Lützschena im Wandel der Welt - Ein Ehrenbuch der Brauerei Sternburg
Auszüge aus der Jubiläumsschrift "50 Jahre Betriebsführung" vom 22. Mai 1940 mit 658 Seiten von Paul Daehne als Privatdruck im Auftrage von Senator Oswald Winde, Betriebsführer der Brauerei Sternburg zu Lützschena bei Leipzig. Die Auszüge aus der Festschrift sind ausschließlich aus dem Buch entnommen und stellen keine Chronik dar. Eine Chronik bleibt dem Heimatverein Lützschena vorbehalten.
Herr Brauereidirektor Oswald Winde Lützschena wurde 1934 als Senator des deutschen Brauereigewerbes in den Ehrenrat des Deutschen Brauerbundes berufen.
Das alte Wappen von Lützschena.
Die Geschichte des Ortes ist untrennbar mit der Familie Speck von Sternburg,
der Sternburgbrauerei und der Nähe zu Leipzig verbunden.
Alt-Lützschena liegt an der Weißen Elster zwischen Stahmeln und Quasnitz/Hänichen
(heute nach Lützschena eingemeindet).
Oberhalb des bebauten Ortskerns führt die Landstraße nach Merseburg und Halle.
Älteste Darstellung Lützschena auf einer bildhaften Landkarte von 1598.
In der Festschrift wird die Urgeschichte des Gebietes von den Neandertalern
über die Besiedlung durch Germanen und Sorben erzählt. Weiterhin findet eine
Abhandlung der verschiedenen Kriege (u.a. Bauernkrieg/Völkerschlacht) im Gebiet
statt und es werden die verschiedenen Adelsgeschlechter bis zu Luther beleuchtet,
die eine Beziehung zu Leipzig und Merseburg über Lützschena hatten.
Diese Ausführungen sind nicht Bestandteil dieser Auszüge, da sie den Rahmen
sprengen würden. Bei Interesse können diese Erzählungen gesondert ausgeführt
werden. Weiterhin werden auch die Reisen des Adels nach Russland, China und
Afrika nicht behandelt.
Die Anfänge von Lützschena ruhen in tiefer Dämmerung. Schriftliche Aufzeichnungen
fehlen; der Chronist Otto Moser erwähnt, dass die erste urkundliche Nachricht
über Lützschena erst von 1278 stamme. Aber zweifellos liege die Gründung des
befestigten Weilers am Waldessaum um viele Jahrhunderte entfernter zurück.
Dem Dunkel der Frühzeit entsteigt ein Schattenzug hoher Germanengestalten.
Zur Völkerfamilie der Sueven, zum Stamme der Hermunduren gehören sie, diese
bärenstarken Siedler, die in dem Gebiete zwischen den Pleißelande und der
Saale ihre Höfe neben den vielfach verästelten Gewässern bauten. Sie pflegten
den Ackerbau und widmeten der Viehhaltung allen Fleiß. An den Giebeln der
aus Rutengepflecht errichteten und mit Lehm beworfenen Wohnsitze, der schilfgedeckten
Ställe und Scheunen sollten gebleichte Roßschädel den Angriff böser Geister
abwehren. Vieleicht haben die Hermunduren bereits die Urform des Lützschenaer
Herrenhofes geschaffen, eine umwallte Wasserburg, ein Bollwerk. Sie waren
fleißige Rosserummler und hatten Stutenweiden auf den Wiesenteppichen der
heutigen Orte Gohlis, Wahren und wohl auch in der Mattenlandschaft von Lützschena.
Es wimmelte von Gäulen. Wenn alles marschierte, so konnten auch die biederen
Hermunduren hierzulande nicht seßhaft bleiben. Auch in Ihnen erwachte der
Wandertrieb und führte sie gegen Westen davon. Dort waren vorausgeschickte
Kundschafter auf reiche Jagdgründe und die mächtigen Wälder an der Unstrut
gestoßen. Die Familien verschmolzen später mit den Thüringern.
Niemals erlosch die Erinnerung an die trinkfreudigen germanischen Recken.
Ja, als tausend Jahre später Herbergen und Schänken aufkamen, da empfingen
manche, und wahrlich nicht die geringsten, die Inschrift "Zum wilden
Mann". Auch der alte Lützschenaer Erbkretscham trug diesen volkspoetischen
Namen, der auf tiefverwurzelte Sagen zurückgeht.
Nach den Hermunduren nahmen slawische Sorben den Platz zwischen Saale und
Pleiße ein. Wo die Sorben Fuß faßten, da entstanden Rundlingsdörfer, dabei
Uichtertz bei Weißenfels. Vor allem gaben sie dem Weiler Lützschena seinen
melodischen Namen. In solchen Sinne hat sich auch Baron Maximilian Speck von
Sternburg in seinen Schriften ausgesprochen: "Die Sorben waren Ackerbauern,
deren Priester zugleich Lehrer der Landwirtschaft gewesen sind. Hier im Walde
wurde den heidnischen Göttern Ehrfurcht und Dank gezollt. 'Lute' bedeutete
im Wendischen soviel als Lage und 'schene' soviel als schön. Lützschena dürfte
demnach seinen Namen der schönen Lage verdanken."
