An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag vom September 1841 - vor 175 Jahren - fort:

7. September
Einen hochfestlichen Tag hatte gestern der Herr meinem Hause gemacht, mein Kind ward von lieben Verwandten und Freunden aus der heiligen Taufe gehoben, ja, der 30jährige Freund meiner Jugend, Superintendent Förster aus Delitzsch sprach selbst das Wort der Weihe in köstlicher Weise – Renata Johanna Theresia ward meine Tochter genannt – ward uns doch in dem neugeborenen das heimgegangene Reschen von Gott wiedergegeben; ihm soll’s auch wiedergeboren werden und angenehm durch frommen Sinn, wenn es anders uns das große Glück beschieden ist, dieß Kindlein zu erziehen und zu behalten, bis wir selbst einst scheiden.
Den 19. September konnten wir unser dießjähriges Erntedankfest (es fiel mit dem VormittagsGottesDienste nach Lützschena) fröhlich feiern, denn Gott hatte uns wie-der viele Güter seines Hauses geschenkt (zuletzt noch eine reiche und günstige Grummeternte). Einen ansehnlichen Ertrag lieferte die doppelte Collecte dieses Festtags: a) die gewöhnliche Ernte-Col¬ecte für die Orts-Armen und eine vom Cultus-Ministerio angeordnete Collecte für den Rautenkranzner Kirchenbau (siehe Missivenbuch [= Sammlung von Sendschreiben]). In Summa kamen Acht Thaler ein, welche getheilt wurden.
21. September
Unser heutiges Landpredigervereins-Festmahl im Hôtel de Prusse zu Leipzig wurde durch das seit Wochen schon durch Ostwind erhaltene schöne Wetter (doch seit gestern früh einige Grad Wärme nur) begünstigt. Es war durch die Gegenwart des Herrn Superintendent Dr. Großmann und seiner Familie (sie waren eben aus dem Bade zu Carlsbad zurückgekehrt) beglückt. Abends hörte ich noch mit der Nachbarfamilie Herrnsdorf aus Wahren das letzte schöne Extraconcert in der Rosenthaler Restauration des Herrn Kintschy [Schweizerhaus im Rosenthal, heute Hacienda im Zoo d.Ü.], das mit einem gelungenen kleinen Feuerwerk verbunden war. Unter den, bei unserem Festmahl anwesenden Pfarrfrauen war auch zum 1. Male Agnes Kunad aus Taucha.
Seit dem 22. September trat milde, fruchtbare Witterung, selbst mit Gewitterregen, ein, der Saat günstig.
26. Septemder
Tauffest im Hause des Schullehrers und Schwagers Hase in Wahren, wo schon vordem einmal ein Schulmeister gleiches Namens und selbst aus derselben Familie in Hänichen abstammend, fungierte.
27. September
fand ich Abends bei meiner Rückkehr von Leipzig, wo ich für die Kir-chen Coupons versilbert, einen Landrentenbrief gekauft, und andere amtliche Ge-schäfte besorgt hatte, eine Einladung des Gemeindevorstehers und Richters Krell vor, an ihrer Gemeinderathssitzung, nach meinem geäußerten Wunsche, einmal Theil zu nehmen. Obgleich ziemlich ermüdet, ging ich doch mit Freuden hinaus, fand Alle versammelt, und Herrn Müller Küttner als Protokollanten. Man vereinigte sich vornehmlich über die zweckmäßige Verwendung der aus dem sogenannten Merseburger Stiftungsfonds durch die Königliche Kreisdirection in Leipzig ausgezahlten und theils zu Schulgelderübertragungen, theils zu Holzstipendien für Arme bestimmten Gelder (auch ich habe bereits aus der Ephorie 13 Rt. Merseburger Gelder zur Anschaffung warmer Fußbekleidung für arme Schulkinder ausgezahlt erhalten). In Ansehung der Sturmfaß-Angelegenheit (pag. 77 [siehe Seite 77 = Eintrag vom 29.05.1841]) ward mir auf meine Eingabe erklärt, daß man Hoffnung habe, eine eigene Ortsspritze zu erhalten, worauf man auf Erbauung eines besonderen Spritzenhauses bedacht seyn werde, so daß es dann des von mir zum jetzigen Sturmfaßplatzes [Im Sturmfass wurden bei Feuer das zum Löschen nötige Wasser herangebracht] in meinem Pfarrgarten nicht weiter bedürfen werde.
Am 29. September
war die dießjährige letzte (dießjährige) Versammlung des Partial-Schullehrer-Vereins (in Leipziger Diöcesen), dessen Director ich seit 2 Jahren bin, als Nachfolger des P. Mascher in Rückmarsdorf. Die herrlichste Witterung begünstigte noch diesen Convent (wie denn überhaupt das Wetter an unsern diesjährigen Conventstagen fast allemal sehr angenehm gewesen war). Herr P. Herrnsdorf in Wahren nahm uns als Vice-Director dießmal bei sich auf, und trug, so wie zuvor ein anderes Mitglied, uns gleichfalls eine kurze Abhandlung über einen pädagogischen Lehrstoff vor. Dem folgten anmutige Gesänge, diesen eine reichliche Collation [= einfache Mahlzeit, Imbiss], vom edlen Rebensaft durch Wort und Gesang gewürzt, bis wir nach 8 Uhr uns für dieß Jahr trennten und beim freundlichsten Mondenscheine unsren heimathlichen Dörfchen zuwanderten. Im nächsten Frühling vereinige uns alle wieder der gute Gott!