An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag für den Monat Mai 1844 - vor 175 Jahren – fort:

31. Mai
Mit prächtiger Witterung endigt der Monat, der seit 14 Tagen recht unfreundlich ge-worden war, so daß auch die Pfingstfreuden gar Manchem – besonders Reisenden – verkümmert worden sind, während die rauhe Witterung das Ungeziefer am besten abwehrt (besonders arg machten es die sogenannten Pfeiffer mit den Stachelbeer-büschen). Wie an vielen benachbarten Orten war auch dießmal in Quasnitz ein Pfingstbier, wozu sich Lützschenas, Hänichens und Quasnitz‘ Burschen vereinigt, und weßhalb sie bei mir noch besonders um Erlaubnis nachgesucht hatten. Leider hat ihnen bei dem (eigentlich wohl verbotenen ) Trillen [=lästig bitten, betteln d.Ü.] Einsammeln von Speck, Eiern usw. ein Unbesonnener noch Verdruß bei der Behörde ohne ihre Schuld angestiftet; andernwärts ist noch schlimmer hergegangen, hat es Schlägerei bald zum Tode gegeben; und infolge einer am PfingstheilgenAbend nach Setzung der Maie [=junge Birke oder Birkenast, der im Mai (bes. zu Pfingsten) in Gebäuden aufgestellt wird. d.Ü.] stehen gebliebene Laterne ist das Dorf Mühlbeck bei Bitterfeld bis auf die stehengebliebene entfernt liegende Kirche abgebrannt!
Vorgestern, am Tage unseres Wittwencassen-Convents (deren gegenwärtiger Zu-stand sehr erfreulich ist – zu Gundorf, hat es von Leipzig nach Lindenthal und bis in unsere Gegend her – Schwefel geregnet, d. h. der Blüthenstaub von entfernten Fichtenwäldern ist durch den Wind zu uns vielleicht von weitem her geführt und im Regen zur Erde geworfen worden. Man hat ihn getrocknet und untersucht. Auf diesem Convente war noch einmal Bruder Burmann aus Dölzig anwesend, der auf Michaelis [29. September d.Ü.] mit seiner Familie zu seinen Kindern in Frankenhausen ziehen wird; zu seinem Nachfolger ist unser Parochial-Schullehrer Herr Candidat Oertel in Hänichen vom Merseburger-Domcapitel am 13. hujusdem [= desselben Monats d.Ü.] designiert [= ernannt d.Ü.] worden, so daß nun auch unserem Schulwesen wichtige Veränderungen bevorstehen, zumal die hiesige Gemeinde eine eigene Schule wünscht. Mit Vergnügen habe ich selbst, besondersdurch Herrn Oertels Empfehlung an Herrn Domherrn D. Gustav Biedermann Günther in Leipzig, beigetragen, daß Oertel vornehmlich berücksichtigt ward, da unsere Schulangelegenheiten der Verbesserung gar sehr bedürfen.