Ein Gespräch mit der Ortsvorsteherin, Margitta Ziegler

 

2008 war auch für Lützschena-Stahmeln ein an Ereignissen reiches Jahr. Der Ortschaftsrat hat ein umfangreiches Arbeitsprogramm bewältigt. Das neue Jahr 2009 bringt nicht weniger Aufgaben und Herausforderungen für das gesellschaftliche Leben in der Ortschaft. Der „Auen-Kurier“ sprach darüber mit der Ortsvorsteherin, Frau Ziegler.

 

Auen-Kurier: Frau Ortsvorsteherin, wie sehen Sie die Entwicklung von Lützschena und Stahmeln als Ganzes und hinsichtlich des Lebens seiner Bürger im vergangenen Jahr 2008? Wie sieht aus Ihrer Sicht die Bilanz aus, die der Ortschaftsrat und Sie persönlich zum Jahreswechsel ziehen konnten?

 

Margitta Ziegler: Bevor ich auf Ihre Fragen eingehe, lassen Sie mich bitte ein Dankeschön loswerden. Es richtet sich an die Senioren in der Ortschaft und meine Helfer. Mich berührt stets die positive Reaktion auf die persönliche Überbringung der Geburtstagsglückwünsche und die Anerkennung meiner Arbeit. Eine solche  Wertschätzung macht mich immer wieder betroffen. Diese Form der Verbindung zu Bürgern wollen wir beibehalten.

 

Nun zur Frage: Es lebt sich angenehm in Lützschena und Stahmeln. Ich denke an die schöne landschaftliche Lage der Ortschaft mit der günstigen Verkehrsverbindung durch Straßenbahn und S-Bahn, die ein schnelles Erreichen der Leipziger City ermöglicht und mit der Aue samt Schlosspark vor der Haustür. Auch auf die Auwaldstation, an den Lützschenaer Künstlerkreis, die sehr aktiven Vereine und an die Feste, die wir im vergangenen Jahr feiern konnten, möchte ich verweisen. Die vielfältigen Veranstaltungen bereichern unser Kulturleben, zumal sie gut angenommen werden.

 

Kleine, stetige Veränderungen konnten im vergangenen Jahr erreicht werden, beispielsweise durch den Abriss des ehemaligen Kinos und die Eröffnung des Hellweg-Gartencenters, wenn das auch mit Problemen verbunden war und ist. An der Hainkirche erfolgten Rekonstruktionsarbeiten und die Stabilisierung des Dachstuhls, und weitere derartige Arbeiten sind geplant. Positiv sehe ich auch den Baubeginn im Bereich Hänicher Mühle und die Schließung von Baulücken mit schmucken Eigenheimen. So steigt die Attraktivität des Ortsbildes weiter. Nach langer Zeit wird auch wieder ein Neubaugebiet ausgewiesen, in dem am Heidegraben neue Wohnmöglichkeiten entstehen werden.

 

Auen-Kurier: Was waren wichtige Arbeitsvorhaben des Ortschaftsrates, was wurde im Ergebnis deren Realisierung erreicht?

 

Margitta Ziegler: Der Ortschaftsrat konnte in vielfältiger Hinsicht im Rahmen seiner gesetzlich festgeschriebenen Möglichkeiten erfolgreich wirksam werden. Ich nenne nur einige Beispiele:

Wir erreichten den Rückbau des Lagerplatzes am Baumarkt in der Halleschen Straße. Die ursprünglich vorgesehene unzumutbare Umzäunung mit Stacheldraht, die an einen „Knast“ erinnerte und die Sicht auf den Bismarckturm erheblich beeinträchtigte, wurde zurückgenommen. Jetzt muss noch die Begrünung eingefordert werden.

Die vorgesehene Wendeschleife der Straßenbahn innerhalb des Bebauungsplanes Heidegraben wurde gestoppt, Auf Druck des Ortschaftsrates wurde das abgebaute Wartehäuschen an der Haltestelle Lützschena durch ein neues ersetzt und die Reparatur der weiteren Straßenbahn-Wartehäuschen im Ortschaftsbereich bei der Stadt und der LVB durchgesetzt.

