Von unserem Autor, dem
Kirchenhistoriker Professor Dr. habil. Gerhard Graf, werden in zwangloser
Reihenfolge im Auen-Kurier solche bemerkenswerten Zeugnisse, die christliches
Leben im geschichtlichen Wandel zeigen, vorgestellt. Bereits im Auen-Kurier Nr.
09/06 vom September 2006 war ein Beitrag von Professor Graf über die Kirche in
Hänichen zu lesen.
Anlässlich der
Veröffentlichung des ersten Artikels der neuen Reihe hat der Auen-Kurier mit
Professor Graf über seine Biografie und wissenschaftliche Arbeit gesprochen.
Auen-Kurier:
Herr Professor Graf, dürfen wir von Ihnen einige Daten aus Ihrer Biografie
erfahren.
Prof. Graf:
1943 wurde ich in Leipzig geboren. Hier bin ich auch aufgewachsen. Ich absolvierte
eine Lehre als Glasmaler, während der ich vor allem mit Kirchenfenstern in
Berührung kam. Sie haben mich nicht wieder losgelassen. Bis heute stehe ich im
Kontakt mit diesem Beruf.
Am theologischen Seminar in
Leipzig habe ich studiert. Schon sehr früh fand ich dabei Interesse für die
Kirchengeschichte, besonders auch für die sächsische Landeskirchengeschichte
und dabei nicht nur für die Verlaufsgeschichte sondern auch die der Kirchenausstattung.
1976 erfolgte meine
Promotion, 1998 habe ich mich habilitiert, diesmal an der
Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. 2003 dann erfolgte meine Berufung
zum Professor für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der
Universität Leipzig, 2008 wurde ich nach
Erreichen der Altersgrenze emeritiert.
In meiner wissenschaftlichen
Laufbahn habe ich neben meiner Lehr- und Forschungstätigkeit sowohl als
Bibliothekar, wie auch als Pfarrer gearbeitet. Noch heute bin ich auf den
Gebieten der Bauberatung, Kirchenausstattung und Restaurierung aktiv. Ich
leiste landeskirchengeschichtliche Forschung im Kontakt mit anderen
Wissenschaftszweigen, darunter Archäologie und Namenkunde. Ehrenamtlich wirke
ich als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für sächsische Kirchengeschichte
und im bundesweit tätigen Arbeitskreis für deutsche Landeskirchengeschichte.
Auen-Kurier:
Was interessiert Sie besonders an der Erforschung der Geschichte und
Architektur der Hainkirche (die ja bekanntlich ursprünglich die Kirche von
Hänichen war) und an der Schlosskirche in Lützschena?
Prof. Graf: Das, was mich mit allen Kirchen verbindet.
Man hat Zukunft nur, wenn man die Vergangenheit kennt. Die Kirchen, mit denen
wir es zu tun haben, sind ein Stück der Berichte über die Vergangenheit,
darüber, wie es Menschen ergangen ist, mit zum Teil bemerkenswerten
Schicksalen, aber auch was uns Mut macht in der Gegenwart und zugleich zeigt,
was wir nicht tun sollten. Wir leben mit Erfahrungen, gerade die lassen uns weiterleben.
Das gibt uns Trost aus der Geschichte, und das motiviert uns. Die Gebäude der
Lützschenaer Kirchen und ihre Ausstattung weisen gerade in dieser Hinsicht eine
mehr als achthundertjährige Tradition auf. In der Hainkirche ist davon noch mehr erhalten. Sie sind eben nicht
nur Gottesdienststätten, sondern vor allem kulturgeschichtliche Zeugnisse der
Region.
Ich kenne Hunderte von
Kirchen, Kathedralen gleichermaßen wie Dorfkirchen in verschiedenen
Landstrichen. Interessant sind auf jeden Fall die Kirchen unserer Region
zwischen Saale und Mulde im Raum des alten Merseburger Bistums.
Was die Hainkirche betrifft,
verweise ich auf meinen Beitrag vom September 2006 im Auen-Kurier und auf den
von mir verfassten kurzen Abriss ihrer Geschichte von 1200 bis zur Gegenwart,
der als Merkblatt in der Kirche ausliegt.
Auen-Kurier:
Herr Professor Graf, herzlichen Dank für das Gespräch und für die
wissenschaftlichen Beiträge, die Sie dem Auen-Kurier zur Veröffentlichung zur
Verfügung stellen.
Es
folgt der Abdruck des Beitrags von Professor Graf
Zeugnisse
des Glaubens
Der
Kindergrabstein in der Hainkirche Lützschena