Kreativ – auch außerhalb des Berufes


In der Stahmelner Straße 131 sieht man das ganze Jahr über Leuchten und Geschenke in vielfältigem Design. Im Advent und in der Weihnachtszeit sind es besonders strahlende Herrnhuter Sterne. Wer vermittelt uns diese Vielfalt der Beleuchtung?
Der Dipl.-Ing. Frank Handrick wuchs in seiner Geburtsstadt Bautzen auf und studierte nach dem Abitur in Berlin und an der TU in Dresden Maschinenbau. Neben dem Maschinenbau interessierte er sich für andere Techniken. Stets informiert er sich über den neuesten Stand der Konstruktion von baulicher Ausführung, Sanitärausrüstung, Keramik, Heizung und Beleuchtung. Der Innenausbau von Wohnungen und Häusern ist sein Beruf und gleichzeitig Berufung. Designer-Lampen und Infrarot-Heizung bringen Wohnqualität für den Bauherrn. Auch Solartechnik auf das Dach gehört dazu. Kurz gesagt: Herr Handrick ist ein kreativer Mensch.
Neben dem Beruf ist er auch Hobby-Bastler. Aufgewachsen in der Umgebung von Görlitz haben ihn die Beobachtung von dort üblichen Holzschnitzereien und die Illustration durch die Herrnhuter Sterne nie losgelassen. Herrnhut ist eine Stadt (3000 Einwohner) in der Oberlausitz (Sachsen). Diese Stadt ist der Stammsitz der evangelischen Herrnhuter Kirchgemeinde.
Der tschechische Theologe Jan Hus (1370-1415), Magister und Rektor an der Prager Universität (1409), kämpfte für eine weitgreifende Reform von Kirche und Gesellschaft. Er wollte, wie später Martin Luther (1517) im deutschen Land, dem Volk die eigentliche Ansicht des Christenlebens in tschechischer Sprache vermitteln, losgelöst von dem Dogma der katholischen Kirche, welche die Lehre Christi in lateinischer Sprache predigte. Jan Hus wurde von der Kirche verfolgt und schließlich als Ketzer verbrannt. Seine Lehre aber hatte bei Handwerkern und Bauern stets Anklang gefunden. Sie lebten in der Stille ihren Glauben und nannten sich ab 1457 evangelische Brüdergemeinde. Die Glaubenskämpfe waren damals in Europa stark ausgeprägt. Anlässlich des Westfälischen Friedens 1648 in Osnabrück wurde die evangelische Brüdergemeinde nicht anerkannt. Die Brüder und Schwestern dieser Glaubensrichtung wurden verfolgt. Sie wollten nicht nur, wie die Kirche es vorschrieb, sonntags zum Gottesdienst in die Kirche gehen, sondern sie wollten den Glauben in der Gemeinschaft auch im Alltag leben. Jeder helfe jedem. Im Jahr 1722 flüchteten einige Brüder und Schwestern aus Böhmen und fanden Obhut beim Grafen Nikolaus Ludwig Zinzendorf bei Görlitz. Auf dessen Landsitz gründeten sie den Ort Herrnhut, sie fühlten sich hier geborgen unter der Hut des Herrn Grafen. Hier lebten sie den christlichen Glauben aber auch ein Leben miteinander in der Gemeinde. Die Handwerkskunst sicherte ihre Existenz. Advent und Weihnachtszeit wurden intensiv feierlich begangen. Kerzen und Weihnachtsschmuck bezeugen auch jetzt noch die Kreativität dieser Menschen damals. So wurden die jetzt weltweit bekannten Herrnhuter Sterne gebastelt.
Die Herrnhuter Sterne sind 25-zackige beleuchtete Papier- oder Kunststoffdekorationen in der Weihnachtszeit. Hergestellt werden sie im kirchlichen Wirtschaftsbetrieb, in der Herrnhuter Stern GmbH. Diese Sterne kann man bei Herrn Handrick das ganze Jahr über käuflich erwerben.
Herr Handrick ist Vater von vier Kindern. Seine konstruktive Fähigkeit im Beruf äußert sich auch in der Freizeit. Kreativität möchte er seinen und auch anderen Kindern vermitteln. Er stellt Materialien zum Basteln für Kinder her, die sich selbst eine kleine Form des Herrnhuter Sternes basteln möchten.
Frau Seidel, die Chefin der Auwaldstation Lützschena, hat diese Gedanken freudig aufgegriffen. Am 11.12.2016 können Kinder in einer Bastelstunde in der Auwaldstation den im Durchmesser 13 cm großen Herrnhuter Stern selbst herstellen. Gleichzeitig ab 15 Uhr liest Herr Handrick interessierten Kindern und Eltern sein Buch „Der gelbe Bastelstern“ (erschienen 2012), im Kaminzimmer der Auwaldstation vor. Hier soll das Basteln den Kindern Freude bereiten. Der Text des Buches und die Bilder, gemalt von Heike Baasch, werden die Kinder ansprechen.

Mit Herrn Handrick unterhielt sich Frau Dr. A. Neumann vom Auenkurier.