An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag für den Monat Januar 1844 - vor 175 Jahren – fort:

31. Januar.

Schon geht des neuen Jahres erster Monat zu Ende – er war sehr veränderlicher Natur, vom 1-4. mäßig kalt, 4-8 mild regnicht, 9-17 crescendo et decrescendo kalt (10-15 selbst bis über 13°Kälte), 8-21 wieder Thauwetter, 22-24 wieder mäßig kalt, von da an bis zu Ende stürmisch und regnicht , so daß der Schnee allmählig schmolz und die Flüsse vom hemmenden Eis angeschwollen, anfangen überzugehen, was ich heute wahrnahm, als ich auf äußerst schlimmen, zum Theil bodenlosen Feldwegen, die Amtsbrüder in Gundorf und Rückmarsdorf ein wenig besuchte, welche gestern vor 8 Tagen nicht mit bei’m 1. Landprediger Verein in Leipzig erschienen, den die Gegenwart unsers verehrten Ephorus verherrlichte, welcher uns für Bildung von Parochial-Vereinen für die Gustav-Adolph-Stiftung zu bestimmen suchte, insofern es noch solcher Belebung bedurfte (von einigen Parochien sind ansehnliche Geschenke eingegangen; ich sammle fortwährend Liebesgaben für den herrlichen Zweck, dem man in und außerhalb Deutschland immermehr Theilnahme zuwendet).

Zu unserem neuen Leipziger Prediger Vereins-Präsidenten oder Director ist Pastor M. [Karl Gottlob] Klotzsch in Magdeborn erwählt worden.

In Folge obgedachter veränderlicher Witterung hat auch in meiner Parochie das Scharlachfriesel unter den Kindern sehr um sich gegriffen, doch blieb es bisher bei uns gutartiger als in Leipzig, wo viele Kinder daran gestorben sind. Gott hat mein Mägdlein damit noch in Gnaden verschont, und es uns gesund erhalten, so daß an Laib und Geist von Tag zu Tag zu nimmt und unsre Aelterherzen mit dankbarer Freude erfüllt.

Noch hatte ich gestern ein äußerst betrübendes Geschäft – den vergeblichen Sühneversuch zwischen dem Vetter G. Hase in Hänichen und seiner zweiten Frau (»Brückners Riekchen«), die schon faktisch getrennt seit einigen Wochen leben. Ach, wo soviel Mangel an Selbsterkenntnis und Selbstüberwindung zu Tage liegt, kann kein Friede bestehen und kein häusliches Glück aufblühen; und wo der Zorn, der nicht thut, was vor Gott recht ist, sich nicht am weisen, sanften, versöhnlichen Herzen gegenüber entkräftet und mäßigt, wo soll da das versöhnende Seelsorgerwort eine gute Statt finden?!