An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag
für den Monat Dezember 1842 - vor 175 Jahren – fort:
(den 27. December. 1842)
Eine andere liebe Kranke hatte ich seitdem an dieser Verstorbenen jungen
An-verwandtin, Jungfrau Amalie Ziegler, 18 Jahre alt, welche an Wassersucht
und Ent-kräftung (Verzehrung, Schwindsucht) schwer darniederliegt, und fast
täglich von mir besucht wird, sich aber dabei geduldig und christlich beträgt.
Die Witterung ist diesen Monat über zwar sehr schmutzig, aber doch meist
mild ge-wesen, und besonders zeichneten sich die gegenwärtigen Weihnachtstage
durch schöne, sonnige, frische Witterung aus (was den dürftigen ökonomischen
Wintervorräthen sehr zu gute kommt.
Der Gemeinde hatte ich bekannt zu machen, daß von Neujahr 1843 an hohen
Cultus Ministeriums Verordnung zufolge, der Glaube sogleich nach der Epistel-Vorlesung,
das Hauptglied nach dem Evangelio, ihm die Predigt unmittelbar folgen soll.
Eine andere Veränderung in unserm kirchlichen Leben, die von unsrer verehrten
Kirchen-Inspection mit mir gewünschte und beabsichtigte, des Bußtags und
des Todtengedächtnisfests wegen, äußerst nöthige Verlegung der Kirchweihfeste,
zu bewirken, ist mir mit allen Mühen, Wegen und Schreiben, doch noch nicht
gelungen; siehe den Bericht an die Kirchen Inspektion vom 28. December a.c
.
Dafür erfreute mich am Heiligen Abend eine äußerst gütige Zuschrift meines
hoch-würdigen (auf dem jetzigen Landtage wieder unerschrocken pro patria
kämpfenden) Herrn Superintendent, Dr. Grossmann, worin er mir mit froher
Theilnahme meldete, daß das Hohe Cultus-Ministerium mir für die fortgesetzte
treue Leitung des hiesigen CandidatenVereins eine abermalige (bereits die
3.) Gratification [ = Belohnung d.Ü.] von 20 Thalern, zuerkannt habe; –
womit meine geringen Verdienste viel zu reichlich belohnt wurden. Gott gebe
mir Kraft, des Beifalls meiner hochverehrten Vorgesetzten mich immer mehr
werth zu machen.
Sonnabend, den 31. December 1842 gegen Abend .
Unter Sturm und Regen neigt sich das verhängnißvolle Jahr seinem Ende. Soeben
habe ich die kirchlichen Nachrichten vom Jahre 1842 übersichtlich zum Behufe
der morgenden Abkündigung zusammengestellt; es sind zusammen:
15 Paare aufgeboten,
3 “ getraut,
40 Kinder geboren,
19 “ confirmiert,
861 Communicanden abgespeist
29 Personen beerdigt worden.
Zu den merkwürdigen Jahren gehört das scheidende 1842. Jahr, ausgezeichnet
besonders durch so bedeutende Unglücksfälle, wie große Feuersbrünste im
In- und Auslande, so wie durch die ökonomischen Mißverhältnisse in Folge
des großen Futtermangels nach mißrathener Heu- und Sommerfruchternte. Und
doch hat’s der Herr gnädig und wohl mit uns gemacht, hat unsre Dorfschaften
und unsre ganze Gegend mit verheerender Wuth der Elemente verschont, und
selbst diesen gefürchteten Winter durch die bisherige milde Witterung sehr
erträglich gemacht, wie zeitig und bedrohlich er auch begann.
Dem Pfarrhaus nahm er das würdige Haus, die gute Mutter, so wie die liebe
Ver-wandte in Halle, Minna Prasser; erhalten aber hat uns Gott das einzige
geliebte Kind, unsrer Aelternherzen Freud’ und Trost, den Liebling unsres
ganzen großen Familien- und Freundschaftskreises.
Und so führe der gute Gott uns gnädig weiter; wir aber wollen uns führen
lassen von Vaterhand!
Soli Deo Gloria [ = Allein Gott die Ehre d.Ü.].