Diese Deutung versuchen indessen andere Stimmen zu widerlegen. Sie sprechen
den Sorben den Natursinn für 'schöne Lage' ab und meinen, die nüchtern empfindenden
Siedler hätten mit Lützschena nichts anderes als einen "Ort am Moraste"
kennzeichnen wollen. Daß im Umkreis Lützschenas Opferdämpfe von Kultstätten
aufstiegen, ist nicht zu bezweifeln. Namentlich bei den großen herbstlichen
Dankesfesten ging es hoch her. In Wahren auf dem Kirchhügel ward, wie auf
anderen hohen Punkten feierlicher Götzendienst gehalten. Wahren ist "ein
Ort, wo gesotten wird", Quasnitz ein solcher, "wo man schmaust".
Im ganzen Gau Schkeuditz, in allen Elsterdörfern und insbesondere in Lützschena
grünten herrliche Linden, Lieblingsbäume des Volkes.
Karl dem Großen (Anm.: ca. um 770) ist die erste Festsetzung von Grenzmarken
wider die mit Waffengewalt zurückgedrängten Sorben zu verdanken. Germanen
kehrten in ihre einst verlorenen Elstergefilde, in die Wälder und Fluren der
ausgewanderten Vorväter zurück. Freiroda bei Lützschena gehörte zu jenen Orten,
wo Axt und Spaten neue Äcker schufen. Es bedurfte vieler List, die fremdartigen
Stoffe der Christenlehre den unter Geistesdressur klagenden deutschen Stämmen
annehmbar zu machen. Man hüllte den neuen Glauben in heidnische Gewänder.
Auch in unserer Heimat wogten Kämpfe hin und her, floß Germanen- und Sorbenblut
auf dampfender Wallstatt. Immer stärker ward der Wandel in der Bevölkerung
der Aue zugunsten des erstarkenden Deutschtums.
Darstellung der Waldverteilung um das Jahr 1000.
Die grauen Flächen bedeuten die Waldverteilung, wie sie von den mächtigen
Urwäldern übrig geblieben war.
Das Kreuz an der Elster bezeichnet die Lage Lützschenas neben einem großen
Walde. Etwas rechts davon am Knie der Elster: Lage Leipzigs.
Die schwarzen Flecke südlich davon: Ratsholz und Harth.
Die Gerberbrücke im Anschluß an die von Wasserläufen begleitete Gerberstraße
eröffnete die Landstraße nach den Elsterdörfern, also auch nach Lützschena.
Dort hinaus kutschierte gar manchesmal der junge Patrizier Theodor Apel, Sproß
einer Familie, deren Vorfahren als Gold- und Silbermanufaktierer aus Quedlinburg
nach Leipzig übergesiedelt war. Als Gast begleitete ihn Richard Wagner. Das
Ziel war das Apelsche Herrenhaus Ermlitz, ein berühmter Musenhof in der Elsteraue.
Es liegt nahe, daß die jungen, oft auf Allotria gestimmten Leute in der vom
Baron Alexander Speck von Sternburg neuerrichteten Lützschenaer Gasthofschänke
an der Landstraße Rast hielten, um das nach bayrischer Manier gesottene Bräu
zu probieren.
Die alte Hainkirche in Lützschenaer Ortsteil Hänichen, dessen Name von "Hain" abgeleitet ist. Hier befand sich einst ein heidnischer Götterhain. Der Volksglaube sagt, dass die Kirche einst Kapelle einer Burg gewesen sei. Die Kapelle wurde dann Mutterkirche für Lützschena.
Dem Schutz der Lützschenaer Flure war dem Markgrafen von Meißen aus dem Hause Wettin anvertraut. Vom Stammvater Konrad bis Herzog Georg dem Bärtigen, dem unbeirrbaren Widersacher der Reformation, waren die Wettiner für diesen geistigen Bezirk Lehnsträger des Krummstabes (Anm.: Bischof). Markgraf Konrad nahm in Leipzig flandrische Kolonisten auf, die zum Teil als Handelsleute die Geschäfte belebten, zum anderen aber als Wasserbaumeister sich auf Anlage von Stauwehren und Dämmen verstanden. Sie wirkten somit auch auf die Verbesserung der Elsteraue ein. Albrecht der Stolze von Meißen pirschte als verkleideter Mönch durch die Elsteraue nach Leipzig. In der Kirche zu Hänichen befindet sich ein uraltes romanisches Fensterchen, durch das er nach seinen Verfolgern gespäht haben soll.
Die alte Mühle zu Lützschena, als sie noch im Betrieb war.
Der Wehrbalken an der Mühle trug folgende Inschrift:
Mein Freund steh still sieh mich nicht verächtlich an,
Denn kein Mensch, wer es sei, mich je entbehren kann;
Ich liefere Mehl zum Brot und mancherlei zur Speise,
Schaff' Öl zum Licht und diene so mancher Menschen Fleiße.
