Begebenheiten in und um den "Dalmatinerzwinger v. der Stahmelner Höhe" - Teil 2

zu Teil 1

Seit Ende März 1978 hatte Asso zunächst eine Spielgefährtin: Denise v. Sankt Afra. Sie verstanden sich blendend. Der große Toffel Asso spielte zart und sacht mit seiner nunmehrigen Lebensgefährtin. Der 1. Deckakt wurde nach beider Zuchttauglichkeitsprüfung vorgenommen und der erste wunderbar gelungene Wurf fiel am 21.11.1979. Mit Sehnsucht wurde dieser Tag erwartet und Denise und ich schliefen die letzte Nacht nicht mehr. Früh 5 Uhr 30 jaulte Denise vor Assos Zwinger und der verzog sich sofort in seine Hütte. Er kam erst wieder 11 Uhr 30 heraus, als ich ihn rief, als alles schon vorbei war. So eine fließende Geburt haben wir nie wieder erlebt. 4/7 Welpen lagen in der Geburtshütte, d.h. 4 kleine Rüden und 7 Hündinnen. Ich ließ Asso herein, 1 Meter davor mußte er aber halt machen, ein kurzes Knurren von Denise gebot ihm: bitte nicht näher! Sie erzählte ihm dann aber was und er stand schwanzwedelnd davor. Danach wurde sie lauter und er mußte aus der Geburtenstation wieder verschwinden.

Denise v. Skt. Afra
Denise v. Skt. Afra v. d. Stahmelner Höhe. Die Welpen müssen
nach der Geburt reinweiß sein. Nur ein schmaler Ohrsaum
darf das Tier zeichnen. Nach ca. 13 Tagen kommt
die Körperzeichnung durch und die Augen öffnen sich.

Es durften nur 6 Welpen belassen werden, die übrigen mußte der für mich entsprechende Zuchtwart (man darf seine Würfe natürlich nicht selbst abnehmen) töten. So bestimmte es die Zuchtordnung der DDR. In den Würfen, in denen Welpen lagen, bei denen man von vornherein schon Zuchtuntauglichkeit erkennen konnte, fiel die Auswahl nicht schwer. Ansonsten tat es einem aber schon leid um jedes kleine Wesen. Wobei man einschränken muß, daß auch diese Maßnahme ihr Gutes hatte. Sie werden meiner später folgenden Aufstellung entnehmen können, daß die Geburtenzahl oft 15 Welpen betrug. Das Austragen war für die Hündin bei dieser Anzahl von Föten schon eine enorme Belastung. Die Geburtsvorgänge dauerten mitunter 2 - 3 Tage und Nächte, in denen ich der jeweiligen Hündin ständig Beistand leistete; mitunter aber mit der Gebärenden zwischendurch zum Tierarzt fahren mußte, um durch Kontroll-Röntgen und Injektionen die stockenden Geburtsvorgänge zu erleichtern oder voranzutreiben. Für die Hündin ist es m.E.n. eine unzumutbare Belastung, nach diesen hohen Anforderungen (insbesondere bei Komplikationsgeburten) dann noch 15 Welpen großzuziehen.

Die Hündinnen hatten im Höchstfall 11 Zitzen, wobei die beiden oberen fast keine Milch bringen. Also würde die Hündin nun nach der Geburt noch ununterbrochen überlastet durch ständiges Saugenwollen der Kleinen, man kann mitunter nicht vermeiden, daß das Gesäuge sich trotz intensiver Pflege dabei entzündet und außerdem müßte man von Anfang an zufüttern. Das beste Zufutter kann aber niemals die Muttermilch ersetzen. Die Welpen würden dadurch nie das Wachstum und die Stabilität erreichen, was nur 6, 8 oder 9 Welpen in der Aufzucht mitbekommen.

Wenn auch die Aufzucht viel Arbeit macht, die Freude an den Welpen, das Herumtollen und Spielen, nicht zu vergessen die allabendliche Schmusestunde, dazu mitzuerleben, wie die Hundeeltern ihre Kinder erzogen, entlohnte die Mühsal. Und es gab jedesmal tränenreichen Abschied, wenn die Hundekinder den Zwinger und uns verließen. Sie wogen dann schon 9 - 12 kg, waren 3 x entwurmt, 2 x geimpft und bekamen einen Futterplan und ein Deckchen mit aus ihrem Zwinger, zum besseren Eingewöhnen beim neuen Besitzer. Manche holte ich, soweit es möglich war, wieder zurück: wie sich herausstellte, waren sie nicht gut untergekommen. Ich sorgte dafür, daß sie in bessere Hände kamen, nachdem ich sie nochmals "aufgepäppelt" hatte.

Meiner Erzählung konnten Sie entnehmen, daß ich aber auch der Hauptzuchtwart war. Ich hatte nicht nur eine Zuchtstätte, sondern war Anlaufstelle für Zuchtwarte, Zuchtrichter, Züchter und Liebhaber dieser edlen Hunderasse. Jede freie Minute, abends und nachts, auch sonnabends und sonntags, und in dem wenigen Urlaub, den ich mir in diesen Jahren zugestand, saß ich über den Wurfmeldungen aus der ganzen DDR, analysierte, bewältigte enormen Schriftverkehr, mußte Differenzen klären, erteilte Rat und Hilfe. Es war nicht immer leicht und nicht immer freudvoll, aber der Einsatz lohnte sich für unsere liebenswerten Tiere, wie Sie einigem beiliegendem Material entnehmen können.

Durch jahrelange schwerste Erkrankung meines Mannes bedingt, mußte ich im November 1988 die Aufgaben für die Rasse Dalmatiner niederlegen und auch leider das Züchten einstellen.

Nachwort: Auf Antrag der Bürger der Schulstraße Stahmelns wurde vom Ortschaftsrat die Neubenennung der Schulstraße in "Stahmelner Höhe" beschlossen. Als Dank dafür wurde von Frau Zschelletzschky ein reichlich bebilderter Band mit Tieren des Zwingers v. d. "Stahmelner Höhe" und Texten alter und neuer von ihr verfaßter Artikel für die Ortschronik Stahmelns erarbeitet. Der veröffentlichte Artikel ist ein Auszug daraus.

Gisela Zschelletzschky
Schulstraße 8
04469 Leipzig-Stahmeln

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