Lützschena vor 150 Jahren 1abschrift aus dem Tagebuch von Pfarrer Reichel - 1831 - 1863 Pfar­rer in Lützschena -Monat Oktober) Am 4. Oktober feierte ich meinen 61. Geburtstag am Grabe meiner den 1. ej. an Wassersucht verstor­benen Schwester, Frau Carolina Schmidt in Grimma. Am 13. Oct. berief uns, die Geistlichen u. Schullehrer der Ephorie Leipzig 11 deren Verweser, H. P. M. Volbeding nach Schönefeld zu einer Haupt-­Conferenz mit Gottesdienst, wei­teren Vorträgen u. Besprechungen in der Kirche u. gemeinschaftl. Mittagsmahle – einem schönen, erhebenden Feste!

24. Oct. Abends nach 6 U. schreck­te uns abermals Feuerruf: wohl wieder eine böse Hand hatte das Dach der Endersschen Wohnung auf dem anderen Knauthschen Gute zu Quasnitz in Brand

gesteckt; doch war Lehmdach unter den Strohschobern, auch Regen­feuchtigkeit allenthalben: so war das Feuer bald gelöscht u. kein großer Schaden angerichtet. Allein wer bürgt für die Zukunft! Tags darauf unternahm ich eine 4tag. Reise nach Langenweddingen (in der Börde) bei Magdeburg (in dessen Dom ich einem Missions- feste gelegendlich beiwohnte) zu dem Freunde meiner Jugend, F. Förster, vormal. Superrot. In Delitzsch, begleitet von meiner nun 17 j. Tochter.

Schon vor dem Reformat. Feste trat der Winter mit Schnee u. Frost (bis 60) so plötzlich ein, daß viele Oeconomen sich überraschen ließen u., einige Aussaaten noch unvollendet, viel Herbstfrucht an Rüben, Kartoffeln u. Kraut noch im Feld war, auch das noch vor- handene Herbstfutter alsbald fehlte, dafür theure Butter.