Der Kaiser, König und der Bauer braucht mich,
Dem Reichen und sogar dem Armen diene ich.
Ich schaffe manchen Nutz in einem jeden Land!
Drum wünsche Mühlen Heil, und Glück dem Müllerstand!
Erbaut von Johann Küttner im Jahre 1797.
Im Wirtschaftshofe der Lützschenaer Mühle mag wohl auch die allenthalben bei den Müllern übliche Schweinemast Nutzen gestiftet haben. Solchen nahrhaften Dingen steht die traute Mühlenromantik gegenüber mit ihren Wassergeistern und Nixen. Da ist die Rede von einem feuchtlieblichen Wasserfreulein, das sich in undinenhafter Liebessehnsucht zum dörflichen Tanze im Erbkretscham "Zum wilden Mann" einfand, aber beim Morgengrauen über der heißen Inbrunst eines Verehrers die rechte Stunde zur Heimkehr in die Elster versäumt hatte. Sie ward in einen Erlenbusch verwandelt, unter dem eine Quelle hervorrieselte.
Der Tanz im Lützschenaer Gasthof übte von alters her eine zauberhafte Anziehung auf die Jugend aus. Besonders den Studenten und ihre Liebchen lächelte hier das Leben in Rosenrot.
Seit den Tagen, als das Uechteritzer Wappen mit den gekreuzten Schlüsseln über den Tore der Lützschenaer Wasserburg prangte, rastete mancherlei Kriegsvolk, manche Frachtkarawane samt berittenen Geleitknechten neben der alten Dorfschmiede (1717 abgebrannt, Flammen schlugen auf das Pfarrhaus über) im Gasthof "Zum wilden Mann". Reisende, die aus Richtung von Halle kamen, waren erfreut, den Elsterberg bei Hänichen hinter sich zu haben, die anderen stärkten sich für die bevorstehende Steigung.
Der alte Lützschenaer Gasthof "Zum wilden Mann" Hofseite mit Backofen
an der vielfach gekrümmten Heer- und Handelsstraße in der Elsterniederung
an der Hohlen Gasse. Nach Eröffnung der neuen hochwasserfreien Landstraße
(Anm.: heute Hallesche Straße) wurde der wilde Mann 1826 durch den neuen Gasthof
(Anm.: an der östlichen Ecke Hallesche Straße/Radefelder Weg) ersetzt.
Schon im alten "Zum wilden Mann", als der Ort noch stiftmerseburgisch
war, befand sich im Obergeschoß ein Tanzsaal. Besitzer des alten Erbkretscham-
und Schänkenguts war Christian Gotthelf Bleßnitz und war zugleich Ratsziegelscheunenpächter
zu Leipzig. Speck von Sternburg kaufte 1823 den alten Gasthof für 5000 Taler
von Herrn Bleßnitz ab und ließ den neuen Gasthof bauen. (Anm: Die Figur "Der
wilde Mann" steht am Brunnen vor dem Geburtshaus von Schiller in Marbach
am Neckar)
Neuer Gasthof von 1826
(Eröffnung Frühjahr 1826, Abriss 2007)
Die dreitätige Ortskirmes stets die letzte im Kreise ringsum, erfreute sich unermeßlichen Zuspruchs, und der Humor eines munteren Wirtes namens Ernst Held, der sogar schwungvolle poetische Einladungen im Leipziger Tagesblatt erließ, erhöhte in der Biedermeierzeit des schwarmseligen Kanapeeliedes die Stimmung. Das geschah schon wenige Jahre nach Richard Wagners Lützschenaer Einkehr bei der Fahrt nach Ermlitz.
Wer waren wohl die Herren, die über die Brücken und durch das Tor der wehrhaften Wasserburg Lützschena ritten? Es sind Ritter in Küraß oder schärpenumflochtenen Lederwams aus dem 14. und 15. Jahrhundert. In alten Schweineschwarten sind ihre Namen eingetragen: Albertus, Dietrich und Busso Rabil. Sie sind Vorfahren des Herrn Kerstan von Schidingen, der Stolz sein Wappen an die Pforte heftete. Nun aber dürfen wir im Geiste einem Edelmann aus dem Geschlechte der Uechteritze die Rechte schütteln, der das Rittergut Lützschena kaufte und seine weißblaue Fahne mit dem Bilde zweier gekreuzter Schlüssel aufpflanzte. Gekreuzte Schlüssel sind meist Abzeichen der Kirchengewalt, hier aber hat man es mit Stadtschlüsseln zu tun. Sie beziehen sich auf Heldenstücklein der Uechteritzer als Verteidiger der lausitzischen "Sechsstädte". Die Familie von Uechteritz hat rund vierhundert Jahre auf Lützschena ihren Sitz gehabt. Das Stammhaus der Uechteritzer sei ein Edelhof aus dem Anfang des 14. Jahunderts im Kirchdorfe Uechteritz bei Weißenfels an der Saale, der zu der Herrschaft Goseck gehöre. Von hier aus habe sich der edle Stamm verzweigt. Wie und wann hat der Stamm Uechteritz in Lützschena Wurzeln geschlagen? Wilhelm, ein Sohn Otto Num war um 1405 der Käufer von Lützschena, der es aus Schidingschen Besitz übernahm. Nach ihnen tritt ein Gerhardt von Uechteritz 1468 als Herr von Lützschena auf. Götz von Uechteritz war der erste Protestant in seiner Familie; er hatte 1539 die Einführung der Reformation in Leipzig erlebt. Sein Söhnlein Andreas ließ er im Geiste und nach der Vorschrift Luthers taufen. Da damals noch ein katholischer Pfarrer in Lützschena amtierte, fand sich der Leipziger Superintendent Dr. Johannes Pfeffinger bereit, das Knäblein zu taufen.
