'.
In den folgenden Jahren verwöhnte Bernd Göhlitz die Gäste als Küchenmeister
und Chefkoch in führenden Restaurants der Messestadt, er leitete selbst solche
Einrichtungen, war Lehrausbilder und einige Jahre auch Leiter eines großen
FDGB-Ferienheimes. Als Krönung seines vielseitigen Wirkens empfindet er die
Verleihung des Titels „Meisterkoch", verbunden mit der „Goldenen Meisternadel"
im Jahre 1988. Jetzt steht dieser Spitzengastronom hinter dem Tresen im „Bürgerhaus".
Auch Brunhilde Göhlitz ist gelernte Köchin, bis heute übt sie den Beruf in
der hauseigenen Küche aus. Maßgeblich beteiligt am gesamten Betrieb und seiner
weiteren Entwicklung ist Sohn Andreas als Juniorchef. Immer mehr entlastet
er die Eltern.
Bewahrung und Fortführung der Tradition.
Das Traditionsbewusstsein der Familie Göhlitz ist ausgeprägt, das Interesse
an der Geschichte stark, Das wird bereits in der Ausstattung der Gasträume
sichtbar. Dort finden sich nicht nur Bilddokumente aus der Geschichte Lützschena-Stahmelns
und des „Bürgerhauses". Begonnen wurde mit der Einrichtung eines „Sternburg-Kabinett..s",
das sich vorerst dem Werden und abrupten Vergehen des Schlosses und der bekannten
Brauerei widmet und jetzt systematisch auch mit Schrift- und Sachzeugnissen
aus der Geschichte der Familie Speck von Sternburg erwei¬tert werden soll.
Allein die Bierdeckelsammlung zum „Sternburg-Bier" ist sehenswert. In
den Gasträumen besteht eine „Napoleon-Ecke", an die Völkerschlacht bei
Leipzig erinnernd. Mit Reproduktionen seiner originellen Bilder wird des Münchner
Malers Carl Spitzweg gedacht und schließlich wird auch die Musik und dabei
vor allem das Werk Richard Wagners gewürdigt. Schaustücke gibt es auch zum
einstigen Leipziger Hotel „Fröhlich", das gesprengt wurde und zur Gose,
dem Leipziger Traditionsgetränk.
Die Traditionspflege im „Bürgerhaus" bezieht sich aber in erster Linie
auf die Geschichte des Hauses selbst. Über sechs Jahrzehnte, von 1888 bis
1948, war es als Gasthof „Heiterer Blick" im Besitz zweier Generationen
der Familie Schmeiber, die für Lützschena ein Juwel schufen, Dann begann die
weniger ruhmvolle Zeit seiner wechselvollen, zweckentfremdenden inhaltlichen
Funktionen. Als niveauvolles, idyllisch gelegenes Restaurant und als Ausflugsgaststätte
ward „heitere Blick" weithin bekannt, nicht zuletzt auch wegen seiner
wunderbaren Terrasse, auf der die Gäste in Ruhe die Natur genießen und sieh
am Auwald erfreuen konnten. Die ältesten Lützschenaer erinnern sich noch gern
daran. Originalgetreu soll dieser Terrasse bald neu erstehen
Das „Bürgerhaus heute"
Das Restaurant verfügt über Gesellschaftszimmer und einen Party Service. Das
„Bürgerhaus" betreibt eine ausdehnte Gemeinschaftsverpfle¬gung, beispielsweise
für die Kindereinrichtung „Sternchen", Es pflegt seinen attraktiven Biergarten
und bietet Oldtimer-Getränke an. Jeden Mittwoch treffen sich in einem der
Gasträume die Senioren zum Gedankenaustausch bei Kaffee und Kuchen. Das soll
unbedingt beibehalten werden. Auf jeden Fall ist das „Bürgerhaus einen Besuch
wert.