An dieser Stelle setzen wir die Abschrift der Chronik mit dem Eintrag für den Monat Juli 1844 - vor 175 Jahren – fort:

1. Juli.
Trocken, kalt und windig, wie der alte Monat geendet, hat der neue begonnen; Re-genwolken kommen und gehen ohne unseren dürstenden Feldern, Auen und Gärten einige Tropfen zu schenken. Die Heuernte ist allerdings bei dieser fast ununterbrochen guten Witterung fast glücklich vollendet worden, und reichlich ausgefallen; allein um so schlechter sind die Aussichten mit den Sommerfrüchten: das Getreide bleibt zurück, wie die Kartoffel, und gar manche Krautpflanze ist wieder eingegangen. Nun, der Himmel wird ja zu rechter Zeit mit seiner Hülfe kommen!
Vor 8 Tagen ertrank bei’m leichtfertigen Baden oberhalb der Quasnitzer Brücke der dasige Gänsejunge, Friedrich Fuchs aus AltScherbitz, 12 Jahre alt; sein Leichnam ward leider zu spät (gesucht? und) gefunden, und da sich des Verunglückten bettelarme Mutter nicht annahm, durch Mitwirkung seines Dienstherren und der Quasnitzer Gemeinde still beerdigt.
Die herrschaftliche Hofbrücke bei der Kirche wird eben jetzt neu und von Steinen erbaut. Der 7jähige [d.h. seit 7 Jahren angestellte d.Ü.] Oeconom Inspector Hönicke ist vor 8 Tagen ab- und in eine eigene Pachtung zu BurgChemnitz übergegangen.
Juli, 24., Der sonst so schöne Sommermonat war bisher sehr unfreundlich, windig, kalt, veränderlich, die bisweiligen Regenschauer halfen allerdings den Sommerfrüchten sehr, dafür blieb aber alles Obst, Wein, Gurken, Bohnen usw. sehr zurück.
Noch will es gar nicht recht warm werden. Die dießmalige unvergleichliche Rosen- und Lilienpracht ist vorüber; anderen Kindern der Flora (Levkoie usw.) sind Erdflöhe, Raupen, Käfer usw. nachtheilig geworden. Die Ernte hat in diesen Tagen meist allenthalben begonnen, und verspricht im Ganzen guten Ausfall, obschon es hier und da vom Winterfrost berührte mißrathene Feldparzellen gibt.
Die neue steinerne Hofbrücke mit eisernem Gittergeländer ist ziemlich fertig, und eine neue Zierde der herrschaftliche Gebäude. Käme nur auch die nahe Kirche bald an die Reihe!
Unsere Schulsache wird einige Wochen ruhen müssen, da sowohl unser hochwürdiger Herr Ephorus, Dr. Grossmann, der kürzlich sehr kränkelte, nach Carlsbad wieder geht, als auch unser Herr Gerichts-Director, Arthur Buddeus, in ähnlicher Absicht verreist ist.
Unser guter König, welcher seit ein paar Monaten England bereiste, und daselbst allenthalben um seiner Liebenswürdigkeit willen hochgefeiert ward, kehrt nächstens zurück, daher auch hier in unserer Nähe, wo er in sein Land wieder eintreten wird, dem Vernehmen nach, ein angemessener festlicher Empfang beabsichtigt und vorbereitet wird. Hiervon bald das Nähere!