An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag vom Januar 1841 - vor 175 Jahren - fort:

9. Januar
Seit vorgestern ist ein sehr starker Schneefall eingetreten, nachdem das Jahr mit etwas Schnee, Regen und Wind begonnen. Die Temperatur stieg dabei bis über 0, fiel vorgestern auf 9 ° Kälte, und hält jetzt deren kaum einige 0.
Mit dem neuen Jahre ist die neue wichtige Münzveränderung in Sachsen eingetreten, nach welcher an die Stelle des bisherigen 20 Guldenfußes der geringe 14 Thalerfuß (24 Fl. 1 feine Mark) getreten ist. Ehe dieser wesentliche Wechsel sich in alle Verhältnisse des gemeinen und Geschäftslebens eingeführt haben wird, kann noch einige Zeit vergehen, zumal es bisher sehr an neuem Gelde zum täglichen Verkehre fehlte. Auch das Kirch- und Schulrechnungswesen, wie der Accidenzien-Punkt sind dabei nicht das unerheblichste.
17. Januar
Wie ganz anders sieht es heute aus in der Natur als vor 8 Tagen, wo tiefer Schnee lag bei 14° Kälte! Seit mehreren Tagen ist Thauwetter eingetreten bei einigen Grad Wärme am Thermometer, so daß nun das Feldwasser mit Gewalt herbeiströmt, und eine gefährliche Eisfahrt droht, da die Kälte zu tief eindrang.
Sehr angenehm wurde ich heute in der Hänicher Kirche überrascht durch die Strohdecken, welche in meinem Stuhle (wie im Kirchvaterstuhle) am Boden lag und den erkälteten Füßen recht wohl that. Der Kirchvater und Richter J. G. Hase hatte dafür gesorgt.
Mit dieser Woche beginnt der Catechumenen-Unterricht, Montag und Dienstag in der Schule, Mittwoch und Donnerstag und Freitag auf der Pfarre.
Heute beehrte uns unser verehrter Herr Kirchenpatron (dessen jüngster Sohn Alexander jetzt unterwegs nach Australien ist), welcher nach Weihnachten aus St. Veit in Bayern wohlbehalten zurückgekehrt ist, mit einem langen Besuche. (1. Eisfahrt) Tags darauf hob sich Abends die starke Eisdecke unser Flüsse, und während der Wasserstand allmählig eine Höhe erreichte, welche die von 1839 noch überstieg, setzten sich die großen Eisschollen von Leipzig her in donnernde Bewegung, und nahmen gleich Anfangs die Eisbrecher der hiesigen Hofbrücke (auch die Quasnitzer Brücke war sehr bedroht) sowie den Bauernsteg mit fort (der weiter unten jedoch hängen blieb), destruirten auch den jenseitigen Theil der Parkbücke, also daß derselbe bald nachher ganz abgebrochen werden mußte. Und doch müssen wir fürchten, daß dergleichen Unfälle wiederkehren, (zumal sich in der Nähe ein Schutz festgesetzt haben soll) da wir seitdem wieder mehrere Grad Frost täglich gehabt haben. In dessen Folge gefror auch das Wasser, welches unsern Garten großentheils überschwemmt hatte, und so konnte ich am 22. Jan. nicht nur selbst da einwenig Schlittschuh laufen (im eigenen Garten!), sondern auch meinen Pensionärinnen ein wenig Anleitung zu dieser gymnastischen Uebung ertheilen.
Bis zu Ende Januars hielt der Winter mit Schneefall und einige Grad Kälte an, nur auf kurze Zeit noch einmal von Regenschauern bei mildrer Temperatur unterbrochen. Bei dem neulichen argen Schneegestöber waren leider hinter Schkeuditz ein Paar Locomotiven auf der Eisenbahn einander mit Macht begegnet, hatten sich selbst gegenseitig zerstört und einem Manne, der die erste Fahrt bei Besorgung der Schneewegschaufelvorrichtung gemacht, das Leben gewaltsam durchschnitten!
Die, durch das gefrorene Wasser im Walde beförderte Holznoth vermehrt auch die Holzdauben für das Pfarrholz nicht minder!