Im
Schmalkaldischen Krieg 1547 gab Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige genannt
Hanfried die Belagerung Leipzigs auf und am 23. Februar zerstören seine Kriegsknechte
Lützschena, ebenso wie Wahren, Gohlis und Schönau. Eine kostbare Armbrust
aus dem Besitze des später gefangenen Kurfürsten Hanfried erwarb Jahrhunderte
später Baron Alexander von Sternburg auf Lützschena, um sie den königlichen
Sammlungen in Dresden zu widmen.
In Lützschena regte sich nach dem großen Kriege (Schlacht bei Lützen) junges
Leben und bald graste "schwerwandelndes Rindvieh" auf fetten Weiden.
Der Rittergutsherr Wolff Rudolph von Uechteritz, der das Amt eines Direktors
der Erbländischen Ritterschaft versah, erfreute sich des kurfürstlichen Vertrauens.
Die Einträge in den Registern bekunden, daß 1661 Wolf Bernhard, Heinrich und
Wolf Rudolf von Uechteritz den Lützschenaer Lehnbrief besaßen. Der Sohn des
1694 verblichenen Wolf Bernhard, nämlich Wolf Rudolf, vermählte sich 1701
mit Fräulein von der Schulenburg und verpachtete das Rittergut samt Brauhaus
an Elias Heidenreich aus Weißenfels für jährlich 1000 Reichstaler. Der Pächter
wünschte 1704 den Vertrag nicht fortzusetzen.
Nun begann ein trübes Kapitel der Geschichte des Rittergutes; ein Bruderstreit
im Hause Uechteritz. Josef Jedidja, der zugleich im Auftrage des durch Dienstpflichten
abgehaltenen Offiziers und des Jüngsten über Hof, Brauhaus, Felder und Wälder
verfügte, trieb allenthalben Raubbau. Die alten heiligen "unsterblichen
Eichen", aber auch junge kräftige Stämme ließ der ewig Geldbedürftige
planlos niederschlagen, so daß ihm 1744 die Stiftsadministration zu Merseburg
in den Arm fiel, um den Wildbestand in den benachbarten kurfürstlichen Forsten
zu schützen. 1793 meldete der Beamte des Lützschenaer Patrimonialgerichts,
Gottfried Solbrig, der kurfürstlichen Regierung das Ableben des sanftmütgen
Leberechts von Uechteritz. Erben seien laut Testament des Verstorbenen die
Witwe Wilhelmine Eleonora, geb. von Hendrich, sowie Tochter Maximiliane Ernestine
Sophie von Klengel, geb. Uechteritz. Die enttäuschten übrigen Anverwandten
wollten sich mit 4000 Talern nicht abfinden lassen und wandten ein, daß Lützschena
ein Mann-Lehen sei und keiner Frau zufallen dürfe. Aber der Landherr, Friedrich
August der Gerechte, entschied zugunsten der Erbinnen. Am 23. Juli 1804 ließ
Frau von Klengel mit nachfolgender kurfürstlicher Genehmigung das Eigentumsrecht
an dem altschriftsässigen Ritter- und Mannlehngut Lützschena auf ihren Ehemann,
Rittmeister Hans Moritz Alexander von Klengel überschreiben! Der höchst feudale
Herr von Klengel war ewig geldbedürftig. Er ließ sich u.a. von dem Lützschenaer
Müller Joh. Gottfried Küttner anno 1815 für den ständigen Erbzins mit einer
Kapitalszahlung von 2300 Talern abfinden. Ein Jahr später ging der leichtlebige
Kavalier zu seinen Ahnen ein. Maximiliane Ernestine Sophie von Klengel, die
Witwe des Rittmeisters, war immerhin wirtschaftlich tüchtig. Sie überzeugte
den Leipziger Rat von der Güte der Lützschenaer Biere, mit denen nunmehr der
städtische Burgkeller beliefert wurde. Dem begüterten Leipziger Bürger Maximilian
Speck, von dem es heißt, daß er bisher schon den Hopfenbedarf des Lützschenaer
Brauhauses deckte, bereitete es keine Schwierigkeiten, das Rittergut samt
Brauhaus bei der gerichtlichen Versteigerung am 22. Januar 1822 zu erwerben.
