Auenkurier
November 2006

 

 
  
VOM SORBENDORF STAHMIL ZUM STADTTEIL VON LEIPZIG

Im Jahre 1920 erschien auf dem Büchermarkt das Buch des Wahrener Lehrers Max Kohlmann: „Wahren – aus der Geschichte eines Dorfes“.
Dieses interessante Buch ist auch für Stahmeln von Bedeutung, war doch dieser Ort stets mit Wahren eng verbunden (Kirche, Friedhof, Schule, Gerichtsbarkeit, Rittergut). Im Nachstehenden sei einiges wiedergegeben.
Aus der vorgeschichtlichen Zeit erfahren wir, dass durch Funde der Beweis erbracht wurde, dass es in unserer Gegend Mammute, Bären, Riesenhirsche Wildpferde und anderes Wild gegeben hat. Zu den Funden hat auch die Entstehung des Auensees beigetragen. Bei den Baggerarbeiten zur Beschaffung von Kies für den Bau des Leipziger Hauptbahnhofes wurden Skelettreste eines Mammuts gefunden. Weitere Funde lassen darauf schließen, dass bereits vor 4000 Jahren Menschen in unserer Gegend gelebt haben müssen. Funde hierüber sind im Leipziger Grassimuseum aufbewahrt.
Gehen wir in der Geschichte weiter.
Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung haben die Hermunduren (ein Germanenstamm) in unserer Gegend gelebt, die aber später wieder abwanderten. Wann das geschah konnte nicht festgestellt werden. Sie gaben den Flüssen Elster (Alstrawa = die Eilende) und Luppe (Lupaha = die Rauschende) ihren Namen. In den leergewordenen Raum zogen vermutlich im 6. Jahrhundert von Osten nach Westen, bis zur Saale, die Slawen (westslawisch auch Sorben genannt) ein. Hier konnten sie an den Flüssen Elster, Luppe, Nahle und an den Sümpfen, dem Fischfang nachgehen; die Wälder im Süden und auch damals noch im Norden boten reiche Beute an Wild. Außerdem fanden sie in der Nähe der Flüsse den Boden vor, den sie mit ihren einfachen Geräten bestellen konnten. Andererseits bot ihnen das Gewirr von Sümpfen und Dickicht in Zeiten kriegerischen Auseinandersetzungen eine vielfach uneinnehmbare Zufluchtstätte. Die Ortsnamen „Leutzsch und Lützschena“ klären uns über die Gegend zur Zeit der slawischen Einwanderung auf. Sie bedeuten „nasse, bruchige Stelle, Sumpfland, Morast“
(slaw. Lucina). Lützschena könnte den Namen allerdings auch seiner schönen Lage verdanken, und wer wollte diese bestreiten (slaw. „lute = Lage, luka = Wiese, shene = schön“)! Aber Stahmeln hat seinen Ortsnamen nicht von der Natur des Landes. Stahmeln wird gedeutet als „Ort des Stahmil“, des Schaffensfrohen, also des Fleißigen. (Weitere Deutungen im Nachhinein.)

Zunächst noch ein kurzer Überblick über die geschichtlichen Ereignisse nach der Ansiedlung des Sorben in unserer Gegend.
Karl der Große, der König der Franken (768 – 814), im Jahre 800 zum Kaiser gekrönt, machte die Sorben tributpflichtig, und es kommt auf Grund der Lage zur nahen Grenze des Frankenreiches zu Kämpfen. Im zehnten Jahrhundert setzt die Christianisierung ein. Die Sorben, ein Heidenvolk, setzen dem Widerstand entgegen.
Seit etwa 960 erfolgt unter Otto dem Großen (dt. König, 936 – 973, seit 962 dt. Kaiser) die Festigung der Herrschaft im Osten und die Gründung des Bistums Merseburg, zu dem Stahmeln nunmehr gehört. Thüringer, Sachsen und Niederländer siedeln sich an und vermischen sich mit der sorbischen Bevölkerung. Ein Teil der Sorben wandert wieder in Richtung Osten ab.


  


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