Ein Gang zum Schlosspark in Lützschena (21 von 22)

Text und Fotos: Horst Pawlitzky
Stand 2013

 

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Ein Bild von 1823 belegt, dass der Zugang zur Elster-Luppe-Aue vom Lützschenaer Schloss her über eine Brücke über die Weiße Elster möglich war, also noch bevor Maximilian Speck 1825 mit der Anlage des Schlossparks beginnen ließ. Es folgten weitere zwei Brücken, von denen die letzte wegen ihrer Baufälligkeit 2005 abgerissen werden musste. Es handelte sich um eine Stahlkonstruktion, in deren Mitte sich eine Tür befand. In dem oberen Bogen der Tür hing eine kleine Glocke, die man läutete, wenn die Tür geöffnet werden sollte.

Denkmalschützer der DDR erkannten die historische Bedeutung dieses ehemaligen Zugangs zu dem Schlosspark. Seit 1986 gab es deshalb erste Versuche, die Brücke zu erneuern, Das scheiterte jedoch an den beschränkten finanziellen Mitteln und dem Mangel von Material.

Mit den Kommunalwahlen im März 1990 erlangte die Gemeinde Lützschena die Möglichkeit wieder, in kommunaler Selbstverwaltung das Leben im Ort zu gestalten. Der Gemeinderat hat deshalb in seinen kommunalpolitischen Zielen zur weiteren Entwicklung der Gemeinde geprüft, was an historisch wertvollen Zeugnissen erhaltenswert ist und wie diese die örtliche Identität prägen. Dabei erhielt der Schlosspark eine besondere Priorität. Es entstand damals eine langfristige Projektplanung, wie die Kulturlandschaft der Elster-Luppe-Aue und besonders der Schlosspark erhalten werden können. Ein wichtiger Schritt war der Verkauf des Schlossparks an die Familie Speck von Sternburg. Mit Zustimmung des neuen Eigentümers konnte nun an die Realisierung von Projekten in dem Park gegangen werden, eine Aufgabe, die sich der 2002 gegründete Förderverein Auwaldstation und Schlosspark e.V. widmet. Zu seinen Gründern gehörten Vertreter der Lützschenaer Kulturszene, des Naturschutzbundes und des BUND aus Leipzig. Zu den Vorhaben gehörte auch die Wiederherstellung der Weißen Brücke als weiterer Zugang zum Schlosspark, die in Anlehnung an ihre frühere Konstruktion der Parkanlage ihre ursprüngliche Funktion zurückgeben sollte.

Für den Neubau der Brücke wurden Kosten in Höhe von 120.000 € veranschlagt, eine Summe, die der Förderverein selbst nicht aufbringen konnte. Seine Aufrufe an die Öffentlichkeit zum Bau der neuen Brücke beizutragen verhallten nicht ungehört. Geldspenden aus der Bevölkerung gingen ein, Unternehmen aus der Region unterstützten das Vorhaben finanziell und mit Arbeitsleistungen. Das sind vor allem die Firma Arlt für die neuen Brückenfundamente, das Erdbaulabor Leipzig für die Baugrunduntersuchung, die EUROVIA-VBU für die Demontage der Brücke, das Ingenieur-Büro Mitschke & Peine als Projektant, das Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen, das die Baugrundgutachten erarbeitete, die Firma Marcel Koppe für die Freiflächengestaltung und die TDE – Mitteldeutscher Bergbau Service GmbH- für den Stahlbau. Am 27. Februar 2009 wurde die Stahlkonstruktion der „Weißen Brücke“ montiert. Sie kommt in der Ansicht dem Vorgängerbau sehr nahe. Mit einer Spannweite von 23 Metern und der nutzbaren Breite von 1,50 Metern erhebt sie sich in einer Fachwerkkonstruktion mit ihrem charakteristischen weißen Anstrich über die Weiße Elster.

Anlässlich des Schlossparkfestes am 6. September 2009 wurde die Brücke für den Fußgänger- und Fahrradverkehr feierlich zur Nutzung freigegeben. Gleichzeitig ging die Brücke in den Bestand des Verkehrs- und Tiefbauamtes der Stadt Leipzig über, welches nun für ihre Pflege und Unterhaltung die Verantwortung trägt. Neu angelegt wurde auch der Gehweg, der jetzt von der Brücke zum Schlosshof führt. An seinem Anfang entstand ein Rondell mit Blumen. Hier wurde auch eine Tafel aus Edelstahl gesetzt, auf der die Namen all derer zu lesen sind, die mit einer Spende von mehr als 50 € den Neubau der Brücke ermöglichten und denen auf diese Weise angemessen gedankt wird.


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