Männer hinter blauen Schleiern


Die interessante Ankündigung mit oben angeführtem Titel führte zahlreiche Besucher am 17.11.2017 um 19 Uhr in das Kaminzimmer der Auwaldstation. Susan Hastings ist vielen Bürgern von Lützschena-Stahmeln bestens bekannt. An diesem Abend sprach die Schriftstellerin über eine außergewöhnliche Völkergruppe in Zentralafrika: die Tuareg. Dieses Berbervolk (Tuareg, selbst nennen sie sich auch Imuschag) sind ein Hirtennomadenvolk in Zentralafrika. Sie wurden von den Arabern von der Küste Nordafrikas vertrieben und leben nun in der zentralen Sahara im Norden Malis, in Südalgerien und angrenzenden Gebieten Libyens und Nigers. Sie sind überwiegend Hirtennomaden. Mit Hilfe ihrer Kamele ziehen sie durch die oben genannten Länder. Sie transportieren und handeln Getreide, Salz und Datteln, zusätzlich noch Schafe und Ziegen. Dieses Volk besteht aus etwa 2 bis 3 Millionen Männern und Frauen mit ihren Kindern, die überwiegend in Lederzelten leben. Die Familien bekleiden bestimmte Rangfolgen. Wer weiße Kamele sein Eigen nennen kann, ist ein reicher Tuareg, vergleichbar mit einem Adligen. Den Männern obliegt die Führung der Tiere durch die Länder. Die Frauen leben in den Zelten und verwalten die Nahrung. Dadurch sind die Frauen die maßgebenden Personen, da sie auch für die Erziehung der Kinder in Hygiene, Sprache und Schrift zuständig sind. Die Tuareg haben eine eigene Sprache, die als Tifinagh bezeichnet wird. Als Händler sprechen die Männer mehrere Sprachen, da sie mit ihrer Karawane durch viele Länder ziehen. Die Tuareg verwerten alle Gegenstände und Lebensmittel, es entsteht kein Müll. Außerdem verarbeiten sie Metalle, ihre Schmiedekunst für Waffen und vor allem Silberschmuck ist bekannt. Das Volk der Tuareg ist muslimisch orientiert, hat aber keine festen Gebetszeiten, keine Feiertage und lebt ohne die Gesetze des Korans. Das Leben für die Männer und Frauen in der Wüste ist hart. Auf ihren Reisen führen die Männer die Nahrung und das Wasser in Schläuchen und Ledersäcken mit. Flüssigkeit nehmen sie in Form von warmen Tee auf. Vor Wind und Sonne und Sand schützen sich die Männer durch einen Schleier aus einem durchsichtigen zarten Gewebe, in der Farbe indigo, welcher das Gesicht verhüllt. Hinter dem Schleier sind auffallend schöne Gesichter mit heller Haut und interessanten Augen zu sehen. Die im Zelt lebenden Frauen und Kinder tragen keine Gesichtsschleier. Seit etwa 1950 sind viele Tuareg sesshaft geworden. Sie leben in Oasen in kleinen Siedlungen. Ihr Zentrum der Zusammenkünfte ist in Agadez (Niger), eine Hauptstadt haben sie aber nicht.
Frau Hastings zeigte in der Veranstaltung zahlreiche Fotos von der Lebensweise der Tuareg, die das Leben dieses Nomadenvolkes sichtbar machten. Untermalt wurde der Abend mit eingehender moderner Musik von Tuaregs. Viele junge Tuareg haben als Soldaten beim Revolutionsführer Gadaffi in Libyen gedient. Diese ehemaligen Soldaten haben dort das Gitarrespiel erlernt und haben inzwischen eine eigene Folklore entwickelt. Das Spiel auf der Gitarre wird von Gesang und rhythmischem Händeklatschen begleitet. Auftritte der musizierenden Tuareg finden Resonanz bei der Bevölkerung. Ihr getragener blauer Schleier ist das Kennzeichen ihres Volksstammes.
Frau Walter dankte der Schriftstellerin Susan Hastings für diesen Abend.
aneu