Auenkurier |
725 Jahre Lützschena - Wer feiert warum?Der Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln, der Heimatverein unserer Ortschaft, weitere Vereine und interessierte Bürger haben begonnen, die Feier der ersten urkundlichen Erwähnung von Lützschena vor 725 Jahren mit einem großem Fest der Bürger im Jahre 2003 vorzubereiten. Ausgangspunkt ist also eine Urkunde, die dokumentiert, dass der Ort Luzsene (slawisch für "Leute, die im Wiesenland wohnen" oder auch "Schöne Lage") am 6. September 1278 von dem Markgrafen Theoderich von Landsberg für 80 Taler (?) an den Bischof von Merseburg verkauft wurde. Ins heutige Hochdeutsch übersetzt hat diese in Latein abgefasste Urkunde folgenden Text: Wir, Theoderich, durch Gottes Gnade Markgraf von Landsberg verfügen, nachdem die gesamten Anwesenden und später folgende Geschlechter diese Seite in Augenschein genommen haben, dass wir eine gewisse uns bekannte Siedlung Luzsene, die durch den Tod des Johannes von Branderz freigeworden ist, welches Dorf wir zugleich durch Feudalrecht von der Kirche von Merseburg bekommen haben, dem in Christo verehrten Vater Herrn Friedrich ..., dem Bischof der Kirche von Merseburg, für 80 (Taler ?) Silber verkauft haben. Dieses Geld ist voll und ganz ausgezahlt worden. Diese Siedlung übergeben wir von Hand zu Hand dem Bischof von Merseburg samt allen Weiden, Wäldern, Gebüsch, Äckern und Wasserläufen, die auch zum Fischfang genutzt werden, Mühlen, Mühlsteinen, befestigten Wegen.... Wir verzichten auf alle Rechte und die Nutzung der Kirche von Merseburg und machen hierbei keinen Rechtsvorbehalt. Zum Zeugnis dessen haben wir unser Siegel auf dieses Blatt aufgedruckt. Gegeben zu Wrzenuels im Jahre des Herrn X CC L XX VIII am 8. Tage vor den Iden des September in Gegenwart Friedrichs, dem Sohne Dietrichs, unseres Bruders Alber des erlauchten Landgrafen von Thüringen des Herren Geuehard von Querenwalde, des Alberon, Burggraf von Lrznitz, des Ulrich von Marschalk, des Ritters Otto von Anhalt, des Arnold, Herr von Stamern, des Heimon von Kpozne und vielen anderen Rittern. Nimmt man die Urkunde allein, so hätten wirklich nur die Lützschenaer Grund zum Feiern. Im Verlauf der Geschichte nach diesem Verkauf hat es sich aber ergeben, dass sich die ehemaligen Nachbargemeinden Quasnitz und Hänichen am 1. Februar 1922 zu der Gemeinde Quasnitz zusammengeschlossen haben und diese wiederum in den 30-er Jahren mit Lützschena die Ehe einging. Und vielen von uns noch in Erinnerung, wie sich nach einer kurzen Zeit der Verwaltungsgemeinschaft die politisch selbstständigen Gemeinden Stahmeln und Lützschena am 1. Januar 1994 zur Gemeinde LützschenaStahmeln vereinigten, ehe sie am 1. Januar 1999 als Ortschaft in die Stadt Leipzig einging. Man kann also zu Recht sagen, dass durch verschiedene Heiraten eine Familie entstanden ist, von der eines ihrer Mitgleider einem runden Geburtstag entgegen geht. Auch wenn Stahmeln bereits seit 1120 bekannt und demzufolge älter ist, so hat es demnächst kein Jubiläum zu feiern. Trotzdem sind die Stahmelner, genau wie die Quasnitzer und Hänicher, zu der Feier selbstverständlich eingeladen, so wie es sich in einer ordentlichen Familie eben gehört, dass sich bei einem besonderen Anlaß dazu alle Geschwister einfinden. Und sicher werden noch andere Gäste geladen, seien es Vertreter der Stadt Leipzig, der Stadt Schkeuditz oder anderer umliegender Ortschaften und Gemeinden, nicht zu vergessen unsere Partnergemeinde Hurlach in Bayern. Und wie es bei einer Familienfeier Sitte ist, beteiligen sich alle Hausbewohner an der Vorbereitung des Festes, indem sie beim Saubermachen, Ausgestalten, der Vorbereitung von Geschenken und vielem anderen Nötigen mitmachen. Ich darf also annehmen, daß Sie, liebe Leserinnen und Leser, hier auch mit dabei sind. Nun wäre die Kraft der an der Vorbereitung und Durchführung des Festes Beteiligten sinnlos investiert, ginge es nur um ein paar Tage des Fröhlichseins und Singens. Es soll doch vielmehr erreicht werden, dass die in der Ortschaft Lebenden und Arbeitenden sich mit ihr identifizieren, aus der Geschichte ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln und dieses einsetzen, um die weitere Entwicklung von Lützschena-Stahmeln gemeinsam voranzutreiben. Wenn es also gelingt, ausgehend von der Jubiläumsfeier die Attraktivität der Ortschaft zu erhöhen, das Vereinsleben zu intensivieren, in Sport und Kultur ein höheres Niveau zu erreichen, eine enge Verbindung der Bürger zu ihrer näheren Heimat herzustellen, dann ist das Anliegen des Festes erreicht. Keinesfalls wollen wir uns damit in spalterischer Absicht in Gegensatz zur Stadt Leipzig begeben, sondem meinen, dass es gerade in ihrem Interesse liegt, dass sich ihre Teile durch bürgerschaftliches Handeln gut entwickeln. Horst Pawlitzky |