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Hochwasserschutz für Lützschena und Stahmeln
Im Zentrum: Gefahrenbrecher Luppe-Deiche


Mitte Dezember 2004 hat ein Artikel in der "Leipziger Volkszeitung" bei Lesern Diskussionen ausgelöst. Er war mit Hochwasserschutz rückt in weite Ferne überschrieben.
Berichtet wurde, dass für Leipzigs Hochwasserschutz das wichtige Tagebaurestloch Zwenkau nach dem neuesten Sanierungsplan erst ab 2008/2009 wirksam werden kann. Kein Wunder, dass angesichts dieser kritischen, besorgniserregend erscheinenden Meldung auch die Frage gestellt wird: Wie sicher sind Lützschena und Stahmeln tatsächlich gegen Hochwasser gefeit? Der Redakteur des Auen-Kuriers machte sich auf den Weg ins Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig und konsultierte die für die Wasserwirtschaft, speziell die Pflege und Unterhaltung der Fließ- und Stillgewässer, zuständigen Experten.
Ihre Auskünfte sind verheißungsvoll. Um es gleich vorweg zu sagen: Das Tagebaurestloch Zwenkau ist nicht das entscheidende Zentrum des Hochwasserschutzes für Leipzig. Es ist ein Teil der Fülle von Schutzmaßnahmen, die Schritt für Schritt von den dafür verantwortlichen Behörden verwirklicht werden. Das Wasser zur Füllung des Restloches einst abgebaggerter Kohle kommt vor allem aus der Weißen Elster.

Leipzig verfügt über ein von der Landestalsperrenverwaltung erarbeitetes wirksames, auf lange Sicht angelegtes `Generationskonzept zum Hochwasserschutz. Wenn es eines Tages vollständig realisiert sein wird, dann gehört ein Hochwasser mit einer 150-jährlichen Wiederkehrwahrscheinlichkeit in der Messestadt für immer der Geschichte an. Freilich wird bis dahin noch viel Wasser durch Weiße Elster, Pleiße, Parthe und Neue Luppe in Richtung Saale fließen. Noch ist deshalb gegenwärtig für Lützschena und Stahmeln kein hundertprozentiger Hochwasserschutz vorhanden.

Theoretisch werden Lützschena und Stahmeln durch zwei Ursachen für Hochwasser gefährdet. Eine Bedrohung kommt innerhalb des Stadtgebietes von der Weißen Elster. Doch hier wird sie nur dann über ihre Ufer treten, wenn die Parthe Hochwasser führt. Wenn es in Leipzig lange in Strömen gießt, dann rauschen die Regenwassermassen in die Parthe. Das ist kein seltenes Phänomen, wie die historischen Erfahrungen beweisen.

Eine zweite Möglichkeit lenkt die Blicke nach Thüringen (Gera) und Sachsen-Anhalt (Zeitz). Dort fließt die Weiße Elster. Bekanntlich entspringt sie im Elstergebirge auf tschechischem Gebiet. 247 Kilometer lang bildet sie dann den rechten Nebenfluss der Saale. In Leipzig nimmt sie die Pleiße auf, deren Quelle südwestlich von Zwickau, in Ebersbrunn, zu finden ist. Wegen der Braunkohlentagebaue und der kohleverarbeitenden Industrie wurde die Pleiße in den 70er Jahren weitgehend kanalisiert und abgedichtet. Die dadurch weggefallenen natürlichen Überschwemmungsgebiete wurden durch Talsperren und Speicher besetzt. Der vereinte Fluss gabelt sich im Stadtgebiet in Elster und Neue Luppe und kommt später wieder zusammen. Die Vereinigte Weiße Elster mündet bei Halle in die Saale. Wenn die Flüsse durch Schneeschmelze oder riesige Niederschläge, ausgelöst durch eine extreme Wetterlage zwischen den britischen Inseln und dem Golf von Genua in Italien (unter anderem Ursache für das Oder- und Elbehochwasser in den letzten Jahren), zum Hochwasser anschwellen und die ungeheure Wassermenge eine Fließgeschwindigkeit von 500-660 Kubikmeter pro Sekunde erreicht, dann sind große flussnahe Bereiche von Leipzig vom Hochwasser bedroht und damit auch der Raum Lützschena-Stahmeln.

Den neuralgischen Punkt für unsere Ortschaft bildet dabei die Neue Luppe. Schutzmaßnahmen müssen sich deshalb in erster Linie auf den Luppe-Deich richten. Vorgesehen sind die Erhöhung und Verbreiterung der Deiche und ihre umfassende Sanierung. Die erste Etappe vom Heuweg bis zum Auensee ist bereits vollendet. Der Abschnitt Auensee bis zur Höhe des Schlossparks von Lützschena steht für 2005/2006 an. Später wird sich dann die 3. Etappe vom Park bis nach Modelwitz anschließen. Natürlich muss für die Maßnahmen das erforderliche Geld vorhanden sein, und vom Freistaat Sachsen ist zu hoffen, dass er die Sanierungsmaßnahmen wie bisher auch künftig tatkräftig finanziell unterstützt.

Schutzmaßnahmen, an denen gearbeitet wird, bilden auch die Erweiterung der Überflutungsflächen. Ein riesiges Gebiet des Auwaldes südlich der Neuen Luppe wird geflutet durch Öffnung des Nahleauslassbauwerkes. Auch die Einwohner von Lützschena und Stahmeln dürfen versichert sein, dass am Hochwasserschutz in Leipzig kontinuierlich gearbeitet wird.

Gottfried Kormann

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