Die Weiße Elster-Luppe-Regulierung und weitere Veränderungen in der Flussaue

Die Weiße Elster-Luppe-Regulierung und weitere Veränderungen in der Flussaue

(Projekt Lebendige Luppe Teil 7) Teil 1 AK 4/2017, Teil 2 AK  9/2017, Teil 3 und 4 AK 1/2018, Teil 5 AK 3/2018, Teil 6 AK 7/2018

Bau der Neuen Luppe

Erst 1934 waren Finanzmittel (insgesamt 4,5 Mio. RM), Feldbahnen und Arbeitskräfte (> 650 Mann vom Arbeitsdienst) für den Bau der Neuen Luppe verfügbar. Auch ohne schwere Technik schritt der Bau der Flutrinne mit ihrem 70 m breiten Bett zwischen den Dämmen langsam voran. Riesige Eichen mussten gefällt werden und uralte Mooreichen behinderten die Erdarbeiten sehr.

Kriegsbedingt endeten die Arbeiten 1938 und die Neue Luppe floss nach der Straße von Schkeuditz nach Dölzig wieder in das Wildbett der Luppe zurück. An der Brücke hinter Schkeuditz Richtung Dölzig befindet sich ein Denkstein mit entferntem Signet.

Die Neue Luppe zerschneidet alle alten Wasserläufe und die um etwa 3,5 m tiefer liegende Sohle führt zur langsamen Austrocknung der wertvollen Auelandschaft. Das sogenannte Hundewasser ist dafür beispielhaft. Auch die anderen Wasserbaumaßnahmen haben bisher nur zur weiteren Austrocknung geführt. Die Initiative „Lebendige Luppe“ macht Hoffnung auf Abhilfe. Es gibt aber auch Gegenstimmen, die keine „nassen Füße bei der Jagd“ in einer wiedervernässten Aue haben wollen.

Durch das defekte Palmengartenwehr (1917 fertig gestellt) kam es beim Hochwasser 1954 zum Wassereinbruch in die Stadt Leipzig (besonders Waldplatzgegend). Zusätzlich brach der Damm am Auensee. Viele Altleipziger können sich an die nassen Füße auf dem Auenseedamm erinnern, als die Elster über den Auensee in die Neue Luppe lief! 

Auch in Lützschena stand das Wasser nach Dauerregen auf der Hauptstraße!

Da die Weiße Elster nur 80 m3  je Sekunde ohne Schäden abführen kann, musste Vorsorge für Jahrhunderthochwässer von 500 bis 600 m3/s getroffen werden.( Zum Vergleich: eine Badewannenfüllung sind ca. 0,2 m3). Deshalb erfolgte ab 1960 der Ausbau der Trennwehre in Connewitz und die Fortführung der Neuen Luppe. Wegen der Tagebaue wurde der geplante geradlinige Verlauf der Neuen Luppe nach der Autobahn nicht möglich. Eine kurvige Vereinigung der Neuen Luppe mit der Weißen Elster und eine breitere Weiterführung des Flussbettes (ca. 160m) bis Döllnitz und weiter auslaufend bis Kollenbey wurden bis 1958 vollendet (Denkstein an der Vereinigung). Die zwei Karten lassen den Vergleich vor und nach der Regulierung sichtbar werden (Bild 1).

Nach dem 2. Weltkrieg wurden auch Veränderungen am Zschampert und weitere an der Parthe durchgeführt. Die Trennung von Pleiße und Parthe (Mündung im Zoo an der ehemaligen Robbenanlage) und der neue Ausbau neben dem Kickerlingsberg führten zur seltenen Umbenennung dieses Flussabschnittes, aus der Pleiße wurde die Parthe.

Die Hochwasser nach 2002 zeigten Beschränkung und den Verschleiß der Anlagen. Die Deiche und Bauwerke mussten erneuert und ertüchtigt werden. Ein Glücksumstand für Leipzig war der rechtzeitige Bau eines Überlaufwerkes der Weißen Elster bei Zitzschen und die mögliche Ableitung des Hochwassers in den Tagebau Zwenkau. Auch die umstrittene Flutung der Aue wird im Süden Leipzigs aus ökologischen Gründen jährlich durchgeführt. Im Nordwesten ist das Überlaufwehr der Nahle (Nähe Auensee) zweimal nach der Erbauung bei Hochwasser betätigt worden. Die Überflutung der Aue erreichte auch Schlobachs Hof. Unterstützend für die Überflutung von Schlobachs Hof war aber auch der nicht gepflegte Zustand eines alten (privat angelegten) Ringdamms. Der Überlauf an der Nahle wurde nach dem Hochwasser 2013 neu gebaut.

 

Reiner Pietag und Dr. A. Neumann

Empfehlenswerte Literatur: 

1. Böhlitzer Hefte: „Elster-Luppe-Aue“, Werbeagentur Kolb  

2. Sax-Führer: „In der Elster-Luppe-Aue“ Sax-Verlag 

3. „Leipzigs Jahrhunderthochwässer waren 1924“, Noack, LVZ  

4. Auen-Kurier Mai 2015 mit Text von Netzschko (1936) und Bildern  

5. Auen-Kurier Nov. 2007 mit Bildern vom Hochwasser Lützschenas