Stahmelner Rentnertreff ohne Chefin

Frau Ursula Pfeiffer gibt auf. Seit 1. Januar 2003 leitete und organisierte sie den Rentnertreff in Stahmeln. Jetzt kann und will sie nicht mehr.

Der Rentnertreff Stahmeln hat zurzeit nur 12 Mitglieder, früher waren es 30 und mehr. Die Rentner trafen sich schon zu DDR-Zeiten, organisiert vom DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschlands, einheitliche Frauenorganisation in der DDR, am 8.3.1947 in Berlin gegründet). Treffpunkt war das ehemalige Volkshaus in Stahmeln, jetzt ist dort der Rugby-Club untergebracht. Die Stahmelner Rentner trafen sich deshalb bisher im Schulungszentrum der Stahmelner Feuerwehr und zwar jeden zweiten Mittwoch. Seit 1992 hat die Leitung des Stahmelner Rentnertreffs mehrmals gewechselt. Zuletzt ist Frau Pfeiffer die Chefin und Organisatorin.
Aber sie will wirklich nicht mehr. Jedes Jahr stirbt ein Mitglied, neue kommen nicht dazu. Viele Neurentner fühlen sich zum Rentnertreff noch nicht alt genug, betreuen Enkel oder gehen ihrem Hobby nach. Zugezogene Bürger - und jetzt Rentner- sind wahrscheinlich nicht bereit, sich mit Stahmelner Gegebenheiten zurechtzufinden, sie fühlen sich als Städter, zu Leipzig gehörend, und wollen die Vergangenheit Stahmelns nicht wahrhaben. So schrumpfte der Rentnertreff nun auf 12 Mitglieder. Davon sind mehrere über 80 Jahre alt, sie und auch jüngere sind gesundheitlich stark beeinträchtigt. Sie haben Mühe, alle Wege zu gehen. Dazu ist vieles für die alten Menschen schwieriger geworden. Die Sparkasse in Stahmeln wurde geschlossen, die Menschen müssen nach Lützschena oder Wahren fahren, um Geldangelegenheiten zu tätigen. Die Straßenbahn fährt zwar, aber alte Menschen haben Einstiegsschwierigkeiten. Dazu ist für viele der Fahrpreis überlegenswert. Sie spüren, auch der Rentnertreff bringt keine Lösung.
So ist eine gewisse Resignation bei allen Mitgliedern und bei Frau Pfeiffer zu spüren. Selbst ist sie auch nicht mehr so gesund und sie hat Mühe, ihre gesundheitlichen Dinge zu regeln. Dabei ist Frau Pfeiffer eine grundlegend aktive Person. Früher arbeitete sie im Hort der Grundschule Stahmeln und hat dadurch Verbindung zur Schulleitung gehabt. Kinder haben die Weihnachtsfeier für den Rentnertreff musikalisch und spielerisch aufgewertet. Für alle Generationen ein Erlebnis.
Frau Pfeifer ist seit über 40 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Stahmeln, betätigt sich hauptsächlich im vorbeugenden Brandschutz und erhielt daher im November 2009 eine Auszeichnung in Gold. Neben ihrer langjährigen ehrenamtlichen Arbeit hat sie ein schönes Steckenpferd: sie stickt Bilder, die eine Wand in ihrem Wohnzimmer schmücken.
Es gibt Überlegungen, Rentnerinnen und Rentner aus Stahmeln und Lützschena könnten eine Gemeinsamkeit bilden. Das würde zu einer weiteren Verbesserung der Beziehungen beider Ortsteile führen. Die Geschichte von Lützschena und Stahmeln sollte erhalten bleiben, das Gedankengut der alten Generation an die jüngere Generation somit weitergegeben werden. Dazu braucht es eine neue Führung. Wer könnte den Rentnerinnen und Rentnern in Stahmeln helfen?
aneu