Auenkurier
Oktober 2002

   

Zum Jubiläum 725 Jahre Lützschena - dem bedeutendsten gesellschaftlichen Ereigniss der Ortschaft im Jahre 2003.
Eine der liebenswertesten und schönsten Schilderungen Lützschenas enthält das Buch "Leipzig und seine Umgebung" von Dr. Carl Ramshorn, das 1841 vom Braunschweiger Georg Westermann verlegt wurde. In diesem und den folgenden Heften veröffentlichen wir den Wortlaut des berührenden Berichtes über unsere Ortschaft.

LÜTZSCHENA

Unerschöpflich an Reiz, an immer erneuerter Schönheit ist die Natur! Die Kunst ist unerschöpflich wie sie.

Landwirtschaftliche Lehranstalt in Lützschena an der Chaussee zwischen Leipzig und Halle, 1850er Jahre

Willst Du, fremder Wanderer, die Wahrheit dessen inne werden, so entwinde Dich dem alten Vorurtheil, welchem Leipzigs ebene Gegend hin und wieder verfallen ist, und komme nach unserem freundlichen, zu der Halle?schen Straße, auf dem rechten Ufer der Elster liegenden Lützschena. Zwar ist die Entfernung des Dorfs von unserer Lindenstadt schon ziemlich bedeutend, um auf dem Wege dahin einen Spaziergang zu machen, denn es beträgt dieselbe fast zwei volle Stunden, aber dessen unbeachtet wird es Dich nicht reuen, einmal eine weitere Partie unternommen zu haben, als Du bisher unter unserer Leitung von Leipzig aus unternahmst. Und was ist dieser Weg im Vergleich zu dem, was Dir auf demselben geboten wird? Magst Du nun, um zum Ziele zu gelangen, Deine Schritte durch die grünen Hallen unseres reizenden Rosenthales lenken und über Gohlis, das geschichtlich bedeutungsvolle Möckern, Wahren und Stahmeln wandern, oder magst Du das äußere Randstädter, jetzt Frankfurter Tor durchschreiten und Dich über üppig blühende Wiesen, durch die schattige Holzung der sogenannten Bürger-Aue und an der vielleicht tausendjährigen Königseiche vorbei nach dem Dorfe Ehrenberg geleiten lassen, von wo aus Dich das sogenannte Hundewasser bis an das Ziel Deiner Wanderschaft bringen wird, jeder von beiden Wegen wird Dir von neuem zeigen, dass Gottes freie Natur überall reich an Schönheiten und unerschöpflich an Reiz ist. Ja selbst der Freiweg, der nach Lützschena führt, - dieselbe Straße, die wir schon auf unserer Wanderschaft nach Eutritzsch kennen lernten ? ist nicht ohne Annehmlichkeiten, gestattet uns wenigstens eine freie Aussicht auf die große um Leipzig ausgebreitete Ebene. Doch betreten wir Lützschena selbst, welch? herrliches Bild öffnet sich unsern Augen! Keine Spur mehr von seinem alten wendischen Ursprung, keine Spur von der verheerenden Fackel des Krieges, die auch hier in heller Flamme vor nicht langer Zeit emporloderte, keine Spur von jener drückenden Armuth, die uns beim Besuch von Dörfern hier und dort entgegentritt! Überall neue Bauten und Anlagen, überall ein rühriges Leben, Frohsinn und Zufriedenheiten! Und dies alles ist das Werk eines einzigen Mannes, des rastlos thätigen Max Speck, Königl. bairischen Freiherrn von Sternburg. Dieser ebenso theoretisch als praktisch gebildete Landwirth und dermalige Besitzer von Lützschena hat die Oekonomie des Rittergutes auf eine solche Stufe der Vollkommenheit und Einträglichkeit gebracht und sich um das ganze Dorf so entschiedene Verdienste erworben, dass sein Name noch bei den spätesten Geschlechtern im ehrenvollsten Andenken bleiben wird.

Fortsetzung folgt

(Quelle: Geschichte der Ritter v. Speck Freiherren von Sternburg, zusammengestellt von Wolf- Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, München 1997. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Freiherrn)




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