Vorkommen ausgewählter Tierarten und ihre Ansprüche an die Waldbestände der Leipziger Auen
(SCHILLER, R., Naturkundemuseum Leipzig, 1999)

Auwaldstation Lützschena

Im Landschaftsschutzgebiet dürften die Hauptgefährdungsursachen für Wasserinsekten vor allem die zunehmende Austrocknung der Kleingewässer, die Gewässereutrophierung sowie andere Stoffeinträge, welche die Gewässer belasten, sein. Alle Maßnahmen, die dem Erhalt von Gewässern und Wasserpflanzengesellschaften, der Sicherung des Wasserhaushaltes oder der Verbesserung der Wasserqualität dienen, tragen zum Erhalt der Wasserinsektenfauna bei. Auch die Anlage von Ersatzgewässern kann diesem Ziel dienen, allerdings: “...muss vor zu großen Erwartungen an die Sekundärbiotope gewarnt werden. Viele Wasserkäfergesellschaften (bzw. -arten) stellen sich (wenn überhaupt) erst nach langen Zeiträumen ein, und eine Unterbrechung der "Faunentradition" kann zum Verlust von Arten führen." (KLAUSNITZER 1996).
Ebenso bedeutsam sind die Auwaldbereiche mit einem hohen Anteil von Altbäumen, insbesondere alter Eichen. Übrigens sind in Mitteleuropa ca. 3000 Insektenarten an Eichen gefunden worden, mehr als an jeder anderen heimischen Baumart. Häufig sind diese Gebiete früher als sogenannte Mittelwälder zur Brenn- und Bauholzgewinnung bewirtschaftet worden. Heute bieten diese Gebiete beispielsweise holzbewohnenden Käfern, von denen in Deutschland mehr als 60% der 1343 Arten gefährdet sind (nach KLAUSNITZER 1996), Überlebensmöglichkeiten. Aus dieser Tiergruppe wies BENSE (1998) im NSG Burgaue innerhalb von 6 Wochen 157 Arten nach, darunter 42 gefährdete oder schutzrelevante Vertreter.

Die Bewertung der Artenliste führt zu der Schlussfolgerung:
„... so ist der Leipziger Auwald aufgrund der gemeldeten Holzkäferfauna als eines der ‚wichtigsten Refugien für Urwaldreliktarten‘ in Deutschland anzusehen...“ (STUFA 1996). Die schutzrelevanten Arten besiedeln unterschiedlichste Kleinstlebensräume, wobei Alteichen, gut besonntes, stehendes Totholz (viele Arten sind xerothermophil; KLAUSNITZER 1996 b) und unterschiedliche Zerfallsstadien von Holz wahrscheinlich die größte Bedeutung haben. Protaetia aeruginosa (in Deutschland und Sachsen vom Aussterben bedroht) wurde bis ins Rosental nachgewiesen.
Zwei der nachgewiesenen Bockkäfer sind in Sachsen vom Aussterben bedroht, drei weitere stark gefährdet. Osmoderma eremita, für den es nur ältere Nachweise gibt, gehört zu den Arten der FFH-Richtlinie und ist sowohl in Deutschlands als auch in Sachsen stark gefährdet.

Der Leipziger Auwald ist Lebensraum für den europaweit gefährdeten Eschenscheckenfalter. Auch einige an Ulmen gebundene Tag- und Nachtfalter haben ihren Verbreitungsschwerpunkt für Sachsen in unserem Auwald. Allein drei Tagfalterarten (Eschenscheckenfalter -Euphydryas maturna, Wiesenknopf- Ameisenbläulinge - Maculinea nausithous und M. teleius) werden sowohl im Anhang II als auch im Anhang IV der sogenannten "FFH-Richtlinie" (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992) aufgelistet. Für sie sind also Schutzgebiete auszuweisen, außerdem gelten Artenschutzmaßnahmen.

Auwaldtiere und -pflanzen der vergangenen Jahre:

2021 Gemeine Esche

2020 Leipziger Wildröschen (Anemone X lipsiensis)

2019 Schmuckbiene

2018 Biber

 2017 Echter Haarstrang

2016 Ulmen-Zipfelfalter

2015 Wasser-Schwertlilie

2014 Grüne Keiljungfer

2013 Ufer-Laubschnecke

2012 Stieleiche

2011 Zwergstichling

2010 Bäumchenmoos

2009 Eisvogel

2008 Schwanenblume

2007 Fischotter

2006 Bitterling

2005 Silberweide

2004 Wasserfledermaus

2003 Mittelspecht

2002 Schlehe

2001 Kiemenfuß

2000 Rotbauchunke

1999 Flacher Lackporling

1998 Großer Wiesenknopf

1998 Wiesenknopf-Ameisenbläuling

1997 Moschusbock

1996 Moorfrosch

1995 Gefleckter Aronstab

1995 Einbeere

Vögel

In den Wäldern und Randbereichen des Leipziger Auwalds kommen rund 100 verschiedene Vogelarten vor. Hinzu kommen Vögel, die hauptsächlich die Gewässer und Offenlandbereiche besiedeln. Von den Tauben ist in den Wälder die Ringeltaube (Columba palumbus) heimisch. Ausgestorben ist hingegen in den sechziger Jahren die vormals nicht seltene Hohltaube (Columba oenas). Besonders artenreich im Leipziger Auwald sind die Spechte. Zu den bekanntesten gehört der Buntspecht (Dendrocopos major). Diesem sehr ähnlich sind der Kleinspecht (Dendrocopos minor) und der Mittelspecht (Dendrocopos medius), welcher in Mitteleuropa inzwischen sehr selten geworden ist. Auch der nicht seltene Grünspecht (Picus viridis) und der größte vorkommende Specht, der Schwarzspecht (Dryocopus martius) gehören zur Fauna des Leipziger Auwaldes. Während man den Grauspecht (Picus canus) noch selten beobachten kann, war der Wendehals (Jynx torquilla) lange verschwunden, konnte aber in der letzten Zeit wieder beobachtet werden.

Folgende Informationan sind aus dem Bauplan Nr. 245 „Güterverkehrszentrum Süd III"

Vorkommen besonders bedeutsamer Vogelarten im Gebiet mit mindestens 1 Brutpaar:

Rotmilan
Milvus milvus
Braunkehlchen
Saxicola rubetra
Wachtel
Coturnix coturnix
Schwarzkehlchen
Saxicola torquata
Wachtelkönig
Crex crex
Sperbergrasmücke
Sylvia nisoria
Kiebitz
Vanellus vanellus
Neuntöter
Lanius collurio
Wendehals
Jynx torquilla
Grauammer
Miliaria calandra
Haubenlerche
Galerida cristata

Weitere Vogelarten:

Graureiher (Ardea cinerea)
Weißstorch (Ciconia ciconia)
Schwarzmilan (Milvus migrans)
Wespenbussard (Pernis apivorus)
Bruchwasserläufer (Tringa glareola)
Rotdrossel (Turdus iliacus)
Pirol (Oriolus oriolus)
Habicht (Accipiter gentilis) erstmals in 2001 nachgewiesen:
Ringdrossel (Turdus torquatus)
Karmingimpel Carpodacus erythrinus
Flußregenpfeifer (Charadrius dubius) erstmals in 2003 nachgewiesen:
Stockente (Anas platyrhynchos)
Rotmilan (Milvus milvus)
Turmfalke (Falco tinnunculus)
Wachtel (Coturnix coturnix)
Fasan (Phasianus colchicus)
Kiebitz (Vanellus vanellus)
Kuckuck (Cuculus canorus)
Waldohreule (Asio otus)
Wendehals (Jynx torquilla)
Feldlerche (Alauda arvensis )

Weiter Vogelarten im und nördlich des Auenwaldes in Lützschena-Stahmeln:

Haubenlerche (Galerida cristata)
Rauchschwalbe (Hirundo rustica)
Baumpieper (Anthus trivialis)
Bachstelze (Motacilla alba)
Schafstelze (Motacilla flava)
Heckenbraunelle (Prunella modularis)
Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Nachtigall (Luscinia megarhynchos)
Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)
Braunkehlchen (Saxicola rubetra)
Schwarzkehlchen (Saxicola torquata)
Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe)
Singdrossel (Turdus philomelos)
Amsel (Turdus merula)
Gartengrasmücke (Sylvia borin)
Dorngrasmücke (Sylvia communis)
Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria)
Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
Klappergrasmücke (Sylvia curruca)
Feldschwirl (Locustella naevia)
Sumpfrohrsänger (Acrocephalus palustris)
Gelbspötter (Hippolais icterina)
Zilpzalp (Phylloscopus collybita)
Fitis (Phylloscopus trochilus)
Grauschnäpper (Muscicapa striata)
Schwanzmeise (Aegithalos caudatus)
Kohlmeise (Parus major)
Blaumeise (Parus caeruleus)
Beutelmeise (Remiz pendulinus)
Neuntöter (Lanius collurio)
Aaskrähe (Corvus corone)
Star (Sturnus vulgaris)
Feldsperling (Passer montanus)
Buchfink (Fringilla coelebs)
Grünfink (Carduelis chloris)
Girlitz (Serinus serinus)
Stieglitz (Carduelis carduelis)
Bluthänfling (Carduelis cannabina)
Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes)
Goldammer (Emberiza citrinella)
Rohrammer (Emberiza schoeniclus)
Grauammer (Miliaria calandra)

(nachfolgende Informationen; Quelle: ENvironmental EDucation And Science (ENEDAS) – Verein zur Förderung der Umweltbildung und Umweltforschung e.V.)

Lurche und Kriechtiere

Die Lurche und Kriechtiere sind sicherlich eine der Tiergruppen, welche am stärksten durch den menschlichen Eingriff auf das Ökosystem Leipziger Auwald, beeinträchtigt wurden. Deswegen stehen auch alle Arten unter Naturschutz. Viele der hier vorkommenden Arten sind heute besonders bedroht. Von den 26 in Sachsen vorkommenden Lurchen und Kriechtiere sind rund zwei Drittel auch im Leipziger Auwald heimisch. Die meisten Arten sind in ihrer Lebensweise direkt an den Lebensraum Wasser gebunden. Am bekanntesten für den Lebensraum Wald ist sicher der im Leipziger Auwald noch recht zahlreich vorkommende Europäische Laubfrosch (Hyla arborea). Am Forschungsprojekt Leipziger Auwaldkran konnte im Jahr 2003 nachgewiesen werden, dass diese Laubfrösche längere Lebensabschnitte in großer Höhe, in den Baumkronen des Waldes verbringen.

Im Auwald ist heute die robuste Erdkröte (Bufo bufo) die häufigste Art, die sogar im stadtnahen Bereich zu finden ist. Erst in jüngerer Vergangenheit konnte, mit der zunehmenden Trockenheit der Leipziger Auen, die Wechselkröte (Bufo viridis) einwandern. Seltener geworden ist die früher recht häufige Knoblauchkröte (Pelobates fuscus).

Schnecken

Insgesamt gibt es im Leipziger Auwald über 50 verschiedene Schneckenarten. Am bekanntesten ist sicher die Weinbergschnecke (Helix pomatia), welche gleichzeitig die größte der heimischen Schneckenarten mit einem Gehäuse darstellt. Ebenfalls sehr häufig sind die die sogenannten Nacktschnecken. Zu diesen gehört die inzwischen selten gewordene Rote Wegschnecke (Arion rufus), welche von der eingebügerten und inzwischen sehr häufigen Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) verdrängt wird. Eine weitere häufig zu findende Art mit einem Gehäuse ist die Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis). Die meisten Schneckenarten leben allerdings in der organischen Bodenauflage (Laubstreu) und sind nur von einem geübten Auge zu entdecken. Zu diesen Arten gehören im Leipziger Auwald beispielsweise, die häufige Gefleckte Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum) oder die Rötliche Laubschnecke (Monachoides incarnatus).

Säugetiere

Die zu den Säugetieren gehörenden Tiere sind sicher die bekanntesten Tiere im Leipziger Auwald, auch wenn man diese nur selten oder mit viel Geduld beobachten kann. Zu den größeren vorkommenden Wildtieren gehören das Reh (Capreolus capreolus) und das Wildschwein (Sus scrofa).

Das häufigste Raubtier ist der Rotfuchs (Vulpes vulpes), der auch nicht selten mitten im Stadtgebiet anzutreffen ist. Wesentlich seltener ist der Europäische Dachs (Meles meles). Weitere im Leipziger Auwald heimische Raubtiere sind der Steinmarder (Martes foina), der Baummarder (Martes martes), der Waldiltis (Mustela putorius) und das seltene Mauswiesel (Mustela nivalis).

Das beliebteste Nagetier in den Waldgebieten, aber auch in den Parkanlagen im Stadtgebiet ist das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris). Desweiteren gibt es allerdings eine Reihe weiterer, vor allem im Boden lebender Mäuse. Dazu gehören beispielsweise die Brandmaus (Apodemus agrarius), die Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis), die Waldmaus (Apodemus sylvaticus), die Große Wühlmaus (Arvicola terrestris), die Rötelmaus (Myodes glareolus), die Erdmaus (Microtus agrestis) und die Kurzohrmaus (Microtus subterraneus).

Auch zu den Säugetieren gehören die im Leipziger Auwald sehr artenreich vorkommenden Fledermäuse. Besonders entlang der Wege und auf Freiflächen kann man diese Tiere in den Dämmerungsstunden beobachten. Zu den Fledermausarten, die typischerweise in den Waldgebieten des Leipziger Auwalds zu finden sind, gehören der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) und die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii). Neben diesen ist eine Reihe von weiteren Arten im Gebiet des Leipziger Auwalds anzutreffen. Im gesamten Leipziger Stadtgebiet (inkl. anderer Lebensräume) sind 13 der 19 in Sachsen vorkommenden Fledermausarten nachgewiesen.

Desweiteren sind natürlich eine Reihe von insektenfressenden Tieren im Leipziger Auwald heimisch. Dazu gehören beispielsweise der besonders an dichten Hecken und an Waldrändern häufige Igel (Braunbrustigel - Erinaceus europaeus), der Maulwurf (Europäischer Maulwurf - Talpa europaea) und verschiedene Spitzmausarten, wie zum Beispiel die Waldspitzmaus (Sorex araneus).

Insgesamt sind mehr als 40 verschiedene Säugetierarten für das Gebiet des Leipziger Auwaldes nachgewiesen.

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