An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit der 1. Hälfte des Eintrags für den Monat April 1842 - vor 175 Jahren – fort, da für den Monat März kein Eintrag vorhanden ist:

Der Monat April begann mit Sturm und Regen, bei 7° Wärme, nachdem der vorige Monat März meistens eben so veränderlich naß und stürmisch gewesen war, auch seit dem 24. März (Grünen Donnerstage) eine Kälte von mehreren Graden eintrat, welche nach einigen Tagen milderer Temperatur wich. Das Osterfest, inclusive Kar-freitag, brachte wieder viel feierliche Stunden, indem auch unsere Pensionärin Louise Marie Maass, mit confirmirt ward und unser Haus gestern ganz verlassen hat; an ihrer Stelle werden 2 neue Pflegetöchter: Marie Kunze, Müllerstochter aus Gundorf und Therese Voigt, Försterstochter aus Ehrenberg, eintreten.
Ein unangenehmer Rechtshandel wäre vor den Ferientagen ohne meine Vermitte-lung, zwischen der hiesigen Oekonomie (Herrschaft) und einigen Nachbar fast recht bös ausgefallen. Das Pfarrlehen, und die Nachbarn Messerschmidt und Ziegler haben einen Wassergraben jenseits der Eisenbahn im Stande zu erhalten, welcher aber gleich Anfangs schlecht angelegt worden war, und der demnach bei wie-derholter Erinnerung, doch immermehr verfiel, wodurch besonders das herr-schaftliche Feld Wasserschaden erlitt. Daher kam gerichtliche Auflage, der sich die genannten Nachbarn nicht fügen wollten; und schon war creisamtliche Commission requirirt [Requirieren (lat.), etwas als erforderlich für sich in Anspruch nehmen, darum nachsuchen, es fordern, beitreiben. d.Ü.], als mein Fürwort einen angemessenen Gemeindebeschluß und demnach die Zurücknahme obiger Maßregel veranlaßte und bewirkte. Und dabei hatte ich die vielen Arbeiten der heiligen Woche und des nahenden Festes zu bedenken und zu besorgen! – Selbst nach den Feiertagen hatte ich unmittelbar noch keine Ruhe, indem Dienstags nach Tische meines Herrn Pächters, des Gastwirths Kundt in Hänichen, einzige Tochter höchstfestlich getraut ward. Tags darauf versammelte ich bei mir den ersten Schullehrerverein zur Anhörung eines Vortrags und gemeinschaftlicher Besprechung. Auch habe ich seit 8 Wochen unaufhörliche Krankenbesuche gehabt. (In Groß Dölzig giebt’s erwachsene Pockenkranke).
Gestern ward unser Haus hocherfreut durch den Durchbruch des ersten Zähnchens bei unserm 32wöchentlichen Töchterchen.
Unser vieljähriger Tagelöhner Bendix aus Hänichen trat aus unserm Dienste, weil ihm die Gemeinden Hänichen und Quasnitz das Tagewächteramt übertrugen, das er nunmehr neben dem Nachtwächteramte, mit Hülfe seines Sohnes, verwaltet; er ist überdieß Eigenthümer in Hänichen, und wie bei all’ seiner körperlichen Gebrechlichkeit ein nützlicher Arbeiter, besonders in Holzwerk.
Gestern habe ich in der Hänicher Schule die enorme Zahl von 32 schulpflichtigen Kindern der Parochie (17 aus Lützschena 15 aus Hänichen 2 aus Quasnitz) rezipiert [= aufgenommen d.Ü.] , sodaß die Nothwendigkeit eines Hülfslehrers bald eintreten wird (schon zählt unsere Schule 175 Kinder).