Auenkurier
Juni 2005

 

Willkommensgruß dem Storchenpaar in Lützschena

 

In diesem Jahr sind sehr wenige Störche aus ihren interquartieren zurückgekehrt, so dass es ein besonderer Glücksfall ist das es im Nest auf Gordelts Schornstein klappert. Im Umkreis sind nur die Nester in Modelwitz und Lützschena belegt, alle anderen sind verwaist. Laut torchenexperten sind die genauen Ursachen unbekannt und es wird vermutet das es folgende Gründe sein könnten: Sandstürme in der Sahara, zu geringer Auftrieb über dem Wasser, Bekämpfung der Heuschreckenplage mit Pestiziden oder eine starke Dürreperiode. Durch was es auch ausgelöst wurde die Experten sprechen von einem Rückschlag der Storchenpopulation auf das Niveau von 1997, wenn nicht sogar wie in den siebziger Jahren.

Ergebnisse langjähriger Beobachtungen

Jungstörche in unserer Region

Die Tragödie geschah 1934. Im heute zu Sachsen gehörenden Schkeuditzer Ortsteil Papitz brannte eine Scheune mit 3 Jungstörchen ab. Danach kam es auf dem gleichen Papitzer Gehöft erst wieder 1974-1976 zur Ansiedlung von Störchen. Im Übrigen fanden vorher die letzten Storchenbruten auf dem ehemals sächsischen Gebiet in der nordwestlichen Aue kurz nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Gundorf und Hänichen statt.
Erst 1992 kam es im Zuge des Anwachsens der Storchenbestände im östlichen Deutschland wieder zu einer Ansiedlung des so beliebten Vogels in der nordwestlichen Elsteraue in Modelwitz. Ein Paar baute auf der Esse einer dortigen Industriebrache seinen Horst. Ein Junges wurde ausgebrütet, das aber aus Nahrungsmangel nicht überlebte. Dennoch ist der Horst seitdem durchgehend besetzt. Bisher wurden dort 32 Junge erbrütet, von denen aber nur 22 flügge wurden.
Fachwissenschaftliche Beobachtungen brachten folgende Ergebnisse:
- 1995 versuchte ein zweites Paar in Gundorf einen Horst zu bauen. Das schlug leider fehl.
- 1996 befand ein Storchenpaar, das sich die auf dem Schornstein der Gärtnerei Gordelt in Lützschena angebrachte Unterlage für eine Brutstätte gut eignet. In dem gebauten Horst schlüpften im Laufe der Jahre 26 Junge, 22 davon wurden flügge, 4 waren nicht lebensfähig.
- Zwischen 1997 und 2001 brüteten Störche vergeblich auf einer Werkstattesse in Gundorf. Eine Brut mit 4 Jungen ging verloren, in den anderen Jahren wurden die Gelege verlassen. Im Jahre Im Jahre 2000 kehrte nur das Weibchen zurück. Sie legte 2 Eier und wehrte alle Angriffe fremder Störche ab. Wahrscheinlich siedelte das Paar nach Dölzig über.
- 1997 siedelte sich ein Storchenpaar im Ortskern von Schkeuditz in der Mühlstraße an, ein zweites Paar auf einer Gärtnereiesse in Wehlitz.
-2002 klappte es dann in Dölzig. Eine durch Bergsteiger angebrachte Nestunterlage auf der ` Hohen Esse A am Kanaldamm wurde von den Störchen für gut befunden. Im ersten Jahr gab es noch keinen Nachwuchs. Im folgenden Jahr 2003 ging ein Altvogel während der Brutperiode verloren. Das Gelege wurde damals aufgegeben. Doch 2004 wurden 3 Junge groß, von denen aber nur 2 den Weg ins Winterquartier antraten.
Freie Storchenwohnungen sind noch in Hänichen auf der gleichen Villa, die schon vor 100 Jahren einen Horst beherbergte, in Papitz auf dem alten Gehöft, in Kleinliebenau und auf dem Gut in Wehlitz vorhanden.
