Die Verlegung der Bundesstraße 6 nimmt Konturen an

Der Auenkurier informierte sich beim Niederlassungsleiter von TASTBAU Leipzig, Diplom-Ingenieur Frank Butze.

Das Interesse am Fortgang der Verlegung der Bundesstraße 6 ist in der Bevölkerung der Region groß. Die Anwohner an der bisherigen Streckenführung erhoffen sich vom Neubau eine baldige Entlastung im Durchgangsverkehr, eine spürbare Reduzierung des Lärmpegels und der Schadstoffbelastung und die Einrichtung von sicheren Geh- und Radwegen. Die Kraftfahrer warten mit zunehmender Ungeduld darauf, endlich zwischen Leipzig und Halle eine schnelleres und hindernisfreies Fahren erleben zu können, ohne die beschwerliche Durchquerung der Ortslagen von Lützschena und Schkeuditz, die Konfrontation mit den Straßenbahnen der Linie 11 und die Begegnung mit einem guten Dutzend Ampeln.

Immerhin ist die zweistreifig ausgebaute gegenwärtige Bundesstraße 6 zwischen der Stadtgrenze Leipzig und der Anschlußstelle Großkugel an die Bundesautobahn A 9 täglich mit 14.200 Kfz belastet. Auch wegen den künftigen sich rasant vollziehenden wirtschaftlichen und strukturellen Veränderungen im nördlichen und nordwestlichen Raum von Leipzig, allein schon durch das wachsende Güterverkehrszentrum, macht sich die Verlegung der B 6 dringend erforderlich.

Der Auenkurier erkundigte sich bei dem Mann nach dem derzeitigen Stand der Arbeiten, der als Chef der Leipziger Niederlassung von TASTBAU als Hauptauftragnehmer die Bauleitung innehat. Dipl.-Ing. Butzes Auskünfte klangen optimistisch.

An der gesamten Streckenführung auf einer Baulänge von über 10 Kilometern wird vermessen, Boden abgetragen, werden Rohr- und andere Leitungen verlegt und an den ersten Abschnitten bereits das Straßenprofil angelegt oder die Asphaltdecke aufgebracht. Nicht zuletzt werden in Gestalt der insgesamt fünf notwendigen Brücken mit einer Gesamtlänge von ca. 400 Metern ingenieurtechnische Meisterleistungen vollbracht.

Der Bauleiter Frank Butze versichert, daß sich der Bauablauf terminlich im geplanten Takt befindet und der Übergabetermin für die dann abgeschlossene Verlegung der B 6, der 30. Juni 2002, eingehalten wird. Und das trotz zahlreicher unerwarteter Schwierigkeiten.

Wenn wir den Verlauf der 60 Millionen Mark teuren, weitgehend privat finanzierten Neubautrasse verfolgen, so beginnt sie nahe der Gemeinde Großkugel an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Sie erstreckt sich nördlich von der vorhandenen B 6 und der Bahnlinie Halle-Leipzig weiter und erreicht die Stadt Schkeuditz. Intensiv wird zur Zeit an dem dafür erforderlichen Brückenbauwerk 84 mit seinem vierspurigen Querschnitt über die Bahn auf der Höhe des Rossberges bei Schkeuditz gearbeitet, unter anderem an der Umverlegung von Leitungen und Kanälen. Schkeuditz selbst wird nicht umgangen; die Verlegung der B 6 erfolgt vielmehr aus dem Kernbereich der Stadt in gewerbliche, dünnbesiedelte Randbereiche. Nahe des Bahnhofs Schkeuditz erfolgten Abrißarbeiten und die Fertigstellung der ersten 300 Meter der künftigen Straße. Die mußten in Betrieb genommen werden, um den alten Freirodaer Weg freizulegen, damit dort Entwässerungsleitungen gelegt werden können. In diesem Bereich erfolgte auch die Beräumung einer Mülldeponie mit einem Volumen von 20.000 Kubikmetern. Der gesamte Abraum wurde gesiebt, alle Stücke kleiner als 5 cm Durchmesser wurden mit Zement umhüllt, um Schadstoffe in diesem Zementmantel einzuschließen und sie so unschädlich zu machen. Dieses Imubilisat wird in den Damm des Brückenbauwerkes 84 eingebaut.

