Jubiläumsfeier mit „Tag der offenen Tür“
bei der Freiwilligen Feuerwehr Lützschena
100 Jahre im Kampf gegen den Feuerteufel
Über diesen 26. September,
einen Sonnabend, wölbte sich ein strahlend blauer Himmel. Am Vormittag wehte
zwar noch ein frisches Lüftchen, doch dann gewann die Sonne an Kraft, und es
wurde ein wunderbarer Tag – genau das Richtige für dieses Jubiläum. Die
Freiwillige Feuerwehr von Lützschena feierte ihr 110-jähriges Bestehen, und die
Einwohner von Lützschena, Stahmeln und Umgebung kamen in enger Verbundenheit zu
ihrer Wehr in Scharen zum Gerätehaus am
Radefelder Weg, das seine Tore für die Besucher weit geöffnet hatte.
Ortsbrandmeister a.D. Günter Raack schreibt im Internet zur Geschichte: „Am 7. Oktober
1899 fanden sich Bürger aus Lützschena in der Restauration „Zur Linde“
zusammen, um die Freiwillige Feuerwehr Lützschena zu gründen. Ihre ersten
Hauptleute waren die Kameraden Karl Schneider, Albert Crell,
Kamerad Wilke und Kamerad Schurig.
Die Familie Speck von
Sternburg als Gutsherren und Kirchenpatron zu Lützschena waren an der raschen
wirtschaftlichen Entwicklung des Ortes durch viele Neuerungen, Stiftungen und
Spenden maßgeblich beteiligt. So hatte die Gemeinde 1925 eine Freiwillige Feuerwehr
mit Musikkorps sowie eine Pflichtfeuerwehr. Die erste Spritze schaffte
Maximilian Speck von Sternburg schon 1840 an. Jeweils ein Mitglied der Familie
von Sternburg war Ehrenhauptmann der Freiwilligen Feuerwehr. Heute, im Jahre
2009, ist es Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg.
Aus dem letzten Protokoll der
alten Chronik vom 27. Februar 1915 kann entnommen werden, dass die Wehr damals
27 Männer als Mitglieder hatte. … Im genannten Jahr fanden 17 Übungen statt mit
durchschnittlich 14 teilnehmenden Kameraden. Im Ersten Weltkrieg von 1914 bis
1918 wurden 13 Kameraden eingezogen und durch 10 Kameraden aus der
Pflichtfeuerwehr ersetzt. … Während des Zweiten Weltkrieges wurden wieder viele
junge Kameraden eingezogen. Die alten Kameraden mussten deren Aufgaben
übernehmen und kamen auch zur Brandbekämpfung in Leipzig zum Einsatz. ….Nach
dem Krieg wurden die Wehren neu gegründet. … Die vorhandene Ausrüstung und
Technik entsprach für Landfeuerwehren, die in der DDR ebenfalls dem Ministerium
des Innern unterstellt waren und durch die Kreisbrandschutzämter geleitet
wurden, nicht immer dem neusten Stand, aber durch gewissenhafte Wartung und
selbstständige Reparaturen waren die Wehren jederzeit einsatzbereit.“
Erst nach der Wende änderte
sich die Förderung der Freiwilligen Feuerwehren grundlegend. Ortsbrandmeister Raack dankt in seinem Bericht allen Kameradinnen und
Kameraden für ihre stets bewiesene Einsatz- und Opferbereitschaft. Und er
würdigt auch die Partner der Kameraden und Kameradinnen, die viel Verständnis
für die Arbeit in der Feuerwehr aufbringen. Diesem Dank schließen wir uns
vorbehaltlos an. *
110 Jahre nach der Gründung
der Lützschenaer Freiwilligen Feuerwehr haben sich die ihr heute angehörenden
Kameraden viel Mühe gegeben, um den „Tag der offenen Tür“ für alle Besucher zum
bleibenden Erlebnis werden zu lassen. Bereits vor etwa einem halben Jahr
begannen sie mit den Vorbereitungen, und ihr Einsatz hat sich gelohnt. 30
Mitglieder gehören zum harten Kern, einschließlich der einzigen Frau im Team,
Lia Rose, die voll in Übungen und Einsätze integriert ist
Das besondere Interesse der
zahlreichen Besucher galt natürlich der ganztägigen Technikschau, bei der neben
moderner Löschtechnik auch alle Fahrzeugmodelle zu sehen waren, die es jemals
bei der hiesigen Feuerwehr gab. Bis auf einen W50 gelang das sogar.
Und so war auch ein Fahrzeug
der Fa. „Büssing“, das bis 1945 bei der
Feuerlöschpolizei im Einsatz war, dann in der Versenkung verschwand und später
von der FFW Markranstädt liebevoll aufgepäppelt wurde, zu bestaunen. Auch die gezeigte
Anhängespitze der Fa. „Flader“ hat ihre Geschichte. So gehörte diese zur Brauerei „Sternburg“ und sollte später
verschrottet werden. Doch das sei nicht zu verantworten, meinten die Kameraden.
Sie bauten diese früher von Pferden gezogene Anhängespritze wieder auf. Nun
kann sie, voll funktionsfähig, sogar mit einem Auto vorgefahren werden. Das
ausgestellte Schlauchboot, einsatzbereit für eine eventuell nötige
Wasserrettung, gehört der Feuerwehr Leipzig und ist hier in Lützschena deponiert.
Solche und viele andere interessante Informationen konnte man von den
Mitgliedern der Freiwlligen Feuerwehr erhalten. Man mußte nur neugierig genug sein.
Unter den vielen Besuchern
des Festes waren es besonders die Kleinen, die schon mal ran an die Technik
wollten, sie anfassen und ausprobieren. Und wenn dann noch die Alarmsirene
anging, war das besonders „fetzig“.
Für die kleinen Gäste war
eine Spielstraße mit Hüpfburg aufgebaut. Hungrige Besucher konnten sich ab 12
Uhr mit deftiger Erbsensuppe aus der „Gulaschkanone“ stärken. Nach einer
weiteren Stärkung mit Kaffee und Kuchen zeigte am Nachmittag die Lützschenaer
Jugendfeuerwehr mit Vorführungen ihr Können. Gegen 18 Uhr setzte sich ein
Fackel- und Lampionumzug, der besonders die Kinder begeisterte, in Bewegung,
angeführt vom Musikkorps Markranstädt. Schließlich verwandelte sich am späten
Abend das Gerätehaus in eine Diskothek. Dabei sorgte neben dem Tanz auch eine
gekonnte Tanzshow aus Zschepkau mit kurzen Einlagen
für eine augelassene Stimmung.
Natürlich gab es bei den
Feierlichkeiten auch nachdenkliche Gedanken auszutauschen. Beispielsweise
leidet die Freiwillige Feuerwehr an Personalproblemen. Neue Mitglieder werden
dringend gesucht. Und auch die territoriale Teilung der Zuständigkeiten der FFW
sollte neu überdacht werden.
Summa summarum: den Kameraden
und der Kameradin der Freiwilligen Feuerwehr Lützschena, aber auch allen, die
das gelungene Fest mitgestaltet, unterstützt oder mitfinanziert haben, gebührt
großer Dank und viel Anerkennung.
Doris Hebestreit / -kor-