Der letzte Bürgermeister von Lützschena- Herr Detlef Bäsler

Der Auen-Kurier (AK) fragte: Herr Bäsler (HB), alle Lützschenaer und auch später alle Stahmelner Bürger spüren, dass Sie sich als Bürgermeister sehr für den Ort Lützschena verdient gemacht haben und sich voll für beide Gemeinden ,auch nach der Eingemeindung zu Leipzig, sehr einsetzen.
AK: Was ist Ihr persönlicher Grund dafür?
HB: Ich bin in Lützschena aufgewachsen, hier zur Schule gegangen, nach Lehre und Fernstudium als Dipl.-Ing (FH) auch meinen Wohnplatz in Lützschena gefunden. Als TKO- Ingenieur im Anlagenbau bin ich viel gereist in der ehemaligen DDR und konnte so den wirtschaftlichen Niedergang sehr intensiv erleben, eng verbunden auch damit den Raubbau an unserer Umwelt. Umwelttechnik und alternative Energie interessierten mich beruflich und privat, mit dem Ziel die enormen Umweltbelastungen zu reduzieren. Mit der Kandidatur bei den Kommunalwahlen im Mai 1990 wollte ich meinen Beitrag leisten, an der Ausgestaltung der örtlichen Gemeinschaft mitzuwirken. Das Wahlergebnis hat meine Lebensplanung doch erheblich verändert und die Heimatverbundenheit noch verstärkt.
AK: Wie erlebten Sie die Wendezeit?
HB: 1989 hatte ich über die Kirchgemeinde mich bereit erklärt, mich in einer Wählervereinigung zu engagieren für den Aufbau von demokratischen Strukturen in meinem Wohnort. Durch mein beruflich erworbenes Wissen sah ich, dass vieles zur Veränderung in Wirtschaft und Kultur -auch in Lützschena- drängte. Motivierte Einwohner in Lützschena schlossen sich zusammen und bauten das demokratische System mit auf. Es wurde eine Bürgerinitiative Wahlen gegründet, die im Ergebnis der Kommunalwahlen die absolute Mehrheit errang. Circa 20-30 Mitglieder kümmerten sich ehrenamtlich um die örtlichen Gegebenheiten von Lützschena. Wir wollten den Ort zukunftsfähig entwickeln, die Planungshoheit nutzen, um im Flächennutzungsplan die gesetzten Ziele der kommunalen Selbstverwaltung zu verwirklichen. Es wurde die Verbesserung des unmittelbaren Lebensraumes und Stärkung der örtlichen Identität angestrebt.
AK: Wie sah das konkret aus?
HB: Es war zum Beispiel notwendig, eine Grundlage für die örtliche Gemeinschaft zu schaffen. Aus Erfahrungen aus den alten Bundesländern wussten wir, dass das örtliche Vereinsleben ein wichtiger Bestandteil ist. Es gab Unterstützung bei der Vereinsgründung wie Bismarck-Turm-Verein, Heimatverein, Siedlerverein, Feuerwehrverein, dem Computerclub und dem Jugendclub. Alle Vereine habe ich nach Möglichkeit unterstützt und der Gemeinderat hat sich für die Entwicklung der Vereine eingesetzt.
AK: Wann wurden Sie zum Bürgermeister von Lützschena gewählt?
HB: Von 1990 bis 1994 war ich Bürgermeister von Lützschena und nach Zusammenschluss mit Stahmeln auch von Lützschena-Stahmeln bis 1998 und bis 2001 führte ich nach der Eingemeindung zu Leipzig die Position des Ortsvorstehers aus. Ich bin Mitglied der Wählervereinigung „Bürgerinitative 1990“.
AK: Welche berufliche Stellung haben Sie jetzt?
HB: Ich bin Leiter der Verwaltungsaußenstelle Böhlitz-Ehrenberg von der Stadt Leipzig. Ich betreue die Ortsteile Stahmeln, Lützschena, Burghausen, Rückmarsdorf und Böhlitz-Ehrenberg. Dieser Verwaltungsaußenstelle sind die Bauhöfe zugeordnet, die öffentlichen Plätze, die Spielplätze, die Straßenbäume, die Grünflächen und der Winterdienst. Ich halte den Kontakt zu den Bauhöfen. Die Mitarbeiter der Bauhöfe decken tagsüber auch mit die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr ab. Ich koordiniere also die Arbeit der Stadt in den Außenstellen.
AK: Das ist natürlich eine sehr große organisatorische Aufgabe. Bleibt Ihnen dann Zeit für das Ehrenamt?
HB: Ich bin schon immer für Lützschena ehrenamtlich tätig gewesen und sehe vordergründig, den Naturschutz und das kulturelle Erbe zu schützen und die örtliche Gemeinschaft zu fördern. Nach der Eingemeindung von Lützschena und Stahmeln zu Leipzig wurde der Förderverein Auwaldstation und Schlosspark gegründet, dessen Vorsitzender ich von Anfang an bin. Der Verein zielt auf Naturschutz, Erhalt der Kulturlandschaft, auf Erhalt des kulturellen Erbes, auf Umweltbildung und Erziehung junger Menschen, sich für den Fortbestand unseres Lebensraumes einzusetzen.
AK: Wir wissen, dass die Auwaldstation finanziell bis 2014 gerettet ist. Das ist Ihr Verdienst.
Es erfüllt mich großer Freude, dass dieser Vertrag mit der Stadt Leipzig zustande kam. Seit 1999 ging es um das Schicksal der Auwaldstation. Ich habe mich als Vorsitzender des Fördervereins Auwaldstation und Schlosspark immer dafür eingesetzt, die Auwaldstation als Bildungsstätte zu erhalten und werde es auch weiterhin tun. Ich sehe es als einen Erfolg der örtlichen Gemeinschaft, dass der Fortbestand der Auwaldstation vertraglich geregelt werden konnte. Ortschaftsrat, engagierte Vereinsmitgliedern und Herr von Sternburg haben sich hier eingebracht zur Wahrung der örtlichen Identität.
Im Jahr 2010 konnte das bisher größte Projekt, die Weiße Brücke im Schlosspark neu errichtet dem Publikum übergeben werden. Die Figur des Apollino im Schlosspark wurde 2011 aufgestellt. Der Förderverein hat viele Pläne für Park und Auwaldstation. Ich bin zwar der Vorsitzende des Vereins, aber mit mir arbeiten viele motivierte Mitglieder an der Verwirklichung der Vereinsziele. Dafür bin ich sehr dankbar.
AK: Wir wünschen Ihnen für das Jahr 2012 beste Gesundheit und für die nächsten Jahre als Vermittler zwischen der Stadt Leipzig und unserer Ortschaft viel Erfolg. Die Bürger von Lützschena-Stahmeln danken es Ihnen.
Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Mit Herrn Bäsler sprach Frau Dr. Neumann vom Auen-Kurier.