An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag vom Juli 1840 - vor 175 Jahren - fort:
29. Juli.
Die Ernte hat begonnen, doch ist bisher die Witterung mehr kühl und veränderlich,
dennoch nicht Regen genug bis vorgestern gewesen, so daß man in Ansehung
der Kraute und Kartoffelfrüchte sehr zu klagen begann, und ebenso für das
Grummet [= zweiter oder Dritter Heuschnitt d.Ü.] sehr fürchtete.
Heute vor 8 Tagen ging ich von Rückmarsdorf, wo wir Schullehrerverein hatten,
nach Leipzig und hielt daselbst am folgenden Donnerstag früh in St. Thomä
meine 5. CircoularPredigt über Psalm 68,20 »Auch für des Lebens Last gebührt
Gott unser Lob, denn er hilft sie tragen und benutzen.« Mittags brachte
ich mehrere Stunden bei Herrn Superintendent Dr. Grossmann sehr glücklich
und heiter (bei Tische) zu.
In diesen Tagen werden die ersten Probefahrten auf der nahen Eisenbahn von
Magdeburg nach Leipzig angestellt. (am 30. Juli Vormittags 11 Uhr fuhr der
1. Dampfwagen durch unsre Gefilde).
Die Wiederitzscher Vacanz geht mit dem Gnadenhalbjahr [Die Witwe durfte
nach dem Tod ihres Mannes noch ein halbes Jahr die Einkünfte des Amtes beziehen,
auch wenn der Pfarrdienst inzwischen von anderen versehen wurde.d.Ü] der
Witwe Kessler zu Ende fine Juli [= Ende Juli d.Ü.]. Herr Pfarrer designatus
Schmid hat bereits Probe getan und wird Domini VIII. post Trinitatem [09.08.1840
d.Ü.] sein Amt antreten.