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Klampenchor Lützschena beim Auftritt |
Lützschenas Klampfenchor begeht im Monat Oktober sein 60jähriges Bestehen.
Er hat sich große Verdienste um das Kulturleben unserer Ortschaft und die schöpferische Freizeitgestaltung seiner Mitglieder erworben. Seine Leistungen, besonders mit seinen beliebten und allseits geschätzten Konzerten, verdienen eine hohe Anerkennung.
Ortschaftsrat und Redaktion des Auen-Kuriers gratulieren dem Klampfenchor zu seinem Jubiläum ganz herzlich und wünschen ihm ein noch langes Bestehen und viele neue schöne Erfolge.
Sein ruhender Pol, der für den Klampfenchor mit Hingabe und ganzer Kraft wirkende Vorsitzende Rudolf Stoye, berichtet im folgenden Artikel für die Leser des Auen-Kuriers über die Geschichte des verdienstvollen Vereins.
Die Redaktion
Rudolf Stoye: Wir spielen und singen, weil es uns Freude macht
Im Oktober 1945 fanden sich in Lützschena sieben Frauen zusammen, die mit Singen und dem Spiel auf der Gitarre die Kriegserlebnisse vergessen wollten. Unter ihnen befand sich Traudel Rohr, die spätere Bürgermeisterin der Gemeinde. Man kannte sich aus der Naturfreundebewegung von vor 1933. So kam es, dass auch zu Friedel und Walter Pekar Verbindung aufgenommen wurde. Walter Pekar arbeitete damals in der Autoreparaturwerkstatt Zaunick, wo auch Elfriede Gärtner, Erich Thorfeld und Herbert Köppe tätig waren. Hugo Günther wiederum wohnte neben Pekars, dieser kannte Kurt Ochernal. So entstand in kurzer Zeit eine ganz ansehnliche Musikgruppe.
Das Musizieren beginnt.
Übte man anfangs in einer Wohnung, ging man dann in das Volkshaus, von den älteren Einwohnern `KasinoA genannt, welches auf dem Gelände des heutigen Kindergartens stand. Im Volkshaus spielte sich fast das ganze Ortsgeschehen ab, weil es dort immer etwas Markenfreies zu essen gab.
Es erfolgten verschiedene Auftritte. Man erreichte eine stattliche Zahl von Mitgliedern. In der DDR musste der Klampfenchor in einer offiziell zugelassenen Vereinigung organisiert sein. Er trat der Betriebssportgemeinschaft Nordstern bei, die später als BSG Empor bekannt wurde. Inzwischen hatte sich auch ein Chor formiert. Kurt Ochernal war der musikalische Leiter, Walter Pekar der Organisationsleiter, Friedel Pekar Kassiererin.
Es sollte sich bald erweisen, dass der Beitritt zur Betriebssportgemeinschaft ungünstig war. Der Chor durfte keine interne Kasse führen. Das Geld, das er für seine Auftritte bekam, es waren meist nur die Fahrspesen, sollte in die Kasse der BSG eingezahlt und bei Bedarf angefordert werden. So entstanden immer wieder Differenzen.
Politischer Druck führte zum Aus.
In der musikalischen Leitung gab es mehrfach Wechsel. Als Leiter fungierten Kurt Ochernal, Erich Rühs, Rudi Geibe und Herbert Köppe. Doch Walter Pekar ist es zu verdanken, dass der Chor trotz mancher Ungereimtheit zusammen blieb. Um den Chor zu verjüngen, wurden junge Mädels geworben. Man sagte sich, dass junge Burschen dann von allein hinzukommen. Diese Überlegung erwies sich als richtig.
Eine merkliche Verjüngung in der Zusammensetzung der Mitgliedschaft wurde erreicht. Sie gestattete es, von der Sportgemeinschaft in die Freie Deutsche Jugend überzutreten. Die älteren Mitglieder wurden Freunde der Jugend. Auch in der musikalischen Leitung erfolgte ein Wechsel. Diese übernahm Eva Smolik.
Aus heutiger Sicht war sie die beste musikalische Leiterin, die der Klampfenchor hatte. Noch heute werden Lieder nach ihrer Einstudierung gesungen.
Auch weitere personelle Veränderungen an der Spitze des Chores erfolgten. Die Kassierung übergab Friedel Pekar an Annelies Stoye. Später gab Walter Pekar den Posten als Organisationsleiter ab.
Im Jahre 1959 gab Eva Smolik die musikalische Leitung als beruflichen Gründen ab, die Übungsstunden und Einstudierung neuer Lieder übernahm Rudolf Stoye. Bei Auftritten erfolgte das Dirigat durch Manfred Hempel.
Ein kurzes Wort zu den Veranstaltungen. Als FDJ-Chor mussten auch in den Programmen tendenzmäßige Lieder gesungen werden. Diese Lieder wurden an den Anfang gestellt und in FDJ-Kleidung gesungen. Nach kurzer Pause lief dann das eigentliche Liedprogramm ab, natürlich trugen dann die Mitglieder Dirndlkleider, Lederhosen und weiße Hemden. Gern erinnern wir uns an die Veranstaltungen zur Vorbereitung der Turn- und Sportfeste in Leipzig. Wir wurden zu einem Ensemble zusammengestellt, gemeinsam mit Turnern und einer Kunstkraftsportgruppe. Außerdem hatten wir viele Konzerte in `Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft zu spielen.
Nach 1959 erreichte die Mitgliederzahl einen Aufschwung. Sie stieg von 18 auf 27 Mitglieder.
Es kam der August 1961 mit dem Mauerbau. Wir durften fortan nur in FDJ-Kleidung auftreten und sollten ausschließlich nur FDJ-und Kampflieder singen. Von den Mitgliedern erforderte das eine Grundsatzentscheidung.
Ihr Ergebnis war: 1964 löste sich der Chor auf.
Fortsetzung in der Oktoberausgabe 205
Jubiläumskonzert zum 60. Gründungstag am 8. Oktober um 17.00 Uhr in der Schlosskirche.
Dazu sind alle Einwohner herzlich eingeladen.
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