Viel Kraft hat uns auch die Einforderung und Durchsetzung der Anliegeraufgaben beim Eigentümer des ehemaligen Brauereigeländes gekostet. Hier ist die Stetigkeit weiter zu kontrollieren.

 

Auen-Kurier: Auf welchen Arbeitsgebieten sehen Sie nach Ihrer Meinung noch Defizite mit dem Blick auf das Ortsbild und die Lebensqualität der Bürger?

 

Margitta Ziegler: Mich bewegt natürlich zuerst die zunehmende Fluglärmbelastung für die Bürger. Ich bedaure, dass sich niemand für die Durchsetzung des Planfeststellungsbeschlusses und seine konsequente Durchsetzung verantwortlich fühlen will. Hier fehlt mir ein positives Herangehen, und dass der Anspruch der Bürger auf körperliche Unversehrtheit nicht ernst genommen wird.  Bedauerlicherweise wird vielmehr nach dem Motto gehandelt „So schlimm kann es doch gar nicht sein – beschwert euch nicht!“ Leider sind die Einflussmöglichkeiten des Ortschaftsrates auf diesem Gebiet gering, übrigens auch hinsichtlich des brach liegenden Geländes der ehemaligen Brauerei, das Anlass zu ständiger Kritik gibt. Das betrifft auch die Verbesserung der Radwege, vornehmlich des Weges nach Lindenthal entlang der S-Bahn-Linie. Seit Jahren besteht hier ein untragbarer Zustand. Jedoch vermochten wir es bisher nicht, im Stadtrat für dieses für uns wichtige Vorhaben eine Verbesserung in der Rangfolge der Planung zu erreichen.

Dennoch wird der  Ortschaftsrat weiter für die Veränderung eintreten.

 

Auen-Kurier: Was sind Scherpunkte in der Tätigkeit des Ortschaftsrates im Jahr 2009? Welche Aufgaben stehen bevor? Was wünschen Sie sich für Lützschena und Stahmeln in den nächsten Monaten?

 

Margitta Ziegler: Der Ortschaftsrat wird sich zuerst für Einhaltung des Eingemeindevertrages von 1998 einsetzen. Das verdient höchste Priorität und Aufmerksamkeit. Beispielsweise haben wir aus der Abrechnung der Erfüllung der Investitionen der Stadt Leipzig für die Infrastruktur ablesen können, dass wesentliche Vertragspunkte nicht eingehalten werden. Wir beantragten deshalb schon eine Verlängerung der Laufzeit der hier geltenden Zehnjahresfrist.

Es gilt das Sport- und Heimatfest auch künftig zu sichern. Der Ortschaftsrat wird seine Bemühungen um eine Verbesserung der Einkaufmöglichkeiten in Lützschena, einschließlich einer Apotheke, fortsetzen. Wir brauchen einen der Größe der Ortschaft angemessenen Einkaufsmarkt, insbesondere eine Frischeversorgung bei Fleisch und Fisch, zumal die Einwohnerzahl in nächster Zeit weiter wachsen wird.  Allerdings möchte ich damit keineswegs die Leistungen der Einzelhändler-Familie Lissek schmälern. Sie tut viel für die Versorgung der Einwohner mit Waren des täglichen Bedarf, was Anerkennung verdient.

 

Das Jahr 2009 ist bekanntlich auch ein „Superwahljahr“. Es schließt – neben den Europa- und Bundestagswahlen - in Sachsen Landtagswahlen und Kommunalwahlen ein, wobei nicht nur der Leipziger Stadtrat, sondern auch unser Ortschaftsrat neu gewählt werden. Wir wollen alles tun, um einen geordneten Ablauf dieser Wahlen zu gewährleisten. Ich wünsche mir einen fairen Wahlkampf der beteiligten Parteien und Wählervereinigungen und eine hohe Wahlbeteiligung.

 

Auen-Kurier: Frau Ziegler, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Den Mitgliedern des Ortschaftsrates und Ihnen persönlich wünschen wir auch im neuen Jahr viel Erfolg bei der Ausübung ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit und dazu beste Gesundheit.

 

Interview: Gottfried Kormann