Arnold Striebeck, Specks Kassenwirt, zahlte die Hälfte der fälligen Summe
von 101570 Talern sofort in bar aus und ließ rasch den Rest folgen. Der Gasthof
"Zum wilden Mann" gelangte ebenfalls in Speckschen Besitz und wurde
in einen Neubau an der Landstraße verlegt (s.o.).
Lützschena steht in enger Verbindung mit wichtigen Schlachten. Baron Maximilian
Sternburg auf Lützschena hat sich später eifrig in die Kriegsgeschichte versenkt.
"Zweimal" so schrieb er, "zweimal war unser Ort ein klassischer
Punkt in den größten und heiligsten Kämpfen des deutschen Volkes, nämlich
in jenem um die Glaubens- und Gewissensfreiheit (Dreißigjähriger Krieg) und
zum anderen in jenem um die Nationalfreiheit und Ehre wieder die Universalmonarchie
des Soldatenkaisers Napoleon". Er erinnerte an die mörderischen Oktobergefechte
von 1813 mit folgenden Sätzen: "Die Anhöhen von Lützschena wurden abwechselnd
mit russischen Heerhaufen vom Langeronschen und Sackenschen Corps sowie mit
einer Congreveschen Batterie besetzt. Von Lützschena aus führten der greise
"Marschall Vorwärts" Leberecht von Blücher und sein Generalquartiermeister
Neidhard Gneisenau einen beispiellosen Angriff auf den Ziegelofen von Möckern
aus. Von hier aus leiteten Blücher und Gneisenau auch die Niederlage Marmonts".
Preußens politisches Ziel war, im Einverständnis mit Rußland das ganze Sachsenland
dem eigenen Staatskörper einzuverleiben. Aber dieser Politik des Einsackens
widersprachen auf dem Wiener Kongreß die übrigen Mächte mit aller Entschiedenheit.
Immerhin verlor Sachsen drei Fünftel seines Bestandes, dabei die alten Kurlande
und auch die Stiftsregierung Mersburg, der Lützschena seit Jahrhunderten unterstellt
war. Ein Lied ging von Mund zu Mund; "Preußen hat uns Land gestohlen,
wir werden es uns wiederholen".
Der Wirbel von kriegerischen Geschehnissen schädigte u.a. die vormale hochberühmte
spanische Schafzucht und den Wollhandel. Hier nun setzte Specks kaufmännisches
Ingenium ein: Wolle, daß war der große Handelsartikel, mit dem Vermögen zu
verdienen waren! Für den geschäftlichen Erfolg Maximilian Speck wurde eine
breite Grundlage geschaffen durch die Gründung einer eigenen Firma an Stelle
des aufgelösten Handelshauses Beyer & Vomp.
Im Jahre 1815 erwarb Maximilian Speck das stattliche Hausgrundstück an der
Ecke von Reichsstraße und Schumachergäßchen, das seitdem den Namen "Specks
Hof" führt. Es hat diese Bezeichnug auch beibehalten, als 1909 an gleicher
Stelle ein prächtiger Meßpalast dem Handelsverkehr übergeben wurde. Im Durchgang
hat Maler Olberg ein Bildnis Specks angebracht.
Mit bestem Verständnis für die Forderungen des Wollmarktes und für die rechte
Tierpflege ausgerüstet, widmete sich der Lützschenaer Rittergutsherr in Sonderheit
der Zucht von Elektoralschafen. Er brachte diese Zucht zu europäischen Ruf.
Bei seiner Russlandreise wurde ihm der Wladimir.Orden verliehen und er durfte
sich nunmehr Ritter von Speck nennen. Zur Erinnerung an die Reise ließ Maximilian
von Speck in seinem Parke das sogenannte "Russische Haus" nach einer
aus Petersburg besorgten Bauzeichnung errichten und mit Efeu verkleiden.
Der Baron Sternburg kaufte das Kloster Sankt Veit in Bayern. Das "Sankt
Veiter Klosterbier" fand allenthalben großes Lob, und es war ein wichtiger
Entschluß des Gutsherren, den Braumeister nach Lützschena zu versetzen, damit
er dort, im Sächsischen, den Biersud nach bayrischen Muster einführe.
Die Gemäldesammlung der Freiherrlichen Familie Speck von Sternburg im Schloß
ist eine der ältesten und bedeutendsten Privatgalerien Deutschlands. Baron
Speck folgte dem Vorbilde der früheren großen Leipziger Sammler: er gab einen
bebilderten Katalog heraus, und zwar schrieb er den aufschlußgebenden Text
selbst. Ein Exemplar sandte er 1827 an den greisen Goethe nach Weimar.
