Radwegekonzeption für Lützschena-Stahmeln in der Diskussion 

Der Auen-Kurier sprach mit Torben Heinemann, Abteilungsleiter im Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Leipzig über Schwerpunkte und Probleme der Konzeption 

 

Auen-Kurier: Herr Heinemann, am 14. April erläuterten Sie im Ortschaftsrat den Bearbeitungsstand der Radwegekonzeption für den Leipziger Stadtteil Lützschena-Stahmeln einschließlich der regionalen Anbindung.

Unsere Leser interessiert das Thema ungemein. Viele von ihnen benutzen leidenschaftlich gern ihr Fahrrad als zweckmäßiges und umweltfreundliches Verkehrsmittel. 

Ausgehend von den Schwerpunkten Ihrer Ausführungen im Ortschaftsrat, die im Auen-Kurier nachzulesen waren, bitten wir Sie um die Beantwortung ergänzender Fragen. 

Zunächst: Wann wird die befahrbare Verbindung nach Lindenthal und weiter zum Haynaer See hergestellt?  

 

Torben Heinemann: In der Stadtverwaltung wird eine Prioritätenliste der mittelfristig zu realisierenden Baumaßnahmen für Radverkehrsanlagen erstellt, die jährliche aktualisiert wird und die auch Maßnahmen aus Lützschena-Stahmeln umfasst.

Die vom Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln gewünschten Radwegeverbindungen werden dazu von der Verwaltung geprüft und hinsichtlich Kosten und der Realisierbarkeit untersucht. Geprüft wurden so z. B. die  

 

-Verbindung zwischen dem S-Bahn-Haltepunkt Lützschena in Richtung Lindenthal bis zum Knoten S 1/Gustav-Adolf-Allee und nach Wahren zur Pater-Gordian-Straße nördlich der Bahn,

-die Verbindung zwischen dem S-Bahn-Haltepunkt Lützschena in Richtung Hänichen über den Schrägweg am Bismarckturm vorbei südlich der Bahn,

-die Verbindung zwischen dem S-Bahn-Haltepunkt Lützschena in Richtung Stahmeln bzw. Wahren südlich der Bahn oder auch der

-Weg entlang der Straßenbahnlinie 11 ab Bahnstraße in Richtung Schkeuditz bis zur Stadtgrenze.

 

Generell möchte ich im Zusammenhang mit allen Anfragen zu möglichen Realisier­ungs­zeiträumen sagen, dass natürlich auch in anderen eingemeindeten Ortsteilen oder im übrigen Stadtgebiet ein erheblicher Bedarf bei Geh- und Radwegen besteht. Deswegen werden alle Baumaßnahmen neuer Geh- und Radwege nach Dringlichkeit z. B. der verkehrlichen Notwendigkeit oder der Verkehrssicherheit und der Realisier­barkeit, Baukosten und Kosten für notwendigen Grunderwerb, in eine Prioritätenliste eingeordnet. 

 

Hierzu gibt es eine große Liste mit rund 180 Maßnahmen in der Stadt, die mit der Fortschreibung des Handlungskonzeptes zur Förderung des Radverkehrs aktualisiert wird. Und in Anbetracht der schon genannten Prioritäten lassen sich die Baumaßnahmen in Lützschena-Stahmeln eher erst mittel- bis langfristig realisieren.

 

Der Haynaer Weg schließt östlich an den vorhandenen Weg entlang der S 1 an und ist auch durchgängig befahrbar, er ist allerdings abschnittsweise in keinem guten Zu­stand. Die Wegoberfläche besteht aus einer sandgeschlämmten Schotterdecke, wobei der Abschnitt südlich der Autobahn etwas besser zu befahren ist als der nördliche. Die Kollegen im Amt prüfen, wann eine Sanierung des Weges erfolgen kann.  

 

Auen-Kurier: Welche Radwegplanung gibt es straßenbegleitend an der Halleschen Straße und oberhalb der Straßenbahnlinie 11? Können Sie jetzt schon eine Aussage zur Realisierung einer solchen Planung treffen? 

 

Torben Heinemann: Wir haben gerade zur Schaffung einer Radwegverbindung zwischen Lützschena-Stahmeln und Lindenthal das in einer ersten Planung untersucht. Ziel war zu prüfen wie die Führung des Radverkehrs vom S-Bahn-Haltepunkt Lützschena über die Erich-Thiele-Straße und die Lindenthaler Hauptstraße zum Knoten Louise-Otto-Peters-Straße/Gustav-Adolf-Allee verlaufen könnte und wie die Verbindung zwischen der Bahnstraße und der Stadtgrenze südlich der S-Bahn und nördlich der Straßenbahntrasse der Linie 11 verlaufen könnte.

Wie ich schon sagte hängt die Realisierung nicht nur vom Geld, sondern von vielen Kriterien ab: Prioritätenliste, Dringlichkeit, Flächenverfügbarkeit usw. 

 

Auen-Kurier: Welche Planung gibt es für die Fuß- und Radwege südlich der S-Bahnlinie Leipzig-Halle, ist dazu ein Geländeerwerb vorgesehen? 

 

In der Vorplanung untersuchen wir  

 

1.        die Wegeverbindung vom S-Bahn-Haltepunkt Lützschena über den Radefelder Weg und Freirodaer Weg zum Schrägweg/Bismarckturm

und 

2.        die Wegeverbindung vom S-Bahn-Haltepunkt Lützschena über Äußere Auenblickstraße, Stahmelner Höhe und Druckereistraße nach Wahren in Höhe Pittlerstraße.

