Der Erfinder der braven Deutschen

Mit diesem Thema hielt Herr Wilhelm von Sternburg einen Vortrag am 11.09.in der Auwaldstation. Damit setzte er eine Tradition, in Lützschena-Stahmeln sein Schaffen den interessierten Bürgern vorzustellen, fort und las aus seinem Essay über Gustav Freytag anlässlich seines 200. Geburtstages. 1)
Den meisten wird der erfolgreichste und meist gelesene deutschsprachige Schriftsteller des 19.Jahrhunderts nichts sagen, aber zu seiner Zeit fanden seine Bücher und Theaterstücke große Beachtung und Absatz. Seine Werke wurden natürlich in Leipzig verlegt, vom damaligen Verleger Simon Hirzel; Freytag gelangte zu großen Reichtum. 1815 in Breslau, als ältester Sohn einer Arzt- und Bürgermeisterfamilie geboren, studierte dort und nahm das Zusammenleben mit Juden und den benachbarten Polen hautnah wahr. Das prägte seine Werke, die ein bürgerliches Idealbild des Deutschen beschreiben und er äußerte sich kritisch gegen Juden und Polen. Für diese hegte er keine Sympathie und sprach ihnen nur negative Eigenschafte zu, während seine deutschen Bürger christlich und redlich sind.
Freytag schafft ein ideales und nicht wirkliches Bild des Bürgertums und bleibt darin gefangen. Den Adelstitel lehnte er ab und bleibt seinen bürgerlich liberalen Idealen treu. Seine Hauptwerke sind: "Soll und Haben" 1855, "Die verlorene Handschrift" 1864 und "Die Ahnen"1870, um nur einige Romane zu nennen.
1845 geht Freytag nach Leipzig, befreundet sich mit Laube und Gutzow, Mommsen und Treitschke an und wird Mitglied eines intellektuellen Leipziger Kreises, der wegen der liberalen politischen Haltung das höchste Misstrauen der Obrigkeit weckt. Sein Stück "Graf Waldemar " kommt hier 1848 zur Aufführung und er nimmt Anteil an der den Unruhen und er politischen Bewegung, bleibt aber "liberaler Nationalist und preußische Patriot", so Wilhelm von Sternburg. Freitag gehört auch zu den Gründern des "Deutschen Nationalvereins" 1859.
Ab 1876 lebt er in Wiesbaden, seinem Alterssitz, wegen des milden Klimas, dort starb er 1895. Sein Ausflug in die Politik scheitert jämmerlich, sein Mandat für den Wahlkreis Erfurt im Reichstag konnte er nicht ausfüllen.
Schon zu Lebzeiten gab es diese Ideale nicht mehr und das 20. Jahrhundert widerlegt Freytag bekanntlich grundlegend.
Trotzdem bleibt hervorzuheben, dass er die bürgerlichen Werte begründet und die Vorbildwirkung des deutschen Bürgertums umfassend darstellt. Für unsere Verhältnisse heute sehr naiv.
All die bürgerlichen Tugenden, wie Ehrlichkeit, Fleiß uns Redlichkeit sieht er im deutschen Kaufmann als Ideal und Vorbild vereinigt, auch hier nimmt er nicht wahr, dass der ehrbare Kaufmann immer mehr dem gewinnsüchtigen Unternehmer weicht.
Es war eine kurzweilige Lesung die hervorragend von dem Saxophonquartett der Musikschule "Neue Musik" umrahmt wurde. Herzlichen Dank an beide Professionen.
MZ