Der weitgereiste Baron Sternburg erwies sich bei der Anlage des Lützschenaer
Parkes als Träger einer Begabung von stark persönlicher Eigenart. Sumpfige
Auenhaine und wuchernde Wildnisse mussten erschlossen, Wehre und Weiher angelegt,
Kanäle und Brücken erbaut, besonnene Ausblicke auf Matten in Wechselwirkung
zu träumerischen Waldwinkeln gesetzt werden. Seine Beschreibung erwähnt alle
bemerkenswerten Punkte und versteckten Reize; die im Baumgeäst sich verlierende
Wendeltreppe, die Badeinsel, das Borkenhäuschen, das Madonnen-Sanktuarium,
zu dem ein Berglöckchen ruft, und die in Schatten versunkenen idyllischen
Plätze, wo Rehe grasen und Wildkaninchen vorüberhuschen, während der Flügelschlag
der Fasanen und des Wassergeflügels aus den Gebüschen rauscht.
Als unter dem Regiment des Dritten deutschen Reiches rüstige menschliche Kräfte
zum Spaten griffen, entstand eine höchst begrüßenswerte planvolle Regelung
des Luppebettes (Anm.: 1934-1936). Damit ward das Werk gekrönt, das einst
Baron Sternburg zum Vorteil von Dorf und Gelände mit Aufschüttung von Schutzdämmen
begann. Die Luppenregelung ist ein Glied des neugeordneten Netzes der Leipziger
Flüsse, das auch den Elsterdörfern zugute kommt, indem es die vormals unheilbringenden
Hochfluten in einem breiten Becken auffängt.
Der Schloßpark von Lützschena
Der an geometrischen Hecken- und Beetformen gebundene altfranzösche Geschmack,
der jene Patriziergärten beherrschte, wich der freien englischen Landschaftsrgärtnerei,
die sich eng an die Natur lehnte. In Leipzig gab es von jeher auch besonders
naturliebende Männer, und ihrer Gruppe ist Baron Sternburg ebenfalls zuzuzählen.
Der weitgereiste Baron Sternburg erwies sich bei Anlage des Lützschenaer Parks
als Träger einer Begabung von stark persönlicher Eigenart. Sumpfige Auenhaine
und wuchernde Wildnisse mußten erschlossen, Wehre und Weiher angelegt, Kanäle
und Brücken erbaut, besonnte Ausblicke auf Matten in Wechselwirkung zu träumerischen
Waldwinkel gesetzt werden.
Es war immerdar das löbliche Bestreben des Baron Sternburg, einige Künstler
mit Anfertigung von Steinzeichnungen zu beauftragen, die seiner Mitwelt die
Schönheiten des Lützschenaer Parkes veranschaulichen und das Heimatgefühl
stärken, aber auch folgenden Geschlechtern Aufschlüsse geben sollten. Die
Lützschenaer Landschaften gehören nicht zu jenen verschnörkelten Gebilden,
"die man am besten durch das Lorgnon betrachtet"; sie verbinden
Natur und Kunst.
Die Anregungen zu den Figuren gab der Dresdner Hofbildhauer Balthasar Permoser
(1651-1732). Mit Baron Sternburg und dem Feldmarschall Gneisenau hatte der
Künstler eines gemeinsam; alle drei waren einst Hirtenjungen.
Oben: Blick über die Elster nach dem Gewächshaus.
Mitte: Naturtempel und links davon, der Ruhesitz in einem Baumwipfel.
Links unten: Pavillon, genannt Entenhaus.
Rechts unten: Der Ehrentempel, in dessen Kuppel die Namen großer Landwirte
prangten.
Die Vorbilder zu obigen Lithographien lieferte der Panorama-Maler Friedrich
Loos, Salzburg, der einige Zeit in Lützschena lebte.
Putten im Park
Dianateich
mit Dianatempel
Nach dem Verlassen des Parks in Richtung Dorf, kam man an der Kirche vorbei:
Kirche zu Lützschena vor dem Umbau von 1855 durch den späteren Baurat Mothes.
Besonders auffallend ist die Gestalt des beschieferten Dachreiters, dessen
westliche Hälfte durch Balken-Riegel belebt wird. Am Giebel des Chorbaus rechts
ist über den gotischen Fenster das Altar-Schnitzwerk als ehemaliges Schaustück
für Prozessionen sichtbar. Darüber eine Sonnenuhr. Der Anbau rechts enthält
die Treppe zum Chor und dahinter die Sakristei. Der Flügelaltar
ist neuerdings an die Lützschenaer Kirche zurück gelangt.
Die Leipziger Firma Maximilian Speck die 1818 eröffnete,wurde 1850 gelöscht.
Das letzte Jahrzehnt seines Lebens widmete sich Maximilian dem Genuß beschaulicher
Landaufenthalts.
Am 22. Dezember 1856 starb Maximilian Speck von Sternburg mit 80 Jahren durch
einen Schlaganfall. Sein Nachfolger wurde einer von 3 Söhnen, Alexander Speck
von Sternburg.
Wer die Entwicklung Lützschenas von einem kleinen Elsterdorfe in sumpfiger Niederung zu einem blühenden Gemeinwesen inmitten schöner landwirtschaftlicher Anlagen betrachten will, darf das Straßenwesen niemals außer acht lassen.
