An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag vom Frühjahr 1840 - vor 175 Jahren - fort:

Der 30. Januar entriß uns unseren Amtsbruder M. Kessler in GroßWiederitzsch; er starb an Schwindsucht, 56 Jahre alt. Bei seiner feierlichen Beerdigung war ich mit einigen 20 Geistlichen zugegen und Herr Superintendent Dr. Grossmann selbst hielt eine Grabrede. Wir Pastoren von Podelwitz, Wahren, Eutritzsch, Schönefeld, Cleuden, Hohenheida und Lützschena haben die Vacanz zu besorgen, welche durch das Filial [Filial = Tochterkirche, die von der Hauptgemeinde aus mit versorgt wird. d.Ü.] Seehausen sehr beschwerlich wird. Schon 1 mal war ich dort, habe vor 8 Tagen meinen ehemaligen Zögling, Herrn Schullehrer Wilhelm Oertel aus Hänichen, in Paunsdorf, zu Seehausen getraut, und werde auf den Palmensonntag die Confirmations-Handlung in GroßWiederitzsch vollziehen. Eine Taufe zu Hänichen am Tage des Keßlerschen Begräbnisses besorgte an meiner Statt gefälligst unser würdiger Freund Herr Senior Eichler in Schkeuditz, wo noch Ephorie-Vacanz ist, welche von den Preußischen Christlichen des Gefilde’s und der Aue besorgt wird, ohne Zuziehung Sächsischer Hülfe.
Ueber einen am 19. Februar von mir abgehaltenen erfolglosen Sühne-Termin siehe das Protokoll.
Die Besprechung der auf Himmelfahrt a.c. [anno cuius = dieses Jahres d.Ü.] bevorstehendenden 50jährigen Amtsjubelfeier des Oberpfarrers und EphorieAdjunkt Ritter in Rötha veranlaßte schriftliche und mündliche Conferenzen.
Mein unternehmender Pfarrpächter in Hänichen, der Amtsrichter und Nachbar J. Gottlieb Hase, legt, nachdem er den Gutsbesitzer und Buchhändler Dürr in Quasnitz sein Kaltenborner Feld abgekauft hat, auch eine Ziegelscheune an.
Mit dem 20. und 25. März überraschten uns winterliche Rückfälle, (nachdem immer mehrere Grad Frost gewesen waren) besonders an letzterem erfolgte ein Schneegestöber, welches, Tags darauf fortdauernd, Alles in ein winterliches Gewand wieder hüllte, welches erst am Ende des Monats bei milderer Temperatur wieder zu weichen begann, wodurch die Straßen allenthalben sehr verderbt wurden.