Text: Horst Pawlitzky
Stand vom Juli 2007
Foto: Christa Werther
Das Gebäude wurde 1834 auf Veranlassung des Maximilian Freiherr Speck von Sternburg (1776 - 1856) auf diesem Gemeindegrundstück errichtet. Er hatte auf seinen ausgedehnten Geschäftsreisen, u.a. nach England, Frankreich, Österreich, Italien, Polen, Rußland und die Ukraine, eine große Zahl von Kunstwerken erworben und in der Stadtwohnung in Leipzig untergebracht. Am 18. September 1834 wurde die Gemäldesammlung von Leipzig hierher verlegt. Fortan stand sie, genau wie die Sammlung im Schloß Lützschena, dem interessierten Publikum offen. Um Kunstfreunde über ihren Bestand zu informieren und natürlich auch anzuziehen, wurden Kataloge herausgegeben, für deren Gestaltung namhafte Künstler herangezogen wurden, da in jener Zeit ein optischer Eindruck von den darin beschriebenen Gemälden nur erzielt werden konnte, indem man sie als Steindrucke oder Kupferstiche reproduzierte. Von dem erstmalig 1827 herausgegebenen Verzeichnis seiner gesammelten Gemälde sandte er ein Exemplar auch an Goethe. 1830 wandte sich Speck von Sternburg erneut an Goethe und lud ihn nach Lützschena ein. Der damals bereits 81jährige Weimarer Dichterfürst konnte dieser Einladung verständlicherweise nicht mehr folgen.
Durch einen 1846 testamentarisch vefügten Fideikomiß nach englischem Vorbild mit Majoratsklausel sicherte Maximilian Freiherr Speck von Sternburg, daß das nach seinem Tode am 19.12.1856 hinterlassene Vermögen nicht durch Erbschaften zersplittert wurde, sondern in hoher Geschlossenheit erhalten blieb. Zur Verwaltung des Familienvermögens wurde ein Familienmitglied als Majoratsherr bestimmt. Diesem Umstand ist es zu verdanken, daß die Sammlung von Gemälden, Grafiken und kunstwissenschaftlichen Büchern fast geschlossen blieb. 1945 wurde sie vor fremdem Zugriff bewahrt, indem man die wertvollen Stücke auf konspirativ zu nennende Weise in das Museum der bildenden Künste in Leipzig brachte, wo man sie als Volkseigentum vereinnahmte. Als nach 1989 die Frage des Besitzes der Sammlung aufgeworfen wurde, vor allem aber 1994, als das Gesetz zur Rückübertragung von im Zuge der Bodenreform enteigneten Kunstbesitzes in Kraft trat, wurde nach Wegen gesucht, die Sammlung der Stadt Leipzig und der Öffentlichkeit zu erhalten. Mit viel Verständnis seitens der Familie Sternburg, vertreten durch den derzeitigen Majoratsherrn Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, großzügiger Unterstützung durch den Freistaat Sachsen sowie die Bundesregierung und viel Einsatz aus der Stadt Leipzig gelang es, am 12.11.1996 die Maximilian Speck von Sternburg Stiftung zu gründen. Die so erhaltene Sammlung konnte nun als Dauerleihgabe in Leipzig verbleiben.
Schöpfer der Werke aus dem 15. bis zum 19. Jahrhundert sind u.a. Adriaen Brouwer, Johann Christian Clausen Dahl, Caspar David Friedrich, Anton Graff, Bartolome' Esteban Murillo, Peter Paul Rubens, Friedrich Wilhelm von Schadow, Johann Heinrich Tischbein und Philips Wouwemann, um nur einige zu nennen. Der Reichtum der Sammlung wurde eindrucksvoll belegt, als in der Zeit vom 16.7. bis zum 13.9.1998 im Rahmen der Ausstellung "Maximilian Speck von Sternburg. Ein Europäer der Goethe-Zeit als Kunstsammler" ein Teil von ihr im Leipziger Museum der bildenden Künste gezeigt wurde.
Wenn Sie Ihr Wissen zu diesem Gegenstand weiter vertiefen möchten, dann wenden Sie sich bitte an das
Museum der bildenden Künste Leipzig
Grimmaische Str. 1-7
04109 Leipzig, Germany
Tel. 0341/21699-0, Fax 0341/96099-25,
http://www.mdbk.de
geöffnet Dienstag und Donnerstag bis Sonntag 10-18 Uhr,
Mittwoch 12 - 20 Uhr, Montag geschlossen
Aber auch andere Mitglieder der Familie Speck von Sternburg erwiesen sich als Kenner, Freunde und Sammler von Kunstgegenständen. So war Hermann Speck von Sternburg von 1891 bis 1896 als deutscher Militärattaché in Peking tätig, wo er ca. 500 tibetische, chinesische und ostasiatiasche Objekte sammelte. Diese gelangten nach seinem Tode im Jahre 1908 in den Besitz des Völkerkundemuseums Leipzig, wo sie noch heute ein Kernstück der ostasiatischen Sammlung sind.
Leider bietet die Villa Martha heute mit ihrem Umfeld einen traurigen Anblick. Offenbar fehlt es auch hier an einem tatkräftigen und ideenreichen Investor, der das so geschichtsträchtige Haus aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Übrigens weist der Name der angrenzenden Straße "Am Bildersaal" auf den einstigen Zweck des Hauses hin.
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