An dieser Stelle setzen
wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag für den Monat Mai 1844 - vor
175 Jahren – fort:
Am 8. Mai, einem
mehrfach feierlichen Gedächtnißtage, an welchem wir dießmal unseren 1.
Schullehrer-Verein in Wahren, hielten, und der Herr Baron mich und meine
Frau in das, auf der Höhe des Kirschbergs hinter’m Gasthofe erbaute neue
Sommerhaus, welchem man die herrlichste Aussicht in die nahen und fernen
Umgebungen geniest, [einlud]. Mehrere Häuser läßt der Herr Baron an der
Straße vor seinem Hopfgarten erbauen, so daß Lützschena immer größer –
gebe Gott, nur nicht ärmer! wird.
Der vieljährige
herrschaftliche Ziegler, Johann Gottlieb Krell, hat sich an Ostern von
diesem mühsamen Berufe zurückgezogen, und ist nunmehr nur noch als
Ortsvorstand thätig, sowie er sein Nachbargut jetzt selbst bewirtschaftet.
Die
Gustav-Adolph-Stiftung zur Unterstützung bedrängter Glaubensgenossen, für
welche sich in Leipzig ein besonderer Verein gebildet hat, erfuhr zwar vor
einiger Zeit im Königreich Bayern herbes Leid – man untersagte ihm seine
Wirksamkeit daselbst! -, dafür erhält er weit und breit im Aus- und
Inlande immer mehr Anerkennung, und wird mit Gottes Hülfe das Reich seines
Sohnes mit schützen und ausbreiten helfen. (doch habe ich mich auch in
meinem Gewissen gedrungen gefühlt, dem Leipziger Missionsverein mein
Scherflein zuzuwenden).
Die Witterung war
in den bisherigen Tagen des Mai meist sehr günstig und schön, doch mehr
kühl. Bei Dresden ging vorigen Sonntag /12. Mai/ eine Wasserhose
verheerend nieder.
P.S. für die
Verunglückten in Wachwitz [Wachwitz – Stadtteil von Dresden. Am 12. Mai
1844 schwoll der Gönnsdorfer Bach, der im Wachwitzgrund fließt, nach
großem Regenwetter zu einem reißenden Gewässer an. Angrenzende Grundstücke
wurden überflutet und dabei Erdrutsche ausgelöst. Gebäude und Häuser
wurden beschädigt und z. T. zerstört. Zwei Einwohner kamen ums Leben.
d.Ü.] kamen auch in hiesiger Kirchfahrt reiche Beiträge zusammen.