Zwei Tipps für den Kulturfreund

Irische Landschaft u.a.
Malerei von Walfried Posse im Rathaussaal Wiederitzsch

Diesmal steht nicht der Autor der „Posseleien“, der in diesem Blatt im August vergangenen Jahres besprochenen „Sinnsprüche und Widersprüche“, im Mittelpunkt, vielmehr der Maler Walfried Posse. Der 1935 geborene und in Stahmeln wohnende emeritierte Professor für Methodik der Kunsterziehung, der viele Jahre erfolgreich an der Universität Leipzig auf dem Gebiet der Bildgestaltung und schöpferischen Kunstaneignung im Unterricht geforscht und gelehrt hat, bietet einen beglückenden Einblick in sein eigenes reiches künstlerisches Schaffen. Zu sehen sind im Rathaussaal Wiederitzsch dreißig Arbeiten, die nach ausgedehnten Studienreisen durch Irland in der Zeit zwischen 1998 und 2001 entstanden sind.

Walfried Posse hat die kontrastreiche Landschaft der auf eine wechselvolle Geschichte zurückblickenden grünen Insel, um die viele Mythen und Legenden ranken, mit den Augen des Künstlers durchstreift. Die dabei gewonnenen stimmungsvollen Impressionen von der Anmut und Kargheit der Natur, von den Blumen und von frischem Grün umgebenen Landhäuser, die in ein besonderes Licht getaucht sind, hält er mit sensibler und verhaltener Farbgebung in seinen Bildern fest. Die Arbeiten zeigen beeindruckend die von den Kelten hinterlassenen imposanten Grabmäler ebenso, wie die steilen Klippen, flachen Sandstrände und zerklüfteten Berglandschaften, die Flüsse und Seen, das Moor, das Moos und die Schafe. Besonders angetan haben es Walfried Posse aber auch die Lebensweise der freundlichen Menschen und ihre Guinness und Kilkenny Biere, die zum Ruhme Irlands in der Welt beigetragen haben.

Mit zahlreichen Bilder erzählt der Maler Geschichten und regt mit seinen Kompositionen und Metaphern die Phantasie des Betrachters an. Mit dem Stilleben „Irische Schicksalsfrüchte – Die Kartoffel“ beispielsweise, erinnert Walfried Posse an die große Hungersnot in Irland, die von 1845-48 durch wiederholte Kartoffel-Missernten entstand. Damals raffte der Tod von den insgesamt 8,5 Millionen Einwohnern Irlands 1 Million hinweg. Die Arbeit „Ins Ungewisse“ zeigt eine mit einem feinen Nebelschleier eingehüllte scheinbar unendliche Autobahn, die über das Sein und die Ziele und Zukunft des Menschen nachdenken lässt. Die Arbeiten von Walfried Posse laden zu einem Besuch Irlands mit seinem milden Klima, seinen Naturwundern und seiner reichen Kultur ein. Vor allem aber bieten die mit Akribie gemalten Bilder einen künstlerischen Genuss. Sie zu betrachten, bereitet Freude.

Bis zum 1. August 2001, Rathaussaal Wiederitzsch, Delitzscher Landstraße 55, 04158 Leipzig. Offnungszeiten: Mo-Do 9-18, Fr 9-12 Uhr


Neues aus der Auwaldstation Leipzig-Lützschena

Unsere Auwaldstation ist auf die Schulferien vorbereitet. Im Juli und August bietet sie geführte Wanderungen durch den Auwald an. Dieses wunderbare Naturerlebnis beginnt an jedem Mittwoch in diesen beiden Monaten jeweils um 9 Uhr am Auensee und führt durch die Burgaue bis zur Auwaldstation in der ehemaligen Stellmacherei am Schlosspark. Ohne Voranmeldung können Inhaber des Ferienpasses teilnehmen.
An jedem Dienstag und Donnerstag stehen die Mitarbeiter für Hortklassen und Wandergruppen nach Voranmeldung, bei der auch Zeitpunkt und Ort des Treffens individuell festgelegt werden können, für solche thematischen Wanderungen zur Verfügung.

Sehenswert ist die in der Station aufgebaute Ausstellung „Tiere des Auwaldes – ganz nah gesehen“. Gezeigt werden 20 faszinierende Farbaufnahmen von Dr. Arnd Asperger, Jahrgang 1969, der eigentlich Chemiker ist. Seit 1993 beschäftigt er sich mit zunehmendem Erfolg nebenberuflich mit der Naturfotografie. Eine Fördermitgliedschaft führte den Wissenschaftler in die Gesellschaft Deutscher Tierfotografen (GDT). Neben der Flussaue bevorzugt er die Nationalparks Ostdeutschlands, das Elbsandsteingebirge und die Ostsee für seine Fotoexkursionen. Erstaunlich ist, mit wie viel Geduld, geschultem Auge und gekonnten Tricks es Dr. Asperger gelang, im richtigen Moment einzigartige Fotos des Bunt- und Mittelspechtes, des Graureihers und Eisvogels, des Habichts und Mäusebussards, des Eichhörnchens und von Fröschen, Kröten, Spinnen und Insekten einzufangen. Die kleine Ausstellung, die noch bis zum 8. August zugänglich ist, zeigt sehr anschaulich, wie reich auch die Aue an seltenen Tieren und Pflanzen ist.

Erfreulich für den Tierfreund und den geologisch interessierten Besucher ist auch die gezeigte Dokumentation zum „Leipziger Auwaldtier 2001 – dem Kiemenfuß“. Die Lebensweise des aus der Urzeit stammenden Wesens ist unauffällig, sein Lebensraum sind fischfreie Überschwemmungsgebiete und Tümpel der Flussaue. Seine Eier können Jahrzehnte überleben. Allerdings hat er nur eine kurze Lebenszeit, drei Monate sind da schon lang. Er kann nur bei einer Wassertemperatur bis maximal 15 Grad existieren. Das alles und noch viel mehr kann in der Auwaldstation gelernt werden.

Im Erdgeschoss hat der Naturschutzbund die Ausstellung „Naturschutz ums Haus“ aufgebaut. Seiner Vollendung entgegen geht der 50 Quadratmeter große Seminar- und Ausstellungsraum im Obergeschoss. Er nimmt die Dauerausstellung über den Schlosspark und die Auwaldstation auf, die von Schülerinnen und Schülern der einstigen Förderschule für behinderte Kinder und Jugendliche gestaltet wurde. Außerdem soll der Raum 30 Sitzplätze für die verschiedensten Veranstaltungen erhalten.

Ab 13. August präsentiert in der Auwaldstation der Fotograf Frank Doyle aus Irland eine Auswahl seiner Tieraufnahmen, die er zu den verschiedenen Tages- und Nachtzeiten machen konnte.

Öffnungszeiten in den Sommermonaten:
Mo-Fr 10-15 Uhr und am 1. Sonntag in jedem Monat; Samstag geschlossen.
 

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