Bekannt sind in den Jahren zwischen 1995 und 2002 insgesamt 95 geschlüpfte Junge, davon sind 21 im Horst verendet. Hauptursache dafür waren Nahrungsmangel, Krankheiten sowie Kälte und Nässe in jener Periode, in der sich die Störche vom Daunenkleid ins volle Federkleid ummausern. 53 Junge wurden beringt, 12 von ihnen wurden der Vogelwarte Hiddensee gemeldet, als tot oder ein- bis mehrfach abgelesen mit der Angabe der Fundorte.
Dabei gab es manche Überraschung. Einen der 3 Jungvögel des Jahrganges 1993 aus Modelwitz verschlug es nach Bayern. Sein Ring wurde 1997 in Gerolfingen und 1998 in Weitingen abgelesen, wo er auch 2000 brütete; 2001 brütete er in Ornbau. In den mittelfränkischen Orten Wilburgstätten und Schopsloch war er zwischen 2003 und 2004 zu Hause, immerhin 271 bzw. 290 Kilometer südwestlich vom Erbrütungsort.
Ein Jungstorch der Brut von 1999 aus Wehlitz mit der Ringnummer H 0787 wurde am 1. September 1999 aus Sant-Germain in Frankreich als tot gemeldet. Der Ring H 0788 des aus der gleichen Brut stammenden Storches wurde im Juli 2001 im Storchendorf Rühstedt in der Prignitz abgelesen. Dieser Storch brütete 2002-2004 in Hornbostel bei Lüneburg, 217 Kilometer nordwestlich von Schkeuditz.
Der im ebenfalls im Jahr 1999 in der Schkeuditzer Mühlstraße mit dem Ring H 793 versehene Jungvogel brütete 2003 in Frohburg im Kreis Leipziger Land. Sein Nestgeschwister mit dem Ring H 0794 wurde 2004 in Aken an der Elbe ausgemacht.
Während ein Teil unserer Störche aus der Region über Frankreich nach der Iberischen Halbinsel zogen, flog der 2003 mit dem Ring M 849 gekennzeichnete Storch aus der Mühlstraße in Schkeuditz in Richtung Südost und fand in der Nähe von Pest/Ungarn an einer Elektrizitäts-Freileitung den Tod.
2003 wuchsen bei Gordelt in Lützschena 3 Junge heran, sie blieben zuerst zusammen und wurden aus einem Storchentrupp im Kreis Meißen/Radebeul am 13. August gemeldet.
Wenig Glück hatte eines der 3 Jungen von 2004 aus Dölzig. Bei ersten Flugversuchen stürzte es so unglücklich ab, dass es verstarb. Nicht viel besser erging es dem einzigen Jungvogel des Jahrganges 2004 aus Modelwitz, er wurde am 20. August tot in Brandis, 29 Kilometer entfernt, gefunden.
Am 23. und 24. August 2004 wurden aus einem Storchentrupp bei Schmiedewalde im Kreis Meißen/Radebeul je ein Jungstorch dieses Jahrgangs aus Dölzig und Lützschena zusammen mit einem Jungtier aus Knauthain anhand der Ringe identifiziert.
Wo unsere Brutstörche herkommen, ist nur bei zweien bekannt. Einmal von einer Störchin mit dem Ring Paris 2352, die sich 1999 in Modelwitz einstellte und dort über den Winter hinweg verblieb. Sie wurde im November 1995 in Frankreich beringt. Ob sie dort auch schlüpfte, ist ungewiss, da sie verletzt in Menschenhand geriet. 2004 tauchte in Lützschena ein Vogel mit einem tschechischen Ring auf. Er vertrieb nach einigen Kämpfen den bisherigen Horstinhaber.
Hoffen wir, dass die bisherigen und kommenden beringten Störche Aufschluss darüber geben, wo sie auf ihrem Lebensweg abbleiben. Meine bisherigen Recherchen besagen, dass im Herbst einige Störche aus unserer Region über den Balkan nach Südafrika fliegen, der größere Teil aber offensichtlich die Route Frankreich-Spanien wählt und vermutlich in Einzelfällen sogar bis in die Sahelzone vordringt. Auf dem Rückweg bleiben dann einige in den alten Bundesländern hängen und erhöhen so die dortige Storchenpopulation.
Günter Erdmann

  


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