Der Omnibusbetrieb von der Gerberstraße nach Schkeuditz über Lützschena wurde
auch noch lange nach Einführung der Eisenbahn benutzt.
Die elektrische Außenbahn (Straßenbahn) wurde erst Juni 1905 bis Lützschena
und Oktober 1910 nach Schkeuditz in Betrieb genommen.
Weiterhin setzten die altertümlichen Mühlengeschirre von kräftigen Rossen gezogenen fässerbeladenen Lützschenaer Bierwagen die herkömmlichen Traditionen fort.
Am 18.August 1840 fand die Betriebseröffnung der Eisenbahnstrecke Magdeburg Leipzig statt. Der Pfiff der Lokomotive gellte nach Lützschena herüber, aber gehalten wurde vorläufig noch nicht. Immerhin wurde von Hugo von Bose in dessen dem Reichsverweser Erzherzog Johann gewidmeten Eisenbahn-Reisehandbuch für Europa von1854 der Abstecher nach Lützschena, von Leipzig oder Schkeuditz aus, dringend angeraten. "Der Ort" so heist es empfehlend, hat eines der schönsten und berühmtesten Rittergüter, und seit 1853 eine trefflich organisierte landwirtschaftliche Lehranstalt, an der auch ältere Landwirte ihre Kenntnisse und Erfahrungen bereichern. Lützschena mit hochfeiner Schäferei, Schweizer Rindviehrasse, großer bayrischer Bierbrauerei, ansehnlichem Hopfenbau, sowie die Institutsbibliothek samt Geräte- und Wollsammlung etc. bieten des Nützlichen so viel wie wenige Güter. Der Besuch dieses berühmten Ortes wird jedermann die erfreulichsten Genüsse darbieten.
Die Geschichte des Bieres in Lützschena
Es besteht kein Zweifel, daß Mesepotanien, das Land zwischen Euphrat und
Tigris, als Urheimat des Brauwesens verehrt werden muss. Das im Pariser Louvre
aufbewahrte "Monument bleu", das älteste beschriftete Kulturdenkmal
der Menschheit, behandelte die Opfer an die Bierkönigin Ninharra. Wie mag
wohl das babylonische Gaumenlabsal gemundet haben? Es wurde aus dem zu Broten
verbackenen gerstenähnlichen Emmer ohne Zusatz von Hopfen bereitet. Auch nach
dem Honigsud, mit dem sich die germanischen Helden in Walhall Räusche antranken,
stehe uns der Sinn keineswegs, geschweige denn nach dem Eicherinden- oder
Wurzelbräu mancher mittelalterlicher Mönche, die anstatt fein geschulter Zungen
Ledersohlen im Munde hatten.
Es hat leider auch böse Sorten gegeben. Die Pariser Bierbrauer setzten dem
Sud Kalmus, Pomeranzen und Buchsbaumspäne zu, da diese Stoffe "den Geschmack
verbessern und das Wohlbefinden steigern". Für verschiedene Zwecke waren
Extrakte im Gebrauch, und zwar einen bitteren Geschmack zu erzeugen: Enzian,
Brombeeren, Salbei, Nelkenwurz, Birkenrinde und Klee, ferner ein Gemisch von
grünen Eisenvitriol, Alaun und durstanregendem Salz. Würzigen Geschmack verbürgen
angeblich: Zuckersud, Ingwer, Harz und spanischer Pfeffer. Aber auch Möhren,
Runkelrüben, selbst Gurken wurden in dem Gebräu nicht verschmäht, während
Mohnköpfe, Rosmarin, Stechäpfel und Fingerhut eine berauschende Wirkung herbeiführen
sollten. Leider ist es nicht gelungen, den Zeitpunkt festzustellen, an dem
man in unserer Gegend ein wohlgehopftes Bier zuerst herstellte.
Während des Sommers konnte nicht gebraut werden, da keine Kühleinrichtungen
vorhanden waren. Daß es keine rechten Kühlkeller gab, war ein Mangel, den
Baron von Sternburg in Lützschena abstellte, indem er nach bayrischem Muster,
und zwar besonders nach dem Vorbilde der Klosterbrauerei in Sankt Veit, derartige
tiefe Gewölbe einrichtete. Die Lützschenaer Brauerei verwendete feinsten Spalter
Hopfen. Als noch niemand wusste, wozu Gerste gebraucht werden könne, hat Dioysius
den Trank erdacht, der genannt wird: "Cerevisia vel Zythus", daher
Bier. Er hat es denjenigen gelehrt, bei denen keine Weinberge sind, damit
sie nicht, wie Gänse und Enten, Wasser trinken brauchen. Knaust gab 1575 zu
Erfurt das gründliche Werk heraus: "Von der Göttlichen Gabe der hochteuren
und wunderbaren Kunst, Bier zu brauen".
Die Brauerei Sternburg in Lützschena
Es ist nicht überliefert, wann das erste Bier in Lützschena gebraut wurde.