 

Grundsätzlich streben wir immer die Vermeidung von Grunderwerb an, um die Kosten zu senken, so dass wir den Ausbau auf bereits vorhandenen Wegen vorziehen. Detailliertere Aussagen zum Grunderwerb können erst im Anschluss an die ersten Planungen getroffen werden. 

Allerdings ist aber schon jetzt zu erkennen, dass vor allem die Verbindung vom S-Bahn-Haltepunkt Lützschena zur Äußeren Auenblickstraße größeren Grunderwerb erfordert. Dieser Abschnitt verläuft innerhalb des Geltungsbereiches des Bebauungsplanes E-77 Wohn- und Gewerbepark Stahmeln/VIII-Nordwest , wurde dort aber nicht  festgesetzt.

 

Auen-Kurier: Aktuell diskutiert wird die Verbesserung des Zustandes des Radweges zwischen Stahmeln und dem Friedhof Lützschena. Können hierzu Maßnahmen geplant und gegebenenfalls auch ausgeführt werden?

 

Torben Heinemann: Auch wenn wir nicht alle Diskussionen in den Ortschaftsräten mitbekommen, versuchen wir doch immer die Initiativen aus den Ortschafts- und Stadtbezirksräten aufzugreifen und auch im Hinblick auf eine Realisierung zu prüfen. Ggf. lassen sich dann auch mal einzelne drängendere Abschnitte realisieren. Im Anbetracht der Haus­haltslage erscheint mir das im Augenblick aber sehr schwierig bzw. nicht möglich.

Wenn aus Sicht der Ortschaftsräte also Handlungsbedarf gesehen wird, hilft es immer, uns den Abschnitt und das Anliegen genau zu beschreiben und wir prüfen dann, wie wir im Verkehrs- und Tiefbauamt zu einer Lösung kommen können. 

 

Auen-Kurier:        Wann kann die überarbeitete und ergänzte Radwegkonzeption für Lützschena-Stahmeln dem Ortschaftsrat zur Verfügung gestellt werden?

 

Torben Heinemann: Die einzelnen untersuchten Abschnitte zur technischen Realisierbarkeit können nach Fertigstellung, so wie bisher, vorgestellt werden. Grundsätzlich halte ich es aber auch für erforderlich die Maßnahmen im noch zu überarbeitenden Handlungskonzept zur Förderung des Radverkehrs zu aktualisieren und dann mit den Ortschaftsräten und Stadtbezirksbeiräten zu diskutieren und abzustimmen.

 

Auen-Kurier: Bitte nehmen Sie auch zu dem einstimmig gefassten Beschluss des Ortschaftsrates vom 19. Mai 2008 zum Radverkehrsbericht 2006 der Stadt Stellung. Der Beschluss  des Ortschaftsrates lautet:

 

Der Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln nimmt den Radverkehrsbericht 2006 zur Kenntnis, bemängelt aber, dass er nur in den Fachausschüssen Stadtentwicklung und Bau sowie Umwelt und Ordnung behandelt werden soll, der Ortschaftsrat jedoch nicht einbezogen wurde, obwohl im Bericht Dinge aufgenommen sind, welche ihn berühren. So sind in dem Abschnitt Maßnahmen in den neuen Ortsteilen auf Seite 20 für Lützschena-Stahmeln vier Vorschläge enthalten, die nicht mit den Forderungen des Ortschaftsrates übereinstimmen und nicht dem Stadtratbeschluss vom 18.4. 2007 (DS IV/2020 Schwerpunkte im Straßen- und Brückenbauprogramm 2006 2012, Anlage 5 Prioritätenliste Neubau von Radverkehrsanlagen) entsprechen oder veraltet und nicht realisierbar sind (Anschlussgleis der ehemaligen Brauerei vom Jägergraben zur Bahnstraße ist teilweise in Privatbesitz).

Daraus schlussfolgernd schlägt der Ortschaftsrat vor, dass an künftigen Beratungen mit Vertretern des Verkehrs- und Tiefbauamtes zu der Radwegesituation im Leipziger Nordwesten und besonders der Ortschaft Lützschena-Stahmeln auch der Radverkehrsbeauftragte der Stadt im Verkehrs- und Tiefbauamt teilnimmt, damit er nicht nur eine genaue Kenntnis der Lage erhält und diese sachlich richtig wiedergibt, sondern den Ortschaftsrat bei der Durchsetzung seiner berechtigten Forderungen mit seinen Mitteln unterstützt.

 

 

Torben Heinemann: Bei dem jährlichen Radverkehrsbericht handelt es sich nicht um eine Aktualisierung des Handlungskonzeptes sondern um einen Bericht zur Umsetzung des Hand­lungs­konzeptes zur Förderung des Radverkehrs vom 18.09.2002, quasi über den Erfüllungsstand, und weniger um die Planfortschreibung. Der Radverkehrs­be­auftragte der Stadt nimmt sicherlich gerne, wenn er dazu eingeladen wird, an den Beratungen im Ortschaftsrat zur Radwegesituation im Leipziger Nordwesten teil.

 

Auen-Kurier: Herr Heinemann, wir danken Ihnen für Ihre Informationen.

 

Werte Leser des Auen-Kuriers gern würden wir Ihren Standpunkt zu diesem Interview kennen lernen. Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung an die Redaktion des Auen-Kurier, Am Brunnen 4, 04159 Leipzig.