Text und Fotos: Horst Pawlitzky
Stand 2013
Jetzt nähert sich der Rundgang seinem Ende. Bevor Sie nun den Park verlassen werfen Sie noch einen Blick auf den jungen griechischen Gott Apollon, Apollino. An seiner Stelle stand einst eine Statue der Vestalin, der altitalienischen Göttin des Herdfeuers, der Beschützerin der Familie und eine der wichtigsten Göttinnen des römischen Staatskultes. Die Statue ist verschwunden und nur der beschädigte Sockel blieb erhalten. Ein Standbild des Apollino befand sich seit 1840 an anderer Stelle im Schlosspark. Maximilian Speck von Sternburg ließ ihn aufstellen, denn Apollon, der Sohn des Zeus und der Leto, galt den Griechen als Gott der Ordnung, des Lichtes, der Künste und der Wissenschaften. Aber auch als Gott für den Schutz von Ackerbau und Viehzucht sowie Schifffahrt wurde er von ihnen verehrt. Im Laufe der Kriegs- und Nachkriegsjahre ging der Apollino leider verloren, genau wie andere Objekte im Schlosspark.
Der Förderverein Auwaldstation und Schlosspark e.V. sah es als seine Aufgabe an, eine Replik des Apollino wieder aufzustellen. Ein geeignetes Modell fand man in der Skulpturensammlung in Dresden. Der Sandsteinsockel wurde von dem Diplomrestaurator Vincent Pawlas aus Leipzig denkmalgerecht wiederhergestellt. Das Standbild fertigte Hans Effenberger aus Weinböhla an. Dabei verwendete er einen mit Glasfasern verstärkten Zementmörtel. Außerdem wurde es mit einem speziellen Schutzanstrich versehen, so dass „Verzierungen“ durch Grafittis erschwert werden. Finanziert wurde das Vorhaben durch Geldspenden und Verkaufserlöse aus der jährlichen Holzauktion sowie Trödelmarkt und Kuchenbasar beim Schlossparkfest, wodurch die Summe von 10.000 € zusammenkam. Die feierliche Enthüllung des neuen Apollino fand im Beisein des Ur-Ur-Enkels des Parkgründers Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, des Vorsitzenden des Fördervereins Herrn Bäsler, der Ortsvorsteherin Frau Ziegler und vieler interessierter Bürger am 29. April 2011 statt.
Jetzt hoffen alle, dass der Apollino uns noch lange in seiner Schönheit erhalten
bleibt und es auch künftig gelingt, durch die Wiederherstellung verloren gegangener
Objekte dem Schlosspark seine ursprüngliche Gestalt zurück zu geben.
Sollten Sie den Park an der Auwaldstation vorbei links zur Luppe verlassen,
so kommen Sie am Ende des Parks an der Herkulesstatue vorbei:
Herkules hat nach vielen Jahren wieder seinen Platz am Rande des Schlossparks
2016 eingenommen. Er soll die Lützschenaer und Leipziger, die auf dem Luppedamm
spazieren oder per Fahrrad unterwegs sind, auf die Auwaldstation und den Schlosspark
aufmerksam machen. Er schaut wie vor 70 Jahren in Richtung Schloss und gibt
damit Kunde, dass viel passiert ist um den englischen Landschaftspark „Schlosspark
Lützschena“ und er teilt auch mit, dass noch viel passieren soll zur Freude
der Spaziergänger im Park.
Er kam, als die von Üchtritz erste Gestaltungen von Parkelementen hier im
nördlichen Auwald im 18.Jahrhundert vornahmen, nach Lützschena. Von Maximilian
Speck von Sternburg wurden nach 1822 die Arbeiten der Parkgestaltung fortgeführt
und der Fortgang der Arbeiten wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von unserem
Herkules beobachtet. Die barocke Statue war weiß angestrichen, deshalb sprachen
die Lützschenaer auch immer vom weißen Mann. 1944 hat er uns verlassen, Johann
hatte ihn mit seinem Ochsengespann vom Sockel gestoßen. Er war beim Sturz
zerbrochen. Das Unterteil lag noch viele Jahre neben dem Sockel, ein Teil
aus Kopf und Brust lag noch lange neben der Auwaldstation, damals noch die
Stellmacherei des örtlichen Landwirtschaftsbetriebes. Die Spuren unseres Herkules
verschwanden. Herr Klement berichtete uns, dass er nach Aufforderung seines
Klassenlehrers zusammen mit seinen Schulkameraden Teile von Herkules 1962
ins Hundewasser verbracht habe. Die Suche nach den Teilen im Hundewasser blieb
aber ergebnislos. Dann erhielten wir von Frau Tschörtner den Hinweis, dass
sie bei der Übernahme ihres Grundstücks in Lützschena auch ein Stück von einer
Sandsteinskulptur mit übernommen hat und tatsächlich - es waren Kopf und Brustpartie
vom Herkules.
Das war für den Schlossparkverein, der sich sehr intensiv um die Skulpturen
des Parks kümmert, Anlass seine Konzeption für die Herstellung eines Herkules
zu überdenken. Jetzt bestand plötzlich die Chance, den Lützschenaer Herkules
wieder entstehen zu lassen. Es entstand zunächst eine Sicherungskopie.
Die Denkmalpfleger in Dresden und Leipzig ermutigten uns, auf Grundlage des
Fundes der Herkulesbüste eine Technologie für die Gestaltung des Herkules
zu erarbeiten, der Fördermittelantrag wurde angepasst, Geldgeber für die Eigenmittel
wurden gesucht – hier fanden wir große Unterstützung beim Lützschenaer Ortschaftsrat,
die Ausschreibungsunterlagen wurden erarbeitet. Schon 2 Monate nach dem Herkulesfund
konnten erste Bietergespräche geführt werden und letztendlich der Auftrag
an die Bietergemeinschaft Dr. Stefan Dürre für die künstlerische Bearbeitung
und für die Abformung des Gipsmodells an die Firma Hans Effenberger vergeben
werden.
Von Herrn Dr. Dürre wurde erstmals für die exakte Ermittlung der Abmaße des
Herkules eine 3D-Drucktechnik angewendet. Dabei wurden die vorhandenen Bilder
und das gefundene Reststück von Herkules eingescannt und vom Computer wurden
die exakten Abmaße ermittelt, das dann ausgedruckte plastische Grundmodell
wurde danach noch künstlerisch gestaltet. Das Ergebnis ist an der Hundewasserbrücke
zu besichtigen. Wir hoffen, dass Herkules sich bei uns wohl fühlt und wünschen
ihm viele Besucher.
Frank Butze 2016
Förderverein Auwaldstation und Schlosspark Lützschena
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