An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag vom Januar 1842 - vor 175 Jahren - fort:

Das Jahr 1842 hat uns sehr bald den 2. dießmaligen Winter gebracht; es ist ziemlich viel Schnee gefallen, und ihm folgte sogleich eine Kälte von 9 und mehreren Graden.
Vornehmlich aber eine erfreuliche Erfahrung vom milden Ortsbewohnersinne hat er es mir sogleich in der ersten Decade des Januar gegeben.
Der hiesige Gemeinderath erließ nämlich unter’m 22. December 1841 eine Auf-forderung an die Gemeindeglieder zu freiwilligen Beiträgen zur Aufbringung von 50 Rt. Lehrgeld (auf 5 Jahre) und 15 Rt. für ein Bette, für Gottlob, den blinden Sohn des hiesigen Hofdreschers Knoblauch, wofür, sowie bei Verabreichung. der nöthigen Kleider, der Herr Stadtmusicus Müller in Schkeuditz ihn in die Lehre zu nehmen zu wollen sich bereit erklärt.
Gott hat das Unternehmen gesegnet, denn noch ist die Sammlung nicht ganz ge-schlossen, und beträgt doch die ansehnliche Summe von 30 Rt., sowie sich einige Einzelne zu Kleidungsstücken verstanden haben. Die Herrschaft hatte auch 7 Rt. gesteuert [= beigesteuert d.Ü.].
Das ist einmal eine erquickende Erscheinung bei manchen Amtsleiden dieser Zeit. Zu diesen gehört auch die immer größerwerdende Gefährdung meines Pfarrholzes nach Abschlagung des Gundorfer Bauernholzes, welche auch die Ausrodung der herrschaftlichen Brahnen [=ein mit Laubholz bewachsener Rand eines Feldes, Ge-hölzes oder einer Wiese d.Ü.] nach sich zieht. Die Holznoth nimmt mit jedem Jahre zu.
den 13. Januar
Es ist Winter geblieben: mäßige Kälte und Schnee! Ich habe die erste freie Woche des neuen Jahres, wo mich ohnehin fortdauerndes catarrhalisches Unwohlseyn an das Haus fesselte, benutzt, eine Arbeit vorzunehmen, zu der auch mich die Redakti-on der Sächsischen Kirchengalerie in Dresden aufgefordert hat: die kirchlich-historisch-topographische Beschreibung meiner Parochie, deren Anfertigung ein schätzbarer Beitrag für mein Archiv wie für manchen nahen und fernen Freund Lütschena’s seyn dürfte. An Mühe und Fleiß in Benutzung der mir zugänglichen Quellen habe ich es nicht fehlen lassen.