Im Osten der Stadt Schkeuditz erfolgt die Kreuzung mit der Staatsstraße 8 kreuzungsfrei, womit gleichzeitig ein bisher vorhandener verkehrshemmender Bahnübergang beseitigt wird. Für die Umleitung der S 8, die vom Flughafen Halle-Leipzig in die Stadt Schkeuditz führt und die Verlängerung der B 186 darstellt, wurden wiederum bereits 400 Meter der B 6-Umleitung fertiggestellt.

Die Trasse verläuft dann bis zum ehemaligen Rangierbahnhof Leipzig-Wahren parallel zur Bahnlinie. Gerade an diesem Abschnitt sind besonders komplizierte und aufwendige Arbeiten erforderlich. Erkundungsarbeiten und andere umfangreiche Maßnahmen zum Umweltschutz, bei der Verlegung des Grenzgrabens und des Kalten Borns, haben begonnen. Am Grenzgraben, der wieder ans Tageslicht befördert wird, sind oberhalb von Modelwitz die geplanten Renaturierungsmaßnahmen in diesem ökologisch sensiblen Gebiet im Gange.

Es kommt durch umfangreiche Neuversiegelungen auf ca. 163.000 Quadratmetern, durch Inanspruchnahme wertvoller Vegetationsbestände (insbesondere Ufer- und Vernässungsbereiche der Bäche Kalter Born und Grenzgraben) sowie die durch landschaftsbildverändernde Trasse (durch Rampen der Überführungsbauwerke) zu einem naturschutzrelevanten Eingriff in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild. Entsprechend der naturschutzrechtlichen Regelungen werden Kompensationsmaßnahmen für die Beeinträchtigung der Biotop-, Boden- und Wasserfunktionen sowie für das Landschaftsbild durchgeführt. Zur landschaftsgerechten Neugestaltung werden an der neuen Straße etwa 1.000 Alleebäume gepflanzt. Zusätzlich wird ein Großteil der Böschungen mit standortgerechten einheimischen Gehölzen begrünt. Eine Aufforstung von rund 12 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche erfolgt. In der Elsteraue bei Schkeuditz findet eine Umwandlung von 4,3 Hektar Acker in eine Wiesen- und Waldfläche statt.

Sogar an Durchlässe unter der B 6 für die Wanderung von Kleinsäugern, an die Umsiedlung einer gefährdeten Schneckenart und an die Anlage von Ausweichquartieren für Fledermäuse wird gedacht.

Weiter in Richtung Leipzig ist, unmittelbar vor den Bahnanlagen, die Anbindung des Güterverkehrszentrums nötig, für den Anschluß zur Porsche AG macht sich in diesem Zusammenhang eine Umprojektierung zur Anpassung erforderlich. Eine Besonderheit war der Bau der Brücke (Brückenbauwerk 83) für das Anschlußgleis zum GVZ. Die Brücke wurde neben dem bestehenden Gleis gebaut und in einer Sperrpause komplett, einschließlich der Fundamente, zum endgültigen Standort ca. 70 Meter verschoben. Am ehemaligen Rangierbahnhof Wahren erfolgt der Bau einer weiteren, 270 Meter langen Spannbetonbrücke als Eisenbahnüberführung.

Die Baumaßnahme Verlegung Bundestrasse 6 endet, nun südlich der Bahnlinie Halle-Leipzig verlaufend, gegenwärtig an der Leipziger Pittlerstraße. Nach der neuesten Planung wird sie auf gleicher Ebene angebunden. Auf die ursprünglich vorgesehene Brücke wird verzichtet.

Die Schranke an Lützschenas Bahnstraße steht. Ihre Anbringung war unumgänglich. Verkehrsmäßig werden Lützschena und Stahmeln über die Knotenpunkte der neuen B 6 angebunden. Auf diesem Wege ist künftig auch das Güterverkehrszentrum zu erreichen. Die Einfahrt in die Ortschaft wird nahe dem TÜV zwischen den Ortschaftsteilen erfolgen.

Mit Dipl.-Ing. Frank Butze sprach Gottfried Kormann.

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