Gelebtes bürgerliches Engagement

Dass dies keine Wortphrase ist, bewies am Freitag, den 22. November, die feierliche Enthüllung einer weiteren Skulptur im Schlosspark Lützschena. Detlef Bäsler als Vorsitzender des Fördervereins Auwaldstation und Schlosspark Lützschena e. V. hatte die Ehre, die Statue der Flora am Dianateich an ihrem angestammten Standort der Öffentlichkeit zu präsentieren. Sanft lächelnd und leicht bekleidet trotzte sie der feuchtkalten Witterung, und auch die Gäste vergaßen bei ihrem Anblick schnell den Nieselregen.
In seiner feurigen Ansprache schilderte Herr Bäsler noch einmal das abenteuerliche Schicksal der Statue. Vor ca. 200 Jahren als Sandsteinskulptur im Schlosspark zu Lützschena errichtet, stand sie viele Jahre lang als Sinnbild für Frühling und Vegetation, Göttin der Erde und des Landbaus, der Jugend und des Lebensgenusses. Mit dem Verfall des Schlossparks durch Kriegseinwirkungen und zu Zeiten der DDR verschwand sie irgendwann, nur der Sockel blieb übrig.
Im Jahr 1995 wurde sie in einem Schuppen unter Kohlebergen wiederentdeckt, geborgen und vor dem weiteren Verfall geschützt. Allerdings befand sie sich in einem bedauernswerten und kopflosen Zustand. Mit der im Jahr 2000 entwickelten denkmalpflegerischen Konzeption, den Landschaftspark Lützschena wieder zu seiner einzigartigen Bedeutung zu verhelfen, wurde auch die Wiederherstellung von zerstörten Skulpturen im Park in Angriff genommen. Das kostete jedoch viel Zeit und noch mehr Geld. Ohne Spenden, Sponsoren, die unermüdliche Arbeit der Mitglieder des Fördervereins und viel Idealismus wäre es nicht gegangen. Die Sparkassenfiliale Schkeuditz, Kabarettist Bernd-Lutz Lange mit einer Benefizlesung in der Auwaldstation, Herr Mäkert vom NABU Leipzig, Freiherr Wolf-Dietrich Speck von Sternburg, Herr Schade, Herr Butze und viele weitere private Spender haben tief in die Tasche gegriffen, die Mitglieder des Fördervereins mehr als 1000 Stück Kuchen gebacken und verkauft, zu den Schlossparkfesten Flohmärkte abgehalten und so den notwendigen Eigenanteil an dem ehrgeizigen Projekt erwirtschaftet. Doch erst mit der finanziellen Unterstützung durch den Denkmalschutz konnte es verwirklicht werden.
Ein besonderer Glücksumstand ist die Mitwirkung des Kunstformers Hans Effenberger, der dieses extrem seltene Kunsthandwerk beherrscht und in mühevoller Kleinarbeit aus den Resten der alten Skulptur zunächst einen Abguss, dann die Rekonstruktion der fehlenden Teile und letztlich in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker und Bildhauer Dr. Stefan Dürre aus Dresden die Figur der Flora aus Kunststein schuf. Beide Künstler konnten zur Enthüllung der Flora unter den geladenen Gästen begrüßt werden und ihnen wurde, wie auch den vielen Spendern, mit großem Applaus gedankt. Das Original der Flora wird im Schloss Lützschena vor dem weiteren Verfall geschützt und aufbewahrt.
Einen besonderen akrobatischen Einsatz erforderte die Enthüllung von Herrn Bäsler, der die übermannshohe Skulptur nur mit Leiter und Schere von ihrer Verhüllung befreien konnte. Allerdings wird die Schöne nur für kurze Zeit zu sehen sein, für den Winter ist eine Einhausung vorgesehen, bis die Flora im Frühling die erwachende Natur begrüßen wird.
Ganz sicher wird Herr Bäsler gern auch die nächste Skulptur enthüllen, die am Rosenteich geplant ist: die Statue des Chronos. Doch bis dahin müssen wieder viele Spenden gesammelt werden, was dem Förderverein eine Herzensangelegenheit ist.

Text: Sonja Helm