Neues vom Schriftsteller Gunter Preuß
Der bei uns in Lützschena lebende und von vielen verehrte Schriftsteller,
Herr Gunter Preuß, ist immer aktiv. Mit dem Fahrrad unterwegs begegnet er
uns an manchen Tagen. Was er in der Natur gedanklich auffängt, bringt er
später zu Papier. Jetzt werden zwei neue Arbeiten von ihm erscheinen. Ein
kleines Büchlein „Rügener Gesichter“ mit Inselgedichten eines Festländers.
Darauf kann man gespannt sein.
Ein noch unveröffentlichtes Manuskript „Mensch, Mensch-ein vorhergesagter
Nachruf“ wird viele Menschen zum Nachdenken bringen. Vorab ein Auszug aus
diesem neuen Werk. Dieser Text ist sehr inhaltsreich und man muss ihn zweimal
oder sogar mehrmals lesen, um ihn zu verstehen. Der Auen-Kurier veröffentlicht
einen Auszug aus dem Manuskript im Dezemberheft in der Hoffnung, zwischen
Weihnachten und dem neuen Jahr haben die Leser des Auen Kuriers ein paar
ruhige Tage und können diese Gedanken aufnehmen. Es sind Weisheiten des
Lebens zu erkennen, die uns der Schriftsteller vermitteln möchte. Mit den
Gedanken des Schriftstellers sollte man sich auseinander setzen. Viel Freude
beim Lesen des nachfolgenden Manuskriptauszuges:
„Mensch, Mensch-ein vorhergesagter Nachruf“
Narretei: Angesichts mühsam bis nötigend zusammengehaltener oder zerreißender
menschlicher Bündnisse und gegenseitiger Verpflichtungen muss es geradezu
absurd erscheinen, eine längst überfällige Weltverfassung einzufordern.
Da ich ein bekennender Narr bin - der weder sich selbst täuschen lassen
noch andre täuschen will und sich seiner Narretei nicht schämt - tue ich
es dennoch. In der langen Reihe zwingender Gründe für meinen Zwischenruf
stehen die vielfältigen Ausdrucksformen der vom Menschen am Menschen ausgeübten
körperlichen wie psychischen Gewalt vornan. In den heillos zerstrittenen
Lagern, die einander die Schuld für den schlimmen Zustand unserer Welt zuschieben,
zeigt der über die Jahrtausende abgrundtief in der Menschheit verwurzelte
Hass im Extremismus seine scheußlichste Fratze. Eine der ersten Vorschriften
solches Weltgrundgesetzes sollte das beharrliche Abschneiden dieser wie
todbringendes Unkraut nachwuchernden Erscheinung menschlichen Ungeistes
zur unumstößlichen Pflicht machen. Die Ächtung des Unversöhnlichen - ohne
Wenn und Aber quer durch die Gesellschaften, Weltanschauungen und Religionen
- würde es staatlicher Gesundbeterei und politischen Zwangsheilungsversuchen
schwerer machen. Man sähe sich gefordert, über alle inneren und äußeren
Grenzen hinweg miteinander ins Gespräch zu kommen und sich darin zu bewegen.
Das wäre - so spinne ich den lichten, aber dünnen Faden weiter - ein erster
übergreifender Sieg der menschlichen Vernunft über die menschliche Unvernunft.
Allerdings werden die über unsere Erde herrschenden Oligarchen und Diktatoren,
die in allen Gesellschaftssystemen zu Hause sind, derart globalen Leitsatz
zu verhindern wissen. Von ihnen wird keiner die Axt an die Wurzel (des gemeingültigen
Übels) legen; der kranke Weltenbaum brachte ihnen zu jeder Zeit gute Frucht.
Und wenn der Mensch noch an kaum einem Ding gescheitert ist, so doch in
aller Regelmäßigkeit an sich selbst.
aneu