An dieser Stelle setzen
wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag für den Monat November 1843
- vor 175 Jahren – fort:
den 4. December
Wieder ein Festtag
im geistlichen Leben – ich wohnte mit mehrern sächsischen Amtsbrüdern der
feierlichen Investitur [= Einführung d.Ü.] des Superintendent Frantz in
Schkeuditz bei, schon des 3. Superintendenten in wenigen Jahren. Alles
sprach uns dort an: die aus bewegtester Seele mit dem Feuer einer
gläubigen Begeisterung vorgetragenen Predigt (über 1. Reg 22,14) des neuen
Ephorus (den die Schullehrer seiner Diöces schon zuvor mit dem von mir
ihnen geschriebenen Gedichte begrüßt hatten), die Investitur-Rede des
neuen GeneralSuperintendent Möller in Magdeburg, so wie seine darauf
folgende Catechisation [=Unterweisung der Konfirmanden, die meist durch
Frage und Antwort geschieht d.Ü.] mit den Confirmanden und die von
Ebendemselben nach der Kirche auf der Superintendur geleitete Synode; dann
das Festmahl auf dem schönen neuen Rathaussaale, dem sich leider der
GeneralSuperintendent Möller nur viel zu früh entziehen mußte, da er mit
der Eisenbahngelegenheit nach Magdeburg zurückeilte) – wir kehrten
vielfältig erquickt an Seel und Leib nach Hause zurück.
31. December 1843.
Der Jahreswechsel
naht, schon ist die 11. nächtliche Stunde vorüber, und ich eile, nach
Beendigung der Vorbereitung für den morgigen Festtag, auch diese
besonderen archivalischen Nachrichten bis zum Jahresschlusse fortzuführen.
Das neuliche Weihnachtsfest, war nicht eben von der Witterung begünstigt:
Wetter und Weg gleich schmutzig, feucht und rauh; auch viel Krankheit hier
und da, Scharlach und nervöse [= Nervenkrankheiten d.Ü.] Krankheiten haben
im letzten Vierteljahr viele Familien in Leipzig schwer heimgesucht und
manche Aelternherzen betrübt. Da dießmal der heil’ge Abend auf Sonntag
fiel, hatte ich in 3 Tagen 5 Predigten und 5 Reden (1 Betstunden- 2
Beicht- und 2 Taufreden), den Tag nach den Feiertagen aber eine Abdankung
in Hänichen zu halten; und auch morgen und über 8 Tage sind doppelte
Festtage in der Nähe. Gott hat mich an Seel und Leib bisher gestärkt, dass
ich alles wohlausrichten konnte.
In diesem Jahr
haben wir
34 Geburts-
23 Katechumenen
9 Trauungs-
868 Communicanten
42 Todesfälle gehabt.
Bei der am 1.
December bewirkten Volkszählung standen sich
in Lützschena: 279
männ.
241 weib.
520 Sa.
176 Eheleute
109 Haushaltgen.
7 Wittwer
17 Wittwen
68 männ.
40 weib. Ledige
92 männ.
72 weib. Kinder
30 männ.
18 weib. Dienstboten
21 männ.
21 weib. Ausländer
1 Wittwer von 84 J.
2 Wittwen von 78 J.
in Hänichen:
317 E.
104 Kinder unter 14
J.
48 P. Eheleute
8 Wittwer
13 Wittwen
58 ledige Mannspers.
38 weib.
60 Haushaltungen.
in Quasnitz:
109 E.
25 Kdr. unt. 14 J
19 P. Eheleute
2 Wittwer
4 Wittwen
19 ledige Mannsp
21
“
Weibsp
22 Haushaltgen
.
520
317
109
946 Sa. aller
Parochianen [Zahl der zur Kirchgemeinde gehörenden Personen d.Ü.]
Unter mitternächt.
Glockengeläute, das den, nun eingetretenen
Jahreswechsel verkündigt, schreibe ich diese Zeilen nieder, erfüllt
von Empfindungen der Dankbarkeit gegen den liebreichen himmlischen Geber
so vieler guten und vollkommenen Gaben, die wir aus seiner milden
Vaterhand während des alten Jahres empfingen, selbst für die trüben
Stunden und für die schmerzlichen Erfahrungen der Vergangenheit. Seine
Güte werden ferner über meiner theuren Kirchfahrt wie über meinem Hause
neu!
Auf ihn steht
unsere Zuversicht, Amen.