Wilder Buschhopfen gedeiht noch heute in den Hecken der Elsteraue. Die Kulturhopfengärten
wurden von Baron Maximilian Sternburg angelegt und wichen später anderen Pflanzungen.
Die Vorbesitzer belieferten schon die nähere Umgebung und den Burgkeller Leipzig.
1834 ging Sternburg daran, das alte Lützschenaer Brauhaus neben dem Gutshofe
zu schließen und neben dem neuen Gasthof an der neuen hochgelegenen Landstraße
eine neue zeitgemäße Brauerei zu eröffnen, zu der ein Braumeister des Münchner
Augustiner-Brauhauses die technischen Grundlagen lieferte. Einem tüchtigen
Braumeister aus Sankt Veit wurde die neue Anlage anvertraut, deren nach bewährtem
bayrischem Muster hergestelltes Erzeugnis, ein wohlbekömmliches untergäriges
Qualitätsbier, in rasch steigendem Maße Freunde gewann.
Nach dem Tode des achtzigjährigen Barons 1856 übernahm sein Sohn Alexander
das Majorat Lützschena und wandte sich auch der Brauerei zu, deren schwere
Bierfrachten die Straßen belebten. James Alexander von Sternburg legte Gewicht
auf gründliche Ausbildung im Braufach, bereitete sich in sächsischen Brauereien
vor und bezog dann die Königlich Bayrische Brauerhochschule zu Weihenstephan
bei Freising an der Isar. Er machte sich mit den bedeutendsten Brauhäusern
in England und Nordamerika, ihren Einrichtungen, Arbeitsmethoden und Bräuchen
vertraut.
Nach seiner Amerikareise gewann er Braumeister Oswald Winde als Mitarbeiter,
der mit seinen Erfahrungen die Brauerei erweiterte und modernisierte. Vom
Eiswerk, der Lichtanlage und Pumpanlage profitierte auch die Ortschaft. Die
Bierbereitung zerfällt in drei Gruppen. Die erste betrifft das Malz, also
das Weichen, Keimen und Darren der Gerste sowie das folgende Putzen und Sortieren
der Körner. Zum eigentlichen Brauen im Sudhause, der zweiten Gruppe der Arbeiten
werden die Schrotmühlen zum Zerkleinern des Malz, um anschließend eine möglichst
innige Mischung mit Wasser zu gewährleisten. Dieses zu erhitzende Gemisch
von Malzschrot und Wasser nennt man Maische. Oswald Winde ersann die Sechswalzen-Mühle
(System Seck-Winde), die eine hohe Verarbeitungsmenge zuließ. Das Abläutern
im Maischefilter trennt das Flüssige, die Würze, von den festen Teilen. Das
sind die Treber, die für die Viehfütterung verwendet werden. Dann schlisst
sich das Kochen der Würze mit Hopfen in den runden Pfannen im Sudhaus an.
Nach erlangen der Geschmackseigenschaft wird die Würze gekühlt. Und damit
geht es zur dritten Gruppe, zur Gärung mittels Hefe. In einer Bodenschwelle
in Lützschena wurden Bierkeller geschaffen, in denen auch das Natureis Platz
fand. Später dienten nach Umbau als Luftschutzräume bei Fliegeralarm.
Die Bierfässer wurden aus Eiche gefertigt, die aus der Umgebung kam.
In der Pichhalle wurden die Fässer mit Brauerpech ausgeschlagen. Das Brauerpech
wurde aus verschiedenen Nadelbäumen gewonnen.
Zur Brauerei gehörte ein großer Fuhrpark mit 50 Automobilen und zahlreichen
Pferdegeschirren mit über 120 Pferden.
Auslieferung war früh 7 Uhr. Für die Pausen und Veranstaltungen hatte die Brauerei auch einen großen Saal (Gefolgschaftsraum) und eine eigene Musikkapelle:
Am 26. April1892 von Baron James Alexander von Sternburg die erste Betriebsordnung
wurde, damals als Arbeitsverordnung bezeichnet, herausgegeben und vom Gemeindevorstand
W. Crell bestätigt. Diese Arbeitsverordnung behandelte Eintritt, Austritt
und Arbeitsverhältnis, Arbeitszeit und Pausen, Einkommen, Allgemeines und
Unfallversicherung. Sie sah damals schon einen Vertrautenrat vor. Er wurde
Arbeitnehmer-Ausschuß genannt. Im Anschluß an diese Arbeitsverordnung wurden
herausgeben: Anordnungen für Aufenthaltsräume, Wasch- und Baderäume, Umkleideräume,
Trockenstube, Kofferraum, Fahrradständer usw.
Am 27. Juni 1901 wurde die Betriebskrankenkasse der Brauerei gegründet. Bei
der Gründung hatte die Kasse 135 Mitglieder. Es wurde auch eine elektrische
Betriebsküche mit Kühlraum geschaffen. Im Specks Hof an der Reichsgasse gab
es ein Probierstübchen für Sternburg Bier.
Rechtschreibung entspricht dem Original von 1940 in altdeutscher Schrift
Mathias Bayer