Wohin mit den Holzabfällen...

… die entstanden sind, als auf unserem Grundstück ein alter Birnbaum und mehrere Fliederbüsche entfernt wurden? Fast alle Äste und kleineren Stämme wurden in dem Schredder, welchen die Lützschenaer Firma Forst- und Landschaftspflege von Herrn Schubert dazu mitgebracht hatte, vor Ort zerkleinert und die Holzschnitzel auf die Ladefläche des Lkw geblasen. Auf die Frage, was damit passiert, erklärte mir Herr Schubert, dass er sie zu dem Biomasse-Heizkraftwerk im Norden unserer Ortschaft bringt, wo sie verfeuert werden sollen. Damit war meine Neugier geweckt, zumal vor dem Bau des Kraftwerks von großen Teilen der Einwohner vom Ortsteil Lützschena befürchtet wurde, dass es zu Belastungen durch Lärm, Abgase, Staub und Lkw-Verkehr kommen würde, was aber offenbar nicht zutraf.

Meinem Wunsch, den Betrieb zu besichtigen und darüber im Auen-Kurier zu berichten, wurde von der Betriebsleitung kurzfristig stattgegeben. Der Geschäftsführer Herr Reglich und der Betriebsstättenleiter Herr Kämpfer empfingen mich sehr freundlich und beantworteten gern alle meine Fragen. Anschließend zeigte mir Herr Kämpfer fast alle Winkel des Kraftwerks, das im November 2009 in Betrieb genommen wurde. Insgesamt gibt es neben dem Werk in Leipzig noch fünf weitere baugleiche, davon im Osten eines in Niesky, die alle von der Bayernfond BestEnergy 1 GmbH & Co. KG betrieben werden.

Am Anfang des Prozesses erfolgen die Anlieferung und Gütekontrolle der gehackten oder geschredderten holzartigen Biomasse, die ausschließlich bei der Landschaftspflege gewonnen wird. Sie muss frei von Fremd- oder Störstoffen sein, also unbehandelt und ohne Farben- oder Lack-reste, Holzschutzmittel usw., weshalb die Abgase bei der Verbrennung auch keine Schadstoffe enthalten. Außerdem wird kein Holz verbrannt, das aus so genannten „Kurzumtriebsplantagen“ stammt, wo man Bäume so wie Mais oder Raps allein zur Energiegewinnung anbaut. Eine Einsparung an CO2
wird allein dadurch nicht erreicht, denn der Kohlenstoff, den die Pflanzen gebunden haben, wird bei der Verbrennung wieder freigesetzt, weshalb man auch sagt, die Produkte des Werks seien CO2-neutral im Gegensatz zu Kraftwerken wo fossile Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) verfeuert werden.

Über ein ausgeklügeltes Fördersystem wird der Brenn-stoff dem Kessel zugeführt. In ihm werden stündlich 21,7 Tonnen Dampf erzeugt, der einen Druck von ca. 62 bar hat und durch Überhitzen eine Temperatur von ca. 435° C erhält. Dadurch besitzt er einen höheren Energiegehalt, denn nun wird er der Dampfturbine zugeführt. Diese ist mit einem Generator gekoppelt, mit dessen Hilfe eine elektrische Leistung von maximal 4.994 MW erzielt wird. Der so erzeugte Drehstrom mit einer Spannung von 20 kV wird ins öffentliche Netz gespeist. Der Abdampf wird von der Turbine zu einem Wärmetauscher geleitet, wo Warmwasser zur Versorgung des Kunden bereitet wird, und zwar ausschließlich für das benachbarte Porsche-Werk.


Bei dieser Form der Kraft-Wärme-Kopplung wird ein höherer Wirkungsgrad erzielt als in herkömmlichen Kraftwerken. Bei der Verbrennung entstehende Rostasche wird zum Deponieverbau verwendet Staub wird durch einen Elektrofilter dem Rauchgas entzogen. Auch er wird auf eine Deponie in der Nähe gebracht. Kurz sind auch die Transportwege für den Brennstoff, der aus einem Umkreis von ca. 150 km herangebracht wird. So gesehen ist die Sache insgesamt umweltfreundlich und man kann am Ende doch von einer CO2 – Reduzierung um ca. 24.300 t/Jahr rechnen, und das mit einem Brennstoffverbrauch von jährlich ca. 60.000 t oder 180 bis 200 t am Tage bei Volllastbetrieb.

Nun war ich so naiv und dachte, es sei eine große Zahl von Arbeitsplätzen geschaffen worden. Mit Verwunderung hörte ich, dass es nur acht waren, denn der Betrib läuft ja tagaus und tagein rund um die Uhr. Er ist nämlich voll automatisiert und nur eine Person überwacht von einer Schaltwarte den gesamten Prozess. Nur in der Tagschicht ist ein Mitarbeiter damit beschäftigt, mit dem Radlader das System zu füttern. Auch ist die Sorge unbegründet, dass beim Umschlag der biomasse oder starkem Wind große Mengen Staub entstehen, denn sie hat eine Restfeuchte von 30 – 55 %.

Es wird auch kein Wasser in Form von Dampf nutzlos in die Luft geblasen, sondern in dieser Batterie wird der Abdampf zu Wasser kondensiert, das nun wieder als Kesselspeisewasser und ohne Aufbereitung genutzt werden kann. Es muss also nur wenig Trinkwasser dem öffentlichen Netz entnommen werden.

Auf diesem Bild sieht man im Hintergrund den typischen „Kaffeefilter“ des Porsche-Werkes, das der einzige Abnehmer der erzeugten Fernwärme ist. Sie dient dort hauptsächlich zum Beheizen der Lackiererei, muss also jederzeit und mit den geforderten Parametern geliefert werden.

Weil das aber im Fall einer Störung oder gar einer Havarie in dem Heizkraftwerk – was niemand hofft – nicht möglich ist muss ein Ersatz für die Wärmeerzeugung verfügbar sein. Das trifft auch zu, wenn bei der jährlichen Revision und Instandhaltung das Werk im Sommer angehalten wird. Dafür kann in einer Halle neben dem Biomasse-Heizkraftwerk in zwei mit Erdgas befeuerten Kesseln die notwendige Wärme erzeugt werden. Diese werden bei Bedarf vollautomatisch angefahren.

Wie man am Ende sieht, ist dank moderner Technik ein Beispiel dafür geschaffen worden, dass die Erzeugung von Energie möglich ist ohne dass Ressourcen unnötig verbraucht werden, die Umwelt nur wenig belastet wird. Befürchtungen, wie ich sie eingangs beschrieben habe, erwiesen sich als unbegründet. Nun kann man hoffen, dass bei weiteren Industrieansiedlungen in der Ortschaft ein ähnlich guter Wurf gelingt.
Text und Fotos: Horst Pawlitzky