Unsere Feuerwehren besuchten die Partnergemeinde - Hurlach war eine Reise wert 

Als am Morgen des 5. Mai um sechs Uhr in der Früh neununddreißig Vertreter der Freiwilligen Feuerwehren und der Jugendfeuerwehr aus Lützschena und Stahmeln den Reisebus bestiegen, um in Richtung Oberbayern abzufahren, waren die Erwartungen bei den Teilnehmern groß. Sie folgten einer Einladung der Feuerwehr von Hurlach. Mit dieser Gemeinde ist die Ortschaft Lützschena/Stahmeln auch nach dem Anschluss an Leipzig freundschaftlich verbunden geblieben. In der bayrischen Gemeinde stand die Weihe eines neuen Feuerwehrhauses  bevor, gefeiert als kleines Volksfest, und die Freunde aus der verbündeten sächsischen Ortschaft sollten dabei sein.

Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Das begann schon beim mehrstündigen Aufenthalt in München. Wir waren Gäste unseres lieben Freundes und Förderers, Wolf-Dietrich Freiherr von Sternburg, der bekanntlich in der bayrischen Hauptstadt seinen Wohnsitz hat. Das von ihm vorbereitete Besuchsprogramm war anspruchsvoll und auf die Interessen unserer Delegation abgestimmt. Es begann mit einem Stadtrundgang, der einen Eindruck von dieser wunderbaren Stadt mit ihren weltweit bekannten Sehenswürdigkeiten, darunter der Viktualienmarkt und der Marienplatz, vermittelte. Überall herrschte ein buntes Menschengetümmel, und es war nur gut, dass alle Kameradinnen und Kameraden unserer Feuerwehren in Uniform auf die Reise gegangen waren, so dass keiner im Gewühl des aufregenden Münchner Wochenendtreibens verloren gehen konnte .Eine Besichtigung des Feuerwehrmuseums, das über viele wertvolle Exponate aus der Geschichte der Brand- und Havariebekämpfung verfügt, schloss sich an. Ein erster Höhepunkt unserer Reise war auch die Begegnung mit den Kameraden der Münchner Hauptfeuerwache. Dort wurden wir über die Zahlen und die Art und Weise der Einsätze informiert. Auch die neueste Attraktion der Wache, einen Neugeborenen-Rettungswagen, durften wir besichtigen.

Unser Eindruck war stark und die Erlebnisse werden in der Erinnerung nicht verblassen. Wolf-Dietrich von Sternburg gab für uns zum Abschluss unseres Aufenthaltes ein Essen. Es bestand aus einem der bayrischen Nationalgerichte, Schweinebraten und Knödel. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Freiherrn als Ehrenmitglied unserer Lützschena Feuerwehr eine komplette Uniform überreicht, die er mit sichtlicher Begeisterung annahm. Auch diesmal wieder sind wir ihm für seinen Einsatz und seine Aufmerksamkeit, die er uns entgegen brachte, sehr dankbar.

Die Weiterreise nach Hurlach gab uns die Möglichkeit, über unsere Münchner Erlebnisse nachzudenken. Der Empfang in der Gemeinde war herzlich. Von Anfang an zeigten sie sich ihre Bewohner als umsichtige, aufmerksame und großzügige Gastgeber. Unsere Delegationsmitglieder bezogen ihre Privatquartiere oder die kleinen Pensionen, in denen wir für eine kurze Nacht untergebracht waren. Viel Zeit für Gespräche blieb nicht. Schon am Abend erlebten wir den Festgottesdienst in der Kirche von Hurlach. Er war dem 125-jährigen Bestehen der Hurlacher Feuerwehr gewidmet. Ein Umzug, geführt von der Hurlacher Blasmusik, zum Gedenkstein für die verstorbenen Kameraden und ihre Ehrung, schlossen sich an. Der Abend war damit keineswegs beendet. Das Festzelt erwartete uns, die Hurlacher Musikanten spielten auf, und das Feuerwehrjubiläum wurde zünftig bis weit nach Mitternacht gefeiert.

An Schlaf war kaum zu denken. Am Sonntag, dem 6. Mai, mussten wir wieder sehr früh mit guter Kondition auf den Beinen sein. Ein festlicher Kirchenumzug startete, voran wieder die Blaskapelle. 12 Feuerwehren  aus der nahen und weiteren Umgebung von Hurlach waren beteiligt, die von Lützschena und Stahmeln mitten drin. Dazu bereicherten etliche Schützen- und andere Vereine sowie Musikgruppen den Umzug. Am neuen Gerätehaus begann ein Festgottesdienst. Der alteingesessene örtliche katholische Geistliche, der an diesem Tage übrigens sein 50-jähriges Priesterjubiläum beging, weihte das Haus ganz im Sinne des Sinnspruchs, nach dem seit 125 Jahren die Hurlacher Feuerwehrleute bei Brandgefahr und Feuersnot in ihrem Ort rasch und wirksam Hilfe leisten: ?Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr?. Am 24. April 1875 fanden sich 25 Männer zur Gründungsversammlung zusammen. Sie waren stolz auf ihre schwarzen Uniformen mit Messingknöpfen und die breiten Gurte und Messinghelme. Als Löschgerät diente ihnen damals eine pferdebespannte Saug- und Druckspritze, die schon in den ersten Jahren nach der Feuerwehr-Gründung bei verschiedenen Bränden in Hurlach zum Einsatz kam. Wer damals von den Kameraden unentschuldigt einer Übung fern blieb, musste Strafe bezahlen. 1908 zählte der Verein bereits50 Aktive und 20 Ehrenmitglieder, 1920 waren es insgesamt 96.

Zwei Weltkriege brachten dem Verein schmerzhafte Verluste verdienstvoller Mitglieder. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrten 19 Feuerwehrleute nicht mehr in die Heimat zurück. 1945 hatte die Hurlacher Feuerwehr 27 Gefallene zu beklagen. Doch bereits im Oktober 1945 wurde die örtliche Feuerwehr wieder neu aufgestellt. Im Jahre 1949 gehörten dem Verein 130 Hurlacher an. Durch die ganze Feuerwehrgeschichte zieht sich die Pflege und Erneuerung der Vereinsfahne, die seit 1898, gestiftet von den Mitgliedern selbst und bis heute ihr ganzer Stolz, zahlreiche Restaurierungen und Weihen erlebt hat.

An diesem 6. Mai 2001 nun konnte ein modernes Gerätehaus eingeweiht werden, ausgestattet mit der neuesten Technik, die den gestiegenen örtlichen Anforderungen gerecht wird und mit der Heimstatt des Schützenvereins im Dachgeschoss.

Ihre Leistungsbereitschaft stellte die Feuerwehr dann mit einer Schauvorführung unter Beweis. Die Bekämpfung eines simulierten Grillbrandes und die Bergung von Verkehrsteilnehmern aus einem verklemmten Auto nach einem Verkehrsunfall, wurden gezeigt. Die Wehr vom nahe Flugplatz von Landsberg am Lech präsentierte als Besonderheit der Übung ein Universallöschfahrzeug für Flugzeugbrände. Alle Wehrmänner bewiesen, dass sie sich mit ganzer Kraft, gesundem Menschenverstand und Mut für die Rettung von Menschenleben und für des Nächsten Hab und Gut einsetzen.

Um 14 Uhr an diesem Sonntagnachmittag mussten wir zur Heimfahrt den Bus wieder besteigen, herzlich verabschiedet von unseren Hurlacher Freunden. Zwei erlebnisreiche Tage lagen hinter uns, die allen gefallen haben, trotz der Vielzahl der Eindrücke, die auf uns einstürmten. Unseren Hurlacher Gastgebern gebührt ein großes Dankeschön für alles, was sie uns geboten haben.

Detlef Bäsler

Feuerwehrverein

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