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Rugby Club Leipzig schafft in Stahmeln ein Zentrum für den Breitensport
Unser Ehrenkodex verlangt faires Spiel und Achtung des Gegners


In der Märzausgabe unserer Ortschaftszeitung stellte sich der 2003 in Leipzig gegründete Rugbyclub vor und teilte mit, dass er den Sportplatz Stahmeln unterhalb der alten B 6 als Quartier und Trainingsstätte gewählt hat.

Rugby, nach der gleichnamigen Stadt in Mittelengland benannt, entstand dort 1823 in seiner heutigen Spielform. Es ist ein Kampfspiel zwischen zwei Mannschaften mit in der Regel je 15 Spielern. Ausgetragen wird es auf einem Spielfeld, das nicht länger als 100 m und nicht breiter als 69 m sein sollte. Diejenige Mannschaft gewinnt, welche die meisten Punkte erzielt, die sowohl durch Hand- als auch durch Fußspiel gewonnen werden können. Dazu muss der eiförmige, luftgefüllte Ball aus Leder, Kunststoff oder Gummi, der zwischen 400 und 440 gr. wiegt, in eine Torzone (Malfeld) hinter dem gegnerischen Tor gelegt oder über die Torlatte getreten werden, wobei er bis dahin geworfen, getreten, gefangen oder getragen werden darf. Die Spielzeit beträgt 2 x 40 Minuten mit einer Pause von 5 Minuten.

Wir wollten für die Leser des Auen-Kuriers mehr über die Sportart und den Leipziger Rugby Club wissen und befragten deshalb den 1., Vorsitzendes des RUGBY Landesfachverbandes Sachsen e.V. und Mitbegründer des Rugby Clubs Leipzig e.V. Diplom-Ingenieur Jürgen Weber, der im Beruf öffentlich bestellt und vereidigter Bausachverständiger ist.

Auen-Kurier: Herr Weber, vor vielen Jahren waren Sie aktiver Rugbyspieler, gestählt von vielen Siegen, aber auch von mancher Niederlage. Warum gehört Ihre Leidenschaft und Ihr beispielgebendes Engagement gerade diesem Kampfspiel?

Jürgen Weber: Bevor ich Ihre Frage beantworte, möchte ich zunächst über ein bedeutendes Ereignis für unseren Club sprechen. Seine U-15 Jugendmannschaft wurde soeben Deutscher Meister und verwies die Mannschaften solcher Hochburgen des Rugby-Sports wie Heidelberg und Hannover auf die Plätze. Darüber freuen wir uns sehr und sind stolz auf unsere Spieler.

A.-K.: Herzlichen Glückwunsch der Mannschaft zu ihrem Pokal und dem Club zu seinem Erfolg

J. W.: Danke. Doch nun zu Ihrer Frage. Meine erste Begegnung mit Rugby war durch alte Schulkameraden aus der Wahrener Schule, in einer Zeit, wo ich noch an der Sportschule Ringer war. Durch eine Verletzung musste ich das Ringer-Leistungszentrum verlassen und suchte nach einer interessanten Sportart. Ich fand sie in Form von Rugby.
Von Anfang an beeindruckte mich bei dieser Sportart die Fairness der Spieler untereinander. Alle Spieler sind ständig in Bewegung, und während des Spiels passiert in jeder Phase Neues. Wenn man die Regeln erst einmal beherrscht, ist diese Sportart attraktiver für den Zuschauer, als Fußball. Wenn ich heute zurückdenke, dann kann ich feststellen: Rugby und der `EhrenkodexA der Sportart haben mich geformt, sie haben mir Disziplin beigebracht und Achtung gegenüber jedem Andersdenkenden, gleich welcher Hautfarbe und welchen Aussehens. Ähnlich wie mir geht es den meisten anderen Spielern auch.

A.K.: Herr Weber, Sie sprechen von einem `EhrenkodexA der Rugbyspieler. Können Sie den etwas genauer beschreiben?

J.W.: Es gibt meine Mannschaft, für die setze ich zweimal vierzig Minuten alle meine Kräfte, all mein sportliches Können in absoluter Fairness ein. Mit ihr kämpfe ich um den Sieg. Jedoch nach dem Spiel feiern beide Mannschaften, die aufeinander trafen, gemeinsam. Beide wissen, dass es im nächsten Spiel schon ganz anders aussehen kann. Wir sprechen von einer `dritten HalbzeitA; denn das Feiern hat bei uns einen wichtigen Stellenwert.
Fairness und Akzeptanz zeigen die Spieler auch gegenüber dem Schiedsrichter. Seine Entscheidung wird, wie immer sie ausfallen und von dem einzelnen Spieler beurteilt werden mag, ohne Widerrede akzeptiert.

A.K.: Was führte den unter Ihrer Leitung stehenden Landesfachverband und den Leipziger Club ausgerechnet nach Stahmeln.

J.W.: Ganz einfach. Wir suchten schon lange Zeit eine eigene Spielstätte, in der wir unsere weitreichenden Pläne verwirklichen können. Durch Zufall wurden wir auf die damals leer stehende Sporteinrichtung in Stahmeln aufmerksam. Wir besichtigten sie und stellten fest, dass da zwar viel gemacht werden muss, aber gleichzeitig ideale Möglichkeiten gegeben sind, um dort das regionale Zentrum des Rugby Clubs und eine Breitenbasis für den Freizeitsports einzurichten.

A.K.: Erzählen Sie bitte etwas über den Rugby Club Leipzig e.V. (RCL)

J.W.: Er umfasst gegenwärtig 130 Mitglieder. Er gliedert sich in drei Bereiche. Da ist zuerst die Rugby Abteilung im Sinne eines leistungsorientierten Breitensports mit Wettkampfbetrieb. In ihr befinden sich 3 Schüler-Mannschaften (A-C) und die Mannschaften der Männer, der Alten Herren und der Frauen. Dazu kommen die `PampersA, das sind Kinder ab dem 5. Lebensjahr, die wir gern sehen, um sie so früh wie möglich an Rugby heranzuführen. Außerdem gehört der `O.K. RugbyA dazu, da sind Sportler zusammengefasst, die, aus welchen Gründen auch immer, aus den leistungsorientierten Mannschaften rausfallen oder die sich auf eine Aufnahme vorbereiten.
Ein zweiter Bereich dient dem Breitensport in seiner Vielfalt. Da werden unter fachlicher Anleitung Volleyball. Federball oder Fußball gespielt oder Ausdauerlauf und Gymnastik betrieben, um nur einige Beispiele zu nennen. In diesem Bereich geht es uns darum, Leute zu gewinnen, nicht zuletzt besonders auch aus Stahmeln und Lützschena, die sich sportlich betätigen möchten, ohne sich auf eine bestimmten Mannschaft oder Sportart festlegen zu wollen. Im dritten Bereich sollen Leute aus der Umgebung zum Spaß als Zuschauer und Mitgestalter von Veranstaltungen kommen. Sie sollen sich bewegen und fit halten können. Für diese drei Bereiche und mehr wird von uns das Sportzentrum Stahmeln attraktiv gestaltet. Interessenten können sich jederzeit melden.

A.K.: Was sind die nächsten Vorhaben des Clubs?

J.W.: Neben dem laufenden Training und der allgemeinen Sportausübung wird es in diesem Jahr weitere nationale und internationale Wettkämpfe auf der Anlage geben. So am 11. und 12. September das Turnier der Alten Herren und am 2. und 3. Oktober der Wettkampf zwischen Niedersachsen und Sachsen um den Messepokal sowie ein Länderspiel der Frauen, Deutschland gegen Belgien, um nur diese Ereignisse zu nennen.

Ich möchte jedoch vor allem auf ein neues, für uns sehr wichtiges Projekt hinweisen. Mit Beginn des neuen Schuljahres bieten wir sportinteressierten Kindern eine Betreuung an jedem Wochentag in der Zeit von 13 bis 17 Uhr an. Von sachkundigen Helfern werden die Kinder in Empfang genommen, ihnen wird bei der Erledigung der Hausaufgaben geholfen und sie können sich unter fachlicher Aufsicht in der Gemeinschaft bewegen und sportlich betätigen. Vier Stunden am Nachmittag erleben sie eine sinnvolle Freizeitgestaltung, welche sie selbst beeinflussen können. Ganz umsonst können wir das verständlicherweise nicht bieten. Als Voraussetzung für die Teilnahme müsste das Kind mit einem monatlichen Beitrag von 5 Euro Clubmitglied werden und dazu ein Erwachsener, der pro Monat 12 Euro zu zahlen hätte. Das ist für die Versicherung und die Wirtschaftlichkeit notwendig, und man darf nicht vergessen, dass die Kinder und Jugendlichen von 7 bis 15 Jahren dafür jeden Tag zu uns kommen können.

Wir suchen außerdem noch für jeden Dienstag ab 18 Uhr Sportler ab 45 für Fußball und OK-Rugby. Weiterhin soll ab 1. August eine Sportstunde für über 50-Jährige Sportler und Sportlerinnen eingerichtet werden. Und auch dafür sollten sich Interessenten vorsorglich melden.

A.K.: Vielen Dank für dieses Gespräch

Interview: Gottfried Kormann

Kontakt: Rugby Club Leipzig e.V., Stahmelner Straße 218, 04159 Leipzig. Tel. 0341-4627216 / 0341-5662401
(Siehe auch Auen-Kurier vom 5. März 2004, S. 12)




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