700 Jahre Lützschena – ein Rückblick

Wenn wir jetzt daran gehen, das im kommenden Jahr geplante Fest anlässlich der ersten urkundlichen Er-wähnung von Lützschena vor 725 Jahren vorzubereiten, dann ist es sicher nicht falsch, den Blick zurück zu wenden und zu schauen, wie die 700-Jahrfeier im Jahre 1978 verlaufen ist. Ein Grund ist zum Beispiel der, dass viele unserer heutigen Bewohner der Ortschaft Lützschena-Stahmeln damals noch nicht geboren waren oder erst später hierher gezogen sind, und mancher der Älteren wird gern daran erinnert werden, was für ein schönes Fest das damals war.
Die Vorbereitung lag vorwiegend in den Händen der Gemeindeverwaltung, welche unterstützt wurde durch ehrenamtliche Helfer, Betriebe, die BSG (Betriebssportgemeinschart) „Empor" Lützschena und die Reitsportgemeinschaft Gundorf, Am 15. Februar 1978 konstituierte sich eine Kommission, welche die Texte für eine Festschrift sowie eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes vorbereiten sollte. Die Festschrift konnte leider nicht erscheinen, da das damals notwendige Kontingent für Papier vom Rat des Kreises nicht bewilligt wurde. Dafür konnte die Ausstellung mit viel Unterstützung der Lützschenaer gestaltet werden. In den Kolonnaden hinter dein Gasthof wurde vor den Festwochen ein Organisationsbüro eingerichtet, welches die Vorbereitungen in den Händen hielt, aber auch Eintrittskarten für die Kulturveranstaltungen, Plakate und Souvenirs verkaufte und für Auskünfte zur Verfügung stand.
Die Feierlichkeiten wurden eröffnet mit einem Festakt des Gemeinderates am 6. September 1978 im Saal des damaligen Kulturhauses, heute wieder besser bekannt unter der Bezeichnung Gasthof, also des Gebäudes, welches 1826 erbaut wurde, zum Abriss vorgesehen ist und jetzt einen Schandfleck im Ortsteil darstellt. In den folgenden Festwochen fand nun eine Vielzahl von Veranstaltungen statt, wobei die Schwerpunkte in den Bereichen Kultur und Sport lagen. So fand u.a. am 13. September ein Wilhelm-Busch-Abend statt, am 18. September ein Gastspiel des Landestheaters Halle, der Abend des 20. Septembers bot einen Dia-Vortrag zu Naturschutzge-bieten in der DDR, am 22. September trat Ursula Schmittcr von der Leipziger Pfeffermühle mit Chansons auf, ein Kaffeekonzert mit der getanzten Mode-Revue- Leipzig gab es am Nachmittag des 24. September und die Musikschule Leipzig-Land gestaltete unter Leitung unseres Lützschenaer Siegfried Winkler am 25. September ein Konzert. Als am 2. Oktober 1978 das Fuhrmann-Trio des Gewandhauses Kammermusik von Haydn, Schostakowitsch und Schubert. zu Gehör brachte, war der Saat des Kulturhauses rappelvoll.
Insgesamt gab es 13 derartige Veranstaltungen, daneben zwei Filmabende, Puppenspiel für die Kleinen in der Turnhalle und eine Jugenddiskothek. Musikbegeisterte fanden sich in Vorbereitung des Jubiläums zusammen, um mit ihren Volksmusikinstrumenten einen Beitrag zu leisten, Am 23. September traten sie im Vorfeld eines Tanzabends im Kulturhaus auf - der Klampfenchor war nach einer längeren Zeit seiner Untätigkeit wieder vorhanden. Die Begeisterung, welche zu seiner Neuentstehung führte, war so stark, dass die Volksmusiker auch heute noch Kraft daraus schöpfen und ihr zu verdanken ist, dass diese Gemeinschaft weiterhin aktiv ist und man sie z.B. bei den jährlichen Sport- und Heimatfesten hören kann.
Beim Sport dominierte neben den obligatorischen Fußballspielen der Pferdesport das Geschehen. Auf der Reitsportanlage östlich des Schlossgeländes wurden am 16. und 17. September ein DDR-offenes Reit-, Spring. und Fahrturnier ausgetragen, ebenso die Bezirksmeisterschaft der reit- und fahrsportlichen Disziplinen. Ein K-Wagen-Rennen und volkssportliche Disziplinen lassen sich in diese Kategorie einordnen, vielleicht auch der Skatabend am 29. September, das Pudelrennen mit Pudelschau. Und wie auch heute noch üblich, haben die Sportler gefeiert. Gelegenheit dazu gab es beim Sportlerball am 27. September, aber auch bei den verschiedenen Frühschoppen, die begleitet wurden, einmal mit tschechischer Blasmusik, ein anderes Mal mit Artistik und Zauberei.
Ihren Höhepunkt erreichten die Feierlichkeiten am 1. Oktober 1978. Sowohl im Kulturhaus als auch im Festzelt auf dem Sportplatz wurde der Tag mit einem Frühschoppen eröffnet. Der Knüller des Tages war der Festumzug, welcher um 13.30 Uhr startete. Hier wurde die Geschichte des Ortes in lebenden Bildern dargestellt, wozu die Teilnehmer, vorwiegend aus den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr Lützschena, mit Unterstützung der Bühnen der Stadt Leipzig phantasievoll kostümiert waren. Mit Festwagen, die durch die Exportbrauerei Sternburg Lützschena, die LPG und die gärtnerische Produktionsgenossenschaft gestaltet wurden, stellte man das Wirtschaftsleben im Ort dar. Auf einer Freilichtbühne, die im Außengelände der Schule am Bildersaal errichtet wurde, trat anschließend das „Staatliche Ensemble für Sorbische Volkskunst" aus Bautzen auf, Ab 18,00 Uhr konnte man sich im Kulturhaus und dem Festzeit beim Tanzen austoben.
Den Abschluss der Festwochen bildete am 7. Oktober, dem damaligen Staatsfeiertag, ein Lampionumzug durch den Ort. Atemlos schauten die Besucher abends zu, als die Truppe der Brüder Weisheit dort ihr Programm der Hochseilartistik darbot. Anschließend, als es nun richtig dunkel geworden war, erleuchtete ein Höhenfeuerwerk die Szenerie.
Abschließend möchte ich bemerken: Nichts ist so gut, dass es nicht noch besser gemacht werden könnte! Und die 700-Jahrfeier war gut, trotz aller damaligen Probleme. Mit der Trägheit von Behörden werden wir essicher immer zu tun haben, und fehlte damals das Papier für die Festschrift, so ist es heute das Papier in Form von Geld. Letzterer Mangel läßt sich sicher, so meine Hoffnung, mit Hilfe spendenfreudiger Bürger und Sponsoren beheben. Was uns aber in großer Fülle zur Verfügung steht, das ist der Wille der Bürger und Vereine unserer Ortschaft, das Fest im Juli 2003 gut vorzubereiten, dazu einen eigenen Beitrag zu leisten. Erfährt also unser neu gegründeter Förderverein die nötige Unterstützung, dann wird die 725-Jahrfeier mit Sicherheit ein großer Erfolg und übertrifft das Fest vor 24 Jahren.
Horst Pawlitzky

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