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Tipps für den Kultur- und Kunstfreund

"Leipzig liest" im 11. Jahr vom 21. bis 23. März 2002

Das weltgrößte Literaturfestival bietet über 900 Veranstaltungen Der Auen-Kurier sprach dazu mit Dr. Eberhard Reimann, Leiter der Arbeitsgruppe zur Organisation des Festivals und Koordinator des Deutschen Buchpreises

Auen-Kurier: Herr Dr. Reimann, was haben die Besucherinnen und Besucher der Literaturveranstaltungen von "Leipzig liest" in diesem 11. Jahr seines Bestehens zu erwarten?

Dr. Eberhard Reimann: Das weltgrößte Literaturfestival seiner Art begleitet auch in diesem Jahr die Leipziger Buchmesse. Es wird wieder ein Gemeinschaftswerk des Clubs Bertelsmann, der Stadt Leipzig, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, des Mitteldeutschen Rundfunks und auf der Messe ausstellender Verlage sein. Über 900 Veranstaltungen sind an den unterschiedlichsten Standorten in Leipzig zu erwarten. Neue Bücher und neue Autoren werden vorgestellt, gleichzeitig aber werden auch Autorinnen und Autoren in diesem Programm ihre Bücher präsentieren, die schon gute Bekannte und Freunde der Besucher geworden sind. Lesen hat immer etwas mit Entdecken zu tun, und jeder, der das vielgestaltige Angebot in Anspruch nimmt, wird Neues entdecken.
Im Programm finden sich gute Traditionen wieder, die bekannt sind und es nachdrücklich bestimmen und auf die wir stolz sind. Beispielsweise die Reihe über jüdische Lebenswelten, die am 21. März vom Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel eröffnet wird. Drei Tage lang werden Autoren in der Alten Nikolaischule das gesamte Spektrum jüdischen Lebens von den unterschiedlichsten Positionen aus reflektieren.

A-K.: Können Sie uns weitere Schwerpunkte des Festivals nennen?

Dr. Rei.: Ein Podium bieten wir den Debütanten unter den Schriftstellern, die es erfahrungsgemäß schwer haben, eine Öffentlichkeit zu finden. In der Universitätsbibliothek wird ihr Platz sein, wo sie bei möglichst vielen Zuhörern für ihre Erstlingswerke hoffentlich die gewünschte Aufmerksamkeit finden werden.
Im Gohliser Schlösschen erwarten die Lyriker ihr Publikum. Dort werden bekannte und unbekannte Dichter zu Wort kommen.
In der Krimi-Session werden Mord und Totschlag aufgeklärt. "Kommissare" aus vieler Herren Länder halten sich an mehreren Abenden an Stelle der dort sonst waltenden Richter, Staatsanwälte und Verteidiger im Saal des Landesgerichtes auf und brillieren mit ihren Kriminalstorys vieler Schattierungen. Zusätzlich nur zur Information: Erstmals werden in einer geschlossenen Veranstaltung im Knast Profi-Kriminalisten mit Krimiautoren über den Realitätsgehalt gängiger Kriminalliteratur disputieren.

A.-K.: Werden wir in der großen Schar der Autoren auch weltweit bekannte Schriftsteller mit neuen Werken begrüßen dürfen?

Dr. Rei.: Bei "Leipzig liest" können die Besucher mit vielen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt Bekanntschaft schließen. Christa Wolf stellt ihre neue Erzählung "Leibhaftig" vor. Sie wird auch noch in anderer Weise auf der diesjährigen Buchmesse eine Rolle spielen. Der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass wird aus seiner bereits viel gerühmten Novelle "Im Krebsgang" lesen. Wir erwarten Jorge Semprun aus Spanien, Per Olaf Enquist aus Schweden und Umberto Eco aus Italien und viele, viele andere, die dem Festival Glanz verleihen. Besonders die Bücherpreis-Autoren sind dabei die Stars.

A.-K.: Dr. Reimann, in diesem Jahr wird erstmals der Deutsche Bücherpreis verliehen, bei dessen Vorbereitung sie der Koordinator sind. Was hat es mit diesem Preis auf sich?

Dr. Rei.: Sein Stifter ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der sich nachdrücklich nach längerer Diskussion (es war auch München im Gespräch) für Leipzig und seine Buchmesse als Verleihungsort ausgesprochen hat. Der Abend des 21. März wird ein absoluter Höhepunkt der Buchmesse. Der Preis wird an Werke in sieben Literatur-Kategorien vergeben. Zu jeder Kategorie werden drei Titel vorgeschlagen. Außerdem gibt es den Preis für ein Lebenswerk, den in diesem Jahr Christa Wolf erhält (Laudator Günter Grass), und einen Publikumspreis. An dessen Wahl kann sich jeder Leser deutschsprachiger Bücher beteiligen. Es muss lediglich das persönliche "Lieblingsbuch aller Zeiten" und der Autor angegeben werden, egal, wie lange das Buch bereits auf dem Markt ist und aus welchem Lande es stammt.
Eine Fachjury aus Buchhändlern, Bibliothekaren und Journalisten, deren Mitglieder bereits die Auswahl der 21 Bücher besorgten, wird dann auch die Preisträger bestimmen. Die bleiben bis zur Fernseh-Gala zur Übergabe der "Bücher-Oscars" streng geheim. Frank Elstner, der wohl bekannteste Fernsehmoderator und Produzent wird dann, unterstützt von Laudatoren, die begehrten Trophäen überreichen, deren Entwurf von Günter Grass stammt, der ja auch bildender Künstler ist. Die Bronze-Preisskulptur zeigt eine geöffnete Hand, in der sich ein "Butt" befindet, der als Symbol der Weisheit und als Gleichnis auf das Buch gilt.

A.-K.: Wo ist das detaillierte Programm von "Leipzig liest" zu erhalten?

Dr. Rei.: Seit dem 1. März liegt es in Leipziger Buchhandlungen und Bibliotheken aus. Es ist dicker als früher. Wer tagesaktuell sein will, klicke sich in die Web-Side des MDR unter der Internet-Adresse: www.leipzig-liest.de ein. Er erhält dort alle erforderlichen Informationen. Änderungen, die bei einem solchen Mammutprogramm nicht ausbleiben, sind dort ebenfalls zu erfahren, sowie vieles Interessante über Bücher, deren Autoren und anderes, was mit der Buchmesse und unserem Festival zusammenhängt.

A.-K: Dr. Reimann, vielen Dank für dieses Gespräch.


Interview: Gottfried Kormann



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