Auenkurier
März 2005

 

Dank und Anerkennung für beispielgebendes bürgerschaftliches Engagement



Die Feierstunde am Nachmittag des 19. Februar im historischen Ambiente des Festsaals im Alten Rathaus am Markt war ein würdiges und eindrucksvolles Ereignis.

Es nahmen daran viele Ehrengäste teil, darunter auch die Ortsvorsteherin und die Mitglieder des Ortschaftsrates von Lützschena-Stahmeln, sowie Mitglieder der örtlichen Vereine und der Freiwilligen Feuerwehr, deren Ehrenbrandmeister ausgezeichnet wurde. Der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Wolfgang Tiefensee, verlieh dem Hotelkaufmann und Kunstmäzen Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg, seit 1996 Präsident der "Maximilian Speck von Sternburg Stiftung", seit 2001 "Vorstand des Vereins der Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig" und aktives Mitglied im "Förderkreis Max Klinger", anlässlich seines 70. Geburtstages die "Ehrenmedaille der Stadt Leipzig".

Die hohe Auszeichnung wird nur 25 Mal vergeben an " Frauen und Männer, die sich um das politische, kulturelle, religiöse, wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Leben der Stadt in besonders herausragender Weise verdient gemacht haben oder durch ihr geistiges oder künstlerische Werk das internationale Ansehen der Stadt gemehrt haben" (Auszug aus dem Statut zur Verleihung der Ehrenmedaille).

In der Ansprache des Oberbürgermeisters und in der großartigen Laudatio des Direktors des Museums der bildenden Künste Leipzig, Dr. Hans Werner Schmidt, an Wolf-Dietrich Freiherrn Speck von Sternburg, wurden auch dessen bleibende Leistungen für die Ortschaft Lützschena und den Erhalt sowie die Rekonstruktion des Schlosses und seines Parks gewürdigt. Andererseits bat der Freiherr in seinen Dankesworten in aller Öffentlichkeit den Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, gemeinsam mit dem Stadtrat alles zu tun, was der Ausprägung der Identität der Bürger Lützschena-Stahmelns und der erfolgreichen Entwicklung der Ortschaft dient.

In der Begründung zur Auszeichnung heißt es, dass Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg durch seinen selbstlosen Einsatz für den Verbleib der Kunstsammlung Maximilian Speck von Sternburg in der Stadt dafür Sorge getragen hat, dass ein Kernstück des Bestandes des Museum der bildenden Künste in Leipzig in Form einer Stiftung der Stadt und für die Öffentlichkeit erhalten werden konnten. Die außerordentliche Größe der Leistung wird deutlich, wenn bedacht wird, dass die 1945 im Zuge der Bodenreform enteignete einzigartige und viele Millionen Euro wertvolle Kunstsammlung nach der Wende auf gesetzlicher Grundlage an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben wurde und von ihnen hätte, wie es andere Adelshäuser taten, dem Museum entzogen und verkauft werden können. Es handelt sich immerhin um 207 kostbare Gemälde und rund 700 Grafiken und Zeichnungen sowie eine erlesene Kunstbibliothek Durch die großherzige Tat des Freiherrn und durch sein fortdauerndes mäzenatisches und ehrenamtliche Engagement zugunsten des Museums der bildenden Künste und der Stiftung hat er sich in besonderer Weise verdient gemacht und das Ansehen der Stadt Leipzig im In- und Ausland vermehrt.

" Angelegenheiten, die ich auf mich zukommen sah, sondern auch weil ich in Lützschena etwas bewirken wollte. Im Alter, wenn das berufliche Leben langsam dem Ende zugeht noch einmal etwas anpacken zu können, empfand und empfinde ich als schöne Herausforderung. Die Sternburg-Brauerei, die 1990 rund 500 Mitarbeiter hatte und 500.000 Liter Bier ausstieß, konnte leider nicht gerettet werden. Möglichkeiten dazu waren da, aber es war sicher ein falscher Weg, den die Treuhand einschlug. Dafür konnte ich in Lützschena ein wenig beim Aufbau und Einrichten der Kommunalverwaltung, der Kirchengemeinde und der sich neu formierenden Freiwilligen Feuerwehr helfen. Es waren Aufgaben, denen ich gerne und mit Begeisterung nachging. Im Lützschenaer Park und Schloss haben wir auch einiges erreichen können. Park und Schloss sind für die Bevölkerung, die Öffentlichkeit, ein Ort der Erholung und Freude geworden.!"

(Auszug aus dem Beitrag von Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg in der Leipziger Volkszeitung vom 17. Februar 2005 für die Reihe "Nachdenken über Leipzig".)

Lebensdaten

Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg wurde am 17. Februar 1935 in Stolp (Pommern, heute die polnische Stadt Slupsk) geboren.
Mit Mutter und seinen drei Geschwistern flüchtete er zu Kriegsende 1945 gen Westen.
In Wiesbaden besuchte er die Schule. Später absolvierte er eine Lehre zum Hotelkaufmann. Danach arbeitete er einige Jahre in Ecuador und Peru und studierte Management in den USA.
Seit 1964 bis zu seiner Pensionierung war Wolf-Dietrich Freiherr Speck von Sternburg in der Münchner Hotel- und Gaststättenbranche als Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung einer angesehenen Münchner Hotelbetriebsgesellschaft, speziell auch in der Messe-Gastronomie, tätig.
In dieser Zeit fungierte er auch als Mitglied im Prüfungsausschuss für Hotelkaufleute der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, war langjähriger Berater von German Food Centre in London und Präsident der Vereinigung Ehemaliger Reichenhaller Hotelfachschüler.
Er ist ein großer Freund der Künste, Ehrenritter und Rechtsritter des Johanniterordens und ein engagierter Freizeitsportler. Er spielt Tennis und fährt Ski (alpin) .
Ist er in Leipzig, kann man ihn oft auf dem Fahrrad sehen: "Nur damit bewege ich mich durch die Stadt."

(Quelle: LVZ vom 17. Februar 2005)

Während des gleichen Festaktes wurde auch das jüdische Ehepaar Brigitte und Rolf Kralovitz mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet für ihre mit privaten Mitteln finanzierte Bildungsarbeit für Leipziger Kinder und Jugendliche. Der heute erblindete Rolf Kralovitz, 1925 in Leipzig geboren und 1943 von der SS deportiert, zählt zu den vier Leipziger Juden, die nach der Befreiung des KZ Buchenwald in ihre Heimatstadt Leipzig zurückkehrten. Er überlebte als Einziger seiner Familie den Holocaust. Bis heute fühlt sich Rolf Kralovitz, mit Leipzig, trotz seiner bereits im Herbst 1946 erfolgten Umsiedlung in den demokratisch-freiheitlichen Westen (Bundesrepublik Deutschland und USA) engstens verbunden. Seine Frau Brigitte, geborene Meckauer, Tochter eines jüdischen Schriftstellers, der mit seiner in Breslau wohnenden Familie aus Deutschland vor der Judenverfolgung der Nazis flüchten musste, lernte Rolf Kralovitz in New York kennen. 1952 heirateten sie in den USA und kehrten ein Jahr später nach Deutschland zurück. Mit ihrem Mann teilt sie die Begeisterung und das Engagement für Leipzig.
Der Auen-Kurier gratuliert den Ausgezeichneten herzlich.

  


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