Projekt Lebendige Luppe - was ist das?
Ausgehend von der Vorstellung des Projektes "Lebendige Luppe" im
Ortschaftsrat hat sich die Redaktion entschlossen, das Thema aufzugreifen
und zu versuchen, weitere Informationen zu geben. Um die nordwestliche Aue
wieder mit Wasser zu versorgen, haben sich der Grüne Ring und die Projektpartner
ehrgeizige Ziele gesetzt und wollen kurz gesagt, alte Flussläufe wieder aktivieren
und für temporäre Überschwemmungen des Auengebietes sorgen, so wie es typisch
war.
Das wollen wir in mehreren Schritten erläutern und beginnen mit einem kurzen
historischen Abriss, um den Einstieg ins Thema zu finden.
Der Auwald in und um Leipzig bis Schkeuditz ist eine wertvolle Landschaft
und mit 2500 ha der größte Auwald Mitteleuropas. Diese Landschaft zeigte ursprünglich
ein weit verzweigtes Netz von Bächen und Flüssen, aber auch stillstehende
Gewässer, bis man die Neue Luppe anlegte. Stillstehende Gewässer und sogenannte
Tümpel fand man hier häufiger als jetzt. Die Vielfalt der verschiedenen Fließgewässer
in und um Leipzig (Weiße Elster, Luppe, Pleiße, Parthe, Nahle, Rödel, Zschampert,
Paußnitz und das Hundewasser im Park von Lützschena) prägte die Landschaft.
Dadurch entstanden Flächen mit Laubwald, Wiesen und Feuchtbiotope. Die Flüsse
transportieren ab ihrer Quelle Bodenpartikel, die sie durch ihre Fließgeschwindigkeit
vom jeweils durchflossenen Boden aufnehmen und wieder ablagern. Die nun im
Auwald entstandene Bodengüte ließ sehr unterschiedliche Bäume, Sträucher und
Pflanzen wachsen, die von der Durchfeuchtung und regelmäßigen Überschwemmungen
abhängig waren. Auf dem feuchten Boden wuchsen robuste Hartholzgewächse. Im
Auwald sind als Hartholzgewächse Ulmen, Eichen und Ahorn vorherrschend gewesen.
Das soll auch wieder so werden.
Die Besonderheit der Auwaldlandschaft in dieser Region regte die Menschen
an, hier ansässig zu werden und diese Landschaft zu nutzen. Nach den neuesten
Ausgrabungen beim Bau des neuen Heidegrabens 2015 wissen wir Näheres über
den Zeitraum der Ansiedlung. Ausgrabungen im Wohngebiet Heidegraben belegen
schon eine Siedlung ab 5.000 v. u. Z., so wurden neben Scherben von Gefäßen,
Faustkeilen, Messern auch die Fundamente von Langhäusern und Gruben gefunden.
Diese Funde durch die Grabungen am Heidegraben sind nach Angaben des Landesamtes
für Archäologie Sachsen ein Beweis der frühen Ansiedlung im Bereich der Ortschaft
Lützschena.
Die späteren Bewohner im Mittelalter nutzten die Flüsse vielfältig, das fließende
Wasser betrieb die Mühlen. Das Wasser war Lebensraum für Fische und andere
Tiere und damit Nahrungsquelle für die Menschen. Die von regelmäßigen Überflutungen
benetzten Flächen, deren Wasser auch wieder verdunstete, ließen einen gehaltreichen
Lehmboden zurück. Dieser mineralreiche Flößboden wurde als Weideland geschätzt.
Auf den Weiden konnten Schafe grasen. Damit hatte man Fleisch, Milch und Wolle.
Lützschena war Dank des ehemaligen Schloss- und Gutsbesitzers Maximilian von
Sternburg am Anfang des 19. Jh. in Europa bekannt geworden, indem er die Zucht
von Ektoral-Schafen einführte. Deren Wolle wurde unter dem Namen Saxonia-Wolle
bis nach England exportiert.
Bis in die Mitte des 20. Jh. waren der Auwald und die Anwohner ständig durch
Hochwasser bedroht. Viele ältere Einwohner aus Lützschena können sich noch
an die verheerenden Folgen der Hochwassersituation in unserem schönen Auwald,
besonders im Bereich der Weißen Elster, erinnern. Die nahe am Ufer der Weißen
Elster erbauten Häuser hatten jedes Jahr Schäden durch Hochwasser.
Am 25.April 1934 begannen die Bauarbeiten am Projekt der Elster-Luppe-Regulierung.
Auf einer Länge von 10 Kilometern wurde die Luppe begradigt und mit einem
breiten Vorflutbett versehen. Der ursprüngliche Flusslauf der Luppe wurde
durch die massiven Regulierungsmaßnahmen zerstört. Nur die Weiße Elster behielt
ihren ursprünglichen Flusslauf nach dem Elsterbecken. Zur Durchführung der
Arbeiten wurde der Reichsarbeitsdienst eingesetzt.
Die erste Ausbaustufe zur Regulierung der Flusslandschaft wurde bereits 1935 beendet. Davon zeugt ein Gedenkstein, dessen Inschrift schwer zu lesen ist. Der Gedenkstein steht an der Bundesstraße 186 am Ende von Schkeuditz Richtung Dölzig, gleich nach der neuen Brücke über die Neue Luppe auf der linken Seite.
Fortsetzung über das Lebendige-Luppe-Projekt folgt in den nächsten Ausgaben
des Auen-Kurier.
aneu