Rede von Pfarrer Pappe anläßlich der Instandsetzung des Gefallenendenkmals am 07.06.2001

Js 2.4: Sie werden ihre Schwerter als Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen.
Ein utopisches Wort am Anfang, das von einer Zeit spricht, in der es keinen Krieg mehr gibt.
Vor diesem Stein können wir nur als Betroffene stehen! Bekannte Namen stehen daran. Es ist die Generation unserer Groß- und Urgroßeltern und zu jedem Namen, der hier steht, gehören Familien, Freunde, Verwandte.
Etwa 2% der Einwohner sind im 1. Krieg umgekommen:
12 waren 19 und 20;
42 waren 21-30;
13 waren zwischen 31 und 40;
einer war über 40 (42).
Die Todesursachen sind ein Abbild des Kriegsalltages:
- beim Sturmangriff mit Handgranaten - Kopfschuß
- Schuß in den Unterleib - Halsschuß - Brustschuß - Verschüttung
- Tötung durch Artilleriegeschütz - Fliegerbombe - Gasvergiftung - Bauchschuß.
Der erste Lützschenaer fiel am 10.08.1914 in Frankreich am 10.08.1914
- Freiherr Hans-Joachim von Speck-Sternburg.
Der letzte fiel ebenfalls in Frankreich am 04.11.1918.
Dazu kamen Verwundete, die nach Kriegsende im Lazarett starben und Verschollene, die erst später für tot erklärt wurden.
"Sie werden ihre Schwerter als Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen."
Was fangen wir mit diesem utopischen Wort an?
Was fangen wir mit diesem Denkmal an?
Es kann nur heißen: nie wieder!
Aber wir wissen:
21 Jahre nach dem Ende des 1. Krieges standen die Völker im 2. Weltkrieg. Und die Folgen beider Kriege - vor allem die geistigen Folgen - tragen wir heute noch, 11 Jahre nach der Einheit.
Wir haben nicht die Aufgabe, Helden zu verehren. Wir haben uns mahnen zu lassen, daß so etwas nie wieder geschieht.
"Sie werden ihre Schwerter als Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen Krieg zu führen."
Gott traut uns Veränderungen zu. Es reicht nicht, Waffen zu verbieten. Wir müssen - jeder für sich - unseren Frieden finden.
Unseren Frieden finden wir da, wo Gottes verheißendes Wort Menschen verwandelt: wo Menschen Jesus Christus vertrauen und sich von seinem Geist der Versöhnung erfüllen lassen.
So bitten wir heute Gott um Versöhnung mit den ehemaligen Feinden, mit denen wir nicht zurechtkommen, Versöhnung schließlich mit uns selbst, daß Haß und Neid und Misstrauen und Verachtung austrocknen in uns- daß wir Lust dazu bekommen, miteinander Frieden zu machen.

Gebet des Franz von Assisi


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