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Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg hat sich, verbunden mit seiner Familie, um die kulturelle Entwicklung von Leipzig und Lützschena sehr verdient gemacht. Erinnert sei an die Schaffung einer Stiftung zur Erhaltung der wertvollen Sternburgschen Kunstsammlung für das Museum der bildenden Künste zu Leipzig, den Kauf, die Rekonstruktion und Pflege des historischen Schlossparkes und an viele andere Fördermaßnahmen für Lützschena. Der umsichtige und weitblickende Mann war es auch, der den Kauf des verwaisten Lützschena Schlosses durch einen seiner Verwandten, den couragierten Rechtsanwalt Ferdinand Freiherr von Truchseß, angeregt und in die Wege geleitet hat. In ihm fand er das gewünschte Mitglied der weitverzweigten Familie, das in Leipzig tätig ist und sich ein solch schwieriges Projekt zu verwirklichen zutraut.
Wolf Dietrich Freiherr Speck von Sternburgs Urgroßvater hatte das Schloss 1864, nachdem sein barocker Vorgängerbau abgetragen worden war, erbauen lassen. Es wurde von Oskar Mothes im neugotischen, englischen Tudor-Stil errichtet. Das Gebäude wurde nach der Enteignung 1945 im Zuge der Bodenreform zweckentfremdet genutzt und dabei seiner ursprünglichen architektonischen Gestalt beraubt, nicht zuletzt durch das Aufsetzen eines weiteren Geschosses. Nur noch das Treppenhaus und die Eingangshalle im Erdgeschoss bieten einen ungefähren Eindruck von der einst vorhanden gewesenen Pracht. In den letzten Jahren diente das gegenwärtig leider verunstaltete, hässliche Gebäude von 1992- 1999 als Heimstatt für eine Sonderschule.
Der junge Rechtsanwalt Ferdinand Freiherr von Truchseß (34), Sohn eines Landwirts, stammt aus Unterfranken Er kommt selbst aus der Land- und Forstwirtschaft. Er hat vier Geschwister. Nach Abschluss seines Jurastudiums hat er 1998 in Leipzig eine eigene Kanzlei eröffnet. Er hat Erfahrungen mit der Sanierung eines denkmalwürdigen Hauses, in einem solchen ist er aufgewachsen.
Der Auen-Kurier konnte mit dem neuen Schlossbesitzer über seine Pläne sprechen.
Auen-Kurier: Freiherr von Truchseß, was waren für Sie die Beweggründe, dem Vorschlag Ihres Onkels zu entsprechen und das Lützschenaer Schloss Ihrer Ahnen zu kaufen, obwohl der Zustand des Gebäudes nicht der beste ist?
Freiherr von Truchseß:
Ich bin ein Landmensch, arbeite aber in der Stadt. Um
mit diesem
Widerspruch leben zu können, erscheint mir die Ortschaft Lützschena als ideale
Kombination zwischen
Stadt und Land, so dass ich glaube, hier einen optimalen Wohnsitz zu finden.
Das zu meinen ganz
persönlichen Beweggründen.
Doch vor allem ist es für mich wichtig, dass dieses Haus wieder einer
angemessenen Nutzung zugeführt
wird, also genutzt wird, wie es früher der Fall war. Ich wollte mich aber auch
nicht überfordern.
Deshalb tat ich mich mit einem Freund zusammen, dem Baron Erffa, und wir beide
haben gemeinsam das
Schloss gekauft. Zunächst werden wir für jeden von uns beiden eine Wohnung im
Haus sanieren und
beziehen.
AK: Was ist dann geplant?
Fhr. v. Tr.:
In den nächsten Jahren sollen die eigenen Wohnungen auf die ganze
Fläche der zwei
Obergeschosse des Hauses erweitert werden. Das Erdgeschoss werden wir gemeinsam
für kulturelle
Zwecke, für geeignete Veranstaltungen unterschiedlicher Art, erschließen und
damit der Öffentlichkeit
einen Zugang zum Hause ermöglichen.
Da Baron Erffa und ich beide vom Lande kommen, ist uns eine harmonische
Nachbarschaft und
Dorfgemeinschaft, nicht zuletzt auch im Sinne der kirchlichen Gemeinde, sehr
wichtig. Schon in den
ersten Tagen in Lützschena haben wir von Seiten unserer Hausnachbarn, der
Freiwilligen Feuerwehr und
der Auwaldstation, vielfache Hilfe und ein gutes Miteinander erfahren. Dafür
danken wir.
AK: Was soll mit der Außenhülle des Schlosses geschehen?
Fhr. v. Tr.:
In Zusammenarbeit und hoffentlich auch mit finanzieller
Unterstützung der
Denkmalbehörden, werden wir sobald wie möglich das in den fünfziger Jahren
unter Zerstörung der
Zinnen aufgemauerte dritte Obergeschoss rückbauen und auch außen den
Originalzustand wieder
herstellen.
Mein großes Interesse gilt auch dem Landschaftsgarten, den mein Onkel
Wolf-Dietrich von der
Treuhand zurück gekauft hat. Ich werden meinen Onkel nach Kräften bei seiner
vorbildlichen
Wiederaufbauarbeit unterstützen.
AK: Freiherr von Truchseß, wir danken für dieses Gespräch. Ihnen und Baron Erffa wünschen wir einen guten Start an Ihrem neuen Wohnsitz Lützschena. Wir verbinden dies mit dem Wunsche, dass Sie sich in der Ortschaft recht wohlfühlen , aber auch mit dem Dank für Ihre beispielgebende Initiative, die Sie beide zur Erhaltung und Rekonstruktion des Schlosses entwickeln.
Interview: